Neue Netzsperren-Initiative des Bundesrates

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Vor 2 Tagen, am 30. April 2014, hat der Bundesrat die Vernehmlassung zum geplanten neuen Bundesgesetz über Geldspiele (BGS) eröffnet

Einmal mehr sollen Netzsperren eingerichtet werden um eine lokale Branche zu schützen. Im 7. Kapitel steht der folgende Artikel:

Art.88 Sperrung des Zugangs zu nicht bewilligten Spielangeboten 

  1. Der Zugang zu online durchgeführten Geldspielen ist zu sperren, wenn die Spiel-angebote in der Schweiz nicht bewilligt sind.
  2. Gesperrt wird ausschliesslich der Zugang zu Angeboten, deren Anbieter ihren Sitz im Ausland haben und die in der Schweiz zugänglich sind.
  3. Die ESBK und die interkantonale Vollzugsbehörde führen und aktualisieren jeweils eine Sperrliste betreffend die Angebote in ihrem Zuständigkeitsbereich.
  4. Die Fernmeldedienstanbieterinnen sperren den Zugang zu den Spielangeboten, die auf der Sperrliste aufgeführt sind.

Wie wir wissen, stehen Netzsperren für unliebsame Inhalte auch auf der Forderungsliste der AGUR12

Die Grundsätzlichen Probleme im Zusammenhang mit Netzsperren sind hinlänglich bekannt und müssen nicht wiederholt werden.

Ich möchte hier darauf aufmerksam machen, dass es sich abzeichnet, dass für jedes Problem welches irgendeine Interessengruppe gerade sieht, das Instrument der Netzsperren gefordert wird und dass wir eine Inflation der Sperrlisten sehen werden, wenn wir dieser Idee nicht eine klare grundsätzliche Absage erteilen.

Ein Internet welches durch politisch motivierte Sperrlisten blockiert ist, ist ein Internet der Zensur und des Totalitarismus.

Wir müssen endlich einsehen, dass die vielen einzelnen Gründe für Sperrlisten am Ende zu einem völlig unfreien und ungerechten System führen werden, welches einzig dazu dient, bestehende Strukturen zu schützen und die ursprüngliche Idee, der politischen und ökonomischen Befähigung des Einzelnen in kleinen und dezentralen Systemen, vernichtet.

Wir dürfen uns nicht blenden lassen von Begehrlichkeiten von Industrien, die unter dem Deckmantel des Schutzes des kleinen Mannes (und der kleinen Frau natürlich) bzw. des kleinen Künstlers, nicht anderes im Sinn haben, als den grossen Machtstrukturen, ihre etwas in Bedrängnis geratene Position zu sichern.

Auch in diesem Gesetz geht es in erster Linie darum, dem Kapital der Kasinobetreiber und den Pfründenverwalter der Lotteriegesellschaften ihre Geldquellen zu sichern. Der unbedarfte Spieler, den zu schützen sie vorgeben, ist ja gerade der, den sie gerne selber ausnehmen wollen. 

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Die SuisseID ist eine Katastrophe für das offene Netz in der Schweiz

Ich habe mich ja bis vor kurzem nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt, weil ich davon ausgegangen bin, dass das sowieso nichts wird. Ich war der Meinung, dass das eine der vielen von Behörden getriebenen IT Initiativen sein wird, die im Sande verlaufen, weil sie am Markt vorbei entwickelt werden und es den Beteiligten hauptsächlich darum geht, das Projektgeld beim Bund und Kantonen abzuzügeln.

Jetzt scheint es den Leuten rund um die SuisseID aber ziemlich ernst zu sein und das Ganze wird auch nochmal mit Bundesgeldern subventioniert, damit sich das Unding möglichst rasch verbreitet.

In den Medien und Blogs wird das alles ziemlich kritiklos aufgenommen, wenn nicht sogar beklatscht. Was in Anbetracht der Konsequenzen für das offene Netz, sollte sich das System flächendeckend durchsetzen lassen, eigentlich tragisch ist.

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Der Fall Hegemann und die Freilassung der Ideen

Zum Fall Helene Hegemann ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Das Beste was mir bislang unter die Augen gekommen ist, von Regula Freuler in der letzten NZZ am Sonntag, "Literatur mischt alles mit allem", leider (noch) nicht online verfügbar.

Die allgemeine Hysterie, um die paar übertragenen Textstellen ist so lächerlich wie erhellend. Zeigt sie doch sehr schön, auf welchen Irrwegen wir uns im Bezug auf die Beurteilung der Produktion von kulturellen Artefakten bewegen. Dieselben Irrwege, die auch die Grundpfade für die gesellschaftliche Bewertung des Konstruktes des geistigen Eigentums bilden.

Wir glauben, dass es so etwas wie persönliche, eigene Ideen gibt, die dem gehören, der diese für sich behauptet.

Dieser Glaube ist vermutlich falsch. Jede Idee, jeder Gedanke steht auf einem anderen, bereits da gewesenen.

Ideen entstehen erst durch die Interaktion mit der Umwelt. Stellen wir uns im Gedankenspiel ein menschliches Gehirn vor, welches künstlich ernährt, ohne Sinnesorgane in einem dunklen Raum aufwächst und dort irgendwann, nach einem nicht gerade erfüllten leben, stirbt. Damit wir wissen, was in diesem Gehirn vor sich geht, stellen wir uns ein Display vor, dass die Ideen, die das Gehirn produziert anzeigt. Was würden wir wohl auf diesem Display sehen? Nichts, behaupte ich, ohne Kühnheit.

Das bedeutet nicht, dass jedes Individuum nicht auch seinen Beitrag zu einer ausgedrückten Idee leistet, sei dies ein Text, ein Bild, oder welche Art von kultureller Äusserung auch immer. Aber das Eigentum für diese Idee für sich beanspruchen zu wollen ist grundlegend falsch, um nicht zu sagen verwerflich.

Es ist falsch, weil die Idee nicht alleine aus sich selbst entstanden ist, und es ist falsch, weil sie gar nicht hätte entstehen können, wenn vorher alle anderen ein solches Dogma konsequent umgesetzt hätten. Wenn jeder das Eigentum auf seine Ideen geltend macht, und diese nicht verwendet werden dürfen, dann gibt es keine weiteren Ideen mehr.

Nun, einfach kopieren beinhaltet nicht die geringste Eigenleistung, könnte man hier einwerfen. Da Stimme ich sogar zu. Aber kopieren schadet auch niemandem. Und die Weitergabe und Weiterentwicklung von kulturellen Motiven, oder Meme oder wie immer sie nennen wollen basiert letztendlich darauf, dass sie kopiert werden müssen um weitergegeben werden zu können. Sie werden kopiert und dabei verändert, manchmal mehr, manchmal weniger. Originalität gibt es so, wie es uns das Wort vorgaukelt, eben nicht.

Jedes neue Werk beinhaltet Elemente von anderen Werken, manchmal sind es offensichtliche Zitate, manchmal eher versteckte, und oft einfach nicht mehr zurückverfolgbare Inspirationen.

Helene Hegemann hat ja auch keinen Roman kopiert oder abgeschrieben. Sie hat ein neues Werk geschaffen, punkt. Und dieses Werk wird wieder für andere Werke Inspiration sein, und irgendwann werden die "Vaselintitten" wieder verschwunden sein, oder vielleicht in hundert Jahren bei ein paar wenigen etymologischen Feinschmeckern die Diskussionsrunde bereichern.

Es gibt Kunstgattungen, bei welchen die gegenseitige Inspiration in Echtzeit stattfindet, zum Beispiel bei Improvisationen in Musik oder Theater. In anderen Bereichen ist der Prozess langatmiger, gehen die Meme verschlungenere Pfade, doch das Prinzip bleibt dasselbe.

Natürlich kann man sich wünschen, dass die Inspirationsquelle genannt wird, aber wichtig ist dies für die Gesellschaft nicht. Kommt dazu, dass diese Quelle in den meisten Fällen auch gar nicht bekannt ist.

Ich weiss zum Beispiel beim besten Willen nicht mehr, wo ich welchen Input für diesen Text erhalten habe. Wann, welcher Gedanke durch welchen anderen angestossen wurde. Es waren wohl Bücher, Webtexte, Gespräche, Zeitungsartikel? Es ist auch nicht wichtig.

Wichtig ist einzig, dass ein weiteres kulturelles Artefakt in der freien Wildbahn ist, und sich seinen Weg in die Gehirne der Menschen bahnen kann oder auch nicht, und dann irgendwann in den Tiefen des Datennetzes verstummt.

Wenn wir eine Gesellschaft wollen, die sich durch den kulturellen Austausch entwickelt, die geradezu durchtränkt ist von Ideen, welche sich auf verschiedenste Weisen manifestieren, sei dies in Texten, in Songs, in Bildern, in Filmen, usw. dann sollten wir diese Ideen, die wir durch das unsägliche Konstrukt des geistigen Eigentums domestiziert haben, wieder in die freie Wildbahn lassen.

In diesem Sinne hoffe ich, dass der Fall Hegemann dereinst als Ausdruck einer Zeit der Freilassung der Ideen gelten wird, und sich dieses Plagiatsgeschrei als letztes Aufbäumen eines vom austerbenden bedrohten Memes erweist.

Free the memes, and there may be a better world!

Open Data Initiativen in der Schweiz?

Für die Analyse vieler gesellschaftlichen und damit politischen Fragestellungen werden statistische Daten benötigt und auch mit viel Aufwand erhoben. Aus diesem Grund gibt es in der Schweiz das Bundesamt für Statistik und die diversen weiteren Statistischen Ämter bzw. Dienste der Kantone, Gemeinden und anderer Institutionen.

Im Vor-Internet Zeitalter standen diese Daten aus praktischen Gründen bereits bearbeitet und nur zu hohen Kosten den Politikern, Beamten, Forschern und Journalisten zur Verfügung.

Heute wäre es allerdings sinnvoll alle erhobenen Daten, auch als Rohdaten, im Internet u.A. via API öffentlich bereit zu stellen. Dadurch könnte jeder der Lust und Zeit hat, Daten aufbereiten und für seine Zwecke nutzen und Darstellen, oder auch Applikationen entwickeln die mit diesen Daten arbeiten.

Die Erhebung der Daten wird in den meisten Fällen durch öffentliche Gelder finanziert und darum sollten sie der Öffentlichkeit auch schnell und einfach zur Verfügung stehen. 

In Grossbritanien scheint man in dieser Hinsicht schon sehr weit zu sein. Die Website unter der URL data.gov.uk hat "den Zweck den Wert von Behördendaten zu erhöhen indem diese einfach zu finden und einfach zu nutzen sein sollen" (freie Übersetzung aus der About Seite).

In Deutschland arbeiten einige Initianten daran ein Open Data Network zu formieren. Die beiden Blogbeiträgen von Daniel Dietrich, "Interview zu Open Data" und "Opendata - warum eine freie Gesellschaft offene Daten braucht" bieten einen guten, kurzen Einstieg in die Thematik.

Weiss jemand, ob es hier in der Schweiz auch Leute gibt, die sie damit beschäftigen?

Wikipedia löst das Vandalismusproblem vorbildlich

Nicholas Carr macht in seinem Artikel "Potemkinpedia" darauf aufmerksam, dass auch Wikipedia nicht auf administrative Massnahmen verzichten kann, um bestimmte Artikel vor Vandalismus zu schützen. Dass es nicht so sei, wie Noam Cohen in der New York Times schreibt, dass die hohe Qualität vieler Artikeln in Wikipedia darauf zurückzuführen sei, dass ähnlich einer Stadt, eine Art Nachbarschaftskontrolle am Werk sei.

Einige Artikel sind tatsächlich geschützt und können nicht von jedem dahergesurften Internetnutzer bearbeitet werden, da hat Nicholas Carr recht. Es gibt hier ein Art Top-Down Kontrolle, wie er es nennt und nicht nur das "sich selbst organisierende Kollektiv".

Aber, die Art und Weise wie Wikipedia das Vandalismusproblem gelöst hat ist vorbildlich und viele Unternehmen und Politiker wären gut Bedient, sich davon inspirieren zu lassen.

Nachdem das Problem mit den Vandalenakten in Wikipedia immer grösser wurde, ist eine Lösung implementiert worden, die sich wohltuend abhebt von der Art und Weise wie wir normalerweise auf solche Schwierigkeiten reagieren.

Am Grundprinzip der freien Editierbarkeit der Artikel wurde nähmlich nicht wesentlich gerüttelt, es werden nur die Artikel geschützt bei denen auch wirklich Probleme feststellbar sind.

Der allergrösste Teil der Wikipedia Konsumenten und Editoren können ohne Einschränkung weiter arbeiten.

Durch die gewählten Massnahmen wird gerade nicht, wie sonst in unserer Gesellschaft üblich, eine grosse Mehrheit bestraft und behindert, weil ein paar unverbesserliche Problemfälle nicht wissen, wie sich in zu benehmen haben.

 

Einer offenen Gesellschaft unwürdig

Die gestrige Verhaftung der demonstrierenden Exil-Tibeter in Bern ist definitiv keine Auszeichnung für die Schweiz. Es geht hier überhaupt nicht um die Frage, wie jeder Einzelne die Menschenrechtslage in China und das Verhalten der sogenannten Volksrepublik gegenüber dem Tibet, einschätzt. Es geht darum, dass die Versammlungs- und Meinungsäusserungsfreiheit in unserem Lande gewährleistet sein muss. 

Ich war selber nicht vor Ort und muss mich auf das veröffentlichte Bild- und Textmaterial verlassen. Die verfügbaren Videos und Fotos (zum Beispiel auf der SF DRS Website oder auf Tagesanzeiger.ch) zeigen uns eine kleine Gruppe von Menschen, die hinter einer Abschrankung ohne Anzeichen von Gewalt, ihre Sicht der Dinge äusserten. Eine solche Versammlung mit dem Argument der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit durch Verhaftungen aufzulösen, ist einer offenen Gesellschaft unwürdig.

Es zeigt sich einmal mehr, wie sehr wir Vorsichtig mit der Ausweitung der Rechte der Staatsgewalt sein sollten. Wegweisungsartikel, wie wir sie erst seit einigen Jahren in verschiedenen Kantonen kennen, sollten am besten wieder abgeschafft werden, bzw. am 8.2.2009 in Luzern gar nicht erst angenommen werden. Der Gesetzestext des entsprechenden Artikels 29 im Berner Polizeigesetz ist zum Beispiel so formuliert, dass auf dieser Grundlage jede Art von Versammlung beliebig aufgelöst werden kann. Wohin das führen kann, haben wir wieder einmal eindrücklich erleben können.

Es mag ja Gründe geben, warum man mit Ländern wie China, Iran, Kuba, usw. den Dialog im Bezug auf die Menschenrechte führen muss und die Menschenrechtsentwicklung als Prozess verstehen soll. Aber es fehlen mir die Begründungen vollständig, warum die Repräsentanten solcher Länder, wenn sie bei uns zu Gast sind, Ihre Vorstellung von Menschenrechten bei uns realisiert sehen sollen.

Kuba ist für politische Dissidenten wohl eher Hölle als Himmel

Franco Cavalli ärgert sich darüber, dass die Berichterstattung zum 50-Jahres Jubiläum der Kubanischen Revolution im Tages-Anzeiger bislang eher kritisch gegenüber dem kommunistischen Vorzeigestaat ausgefallen ist.

Sein Artikel mit dem Titel "Weder Himmel noch Hölle" vergleicht die Situation Kubas mit derjenigen der Schweiz im Zweiten Weltkrieg. In einem solchen Kontext sei es "nachvollziehbar, wenn auch  kritisierbar, dass es in Kuba immer noch etwa hundert politische Gefangene – keine neuen seit fünf Jahren – gibt." (Tages-Anzeiger Nr. 3/2008, S.9).   

Amnesty International schreibt zwar von derzeit weniger als 100 inhaftierten, Human Rights Watch referenziert hingegen einen Report (PDF) der Cuban Commission for Human Rights and National Reconciliation, welcher über 230 politische Gefangene auflistet. 

Ob 100 oder 230, jeder aus politischen Gründen inhaftierte Mensch, ist einer zuviel! 

Eine Gesellschaft, die eine hohe Alphabetisierungsrate und eine niedrige Kindersterblichkeit durch massive Einschränkung der meisten politischen Menschenrechte erreicht, bezahlt einen zu hohen Preis für diese Ergebnisse. 

Es scheint auch nicht so zu sein, wie Herr Cavalli schreibt, dass es seit fünf Jahren keine neuen politischen Gefangenen mehr gibt. 

So können wir zum Beispiel im aktuellen Amnesty International Bericht zu Kuba lesen: 

"Die Praxis, politisch Andersdenkende und Kritiker mit Hilfe strafrechtlicher Maßnahmen zum Schweigen zu bringen, hielt unvermindert an. Viele wurden wegen Straftaten, die als "Gefahr für die Gesellschaft" galten, verurteilt - eine Präventivmaßnahme, um die "Neigung zu Verbrechen" einzudämmen. Verhalten wie Trunkenheit, Drogensucht und "antisoziales Verhalten" wurden kriminalisiert. Diesbezügliche Gesetze wurden jedoch fast ausschließlich gegen politische Dissidenten, unabhängige Journalisten und regierungskritische Personen angewendet. Wenn eine Person der "Gefährdung" überführt wurde, musste sie damit rechnen, zu bis zu vier Jahren Haft verurteilt zu werden. Zudem konnten "therapeutische Behandlung", "Umerziehung" oder "Überwachung durch die Revolutionäre Nationalpolizei" verfügt werden."

und:

"José Oscar Sánchez Madan wurde im April vom Stadtgericht von Union de Reyes wegen "sozialer Gefährdung" in einem Schnellverfahren zu vier Jahren Haft verurteilt. Sein Verfahren fand bereits vier Stunden nach seiner Festnahme statt, und kein Familienmitglied wurde darüber informiert oder durfte daran teilnehmen. José Oscar Sánchez Madan ist ein Sprecher der Dissidentenbewegung Movimiento Independiente Opción Alternativa."

und weiter: 

"Die Drangsalierung politischer Dissidenten, unabhängiger Journalisten, Kritiker und Personen, die über die Menschenrechtslage in Kuba berichten, hielt unvermindert an. Einige von ihnen wurden für 24 oder 48 Stunden inhaftiert, andere über Monate oder sogar Jahre festgehalten und warteten noch auf ihr Verfahren."

Im aktuellen Bericht von Human Rights Watch steht:

"Cuba remains the one country in Latin America that represses nearly all forms of political dissent. There have been no significant policy changes since Fidel Castro relinquished direct control of the government to his brother Raul Castro in August 2006. The government continues to enforce political conformity using criminal prosecutions, long-term and short-term detentions, mob harassment, police warnings, surveillance, house arrests, travel restrictions, and politically-motivated dismissals from employment. The end result is that Cubans are systematically denied basic rights to free expression, association, assembly, privacy, movement, and due process of law." 

Es hat jeder das Recht, der Meinung zu sein, dass ein kommunistisches Gesellschaftssystem etwas Erstrebenswertes sei. Aber wir sollten immer daran denken, dass es bis jetzt noch keine kommunistische Gesellschaft gegeben hat, die durch freie Wahlen der betroffenen Bevölkerung eingerichtet wurde, geschweige denn, sich hat halten können.

Ein Staat ist für die Menschen da, die ihn verkörpern und nicht umgekehrt.

Ein Staat, kommunistisch oder kapitalistisch, der es nicht zulässt kritisiert zu werden und der die Menschen daran hindert auszureisen, ist ein Unrechtsstaat und keine noch so guten Ergebnisse in irgendwelchen Bereichen, ändern etwas in dieser Hinsicht. Ein Regime, dass sich nicht freien Wahlen stellt verfügt über keinerlei Legitimation. Jede Art von Relativismus in dieser Frage halte ich für unangebracht.

Für die von den Repressalien in Kuba betroffenen Menschen und ihre Angehörigen ist Kuba mehr Hölle als Himmel und für diese Menschen ist es wichtig, dass wir, die bezüglich unserer Freiheitsrechte im Himmel leben, nicht den Fehler begehen, die Hölle zu verniedlichen.

Die Deutschen kommen persönlich, sie schicken nicht nur ihr Geld

Obwohl wir aufgrund der derzeitigen Steuerdiskussion in Deutschland und der EU denken könnten, die Deutschen schickten vornehmlich ihr Geld via Lichtenstein in die Schweiz, zeigen die Einwanderungszahlen, dass sie oft gleich persönlich kommen und hier bleiben.

Im DOK Film des schweizer Fernsehens "Die Deutschen kommen", kommt ein Steuerflüchtling zu Wort, der gleich seine Firma in die Innerschweiz "gezügelt" hat. Es ist uns aufgrund des Filmausschnittes nicht möglich zum Streit zwischen dem deutschen Staatsbürger und seinem Staat stellung zu beziehen, dazu fehlen schlicht die Fakten.

Offenbar aber, sind er und viele andere, dazu bereit, ihrer Heimat den Rücken zu kehren und bei uns als Mitglied der Gesellschaft zu wirken. Dies sollte den Herren Steinbrück und Beck eigentlich viel mehr zu denken geben.

Willkommen in der Schweiz, liebe deutsche Mitbürger! Lasst Euch Einbürgern so schnell ihr könnt und helft mit, die liberalen Grundpfeiler unserer Gesellschaft zu erhalten, damit wir alle weiterhin von tiefen Steuern, tiefer Arbeitslosigkeit, wenig Streiks, hoher gesellschaftlicher Durchlässigkeit, sprich Chancengleichheit und hoher Lebensqualität profitieren können.

Dazu müssen wir die Staatsverschuldung, die Staatsquote und die Regulierungsdichte tief halten, sowie auf föderalistische Strukturen, das Subsidiaritätsprinzip, und die direkte Demokratie im Sinne einer offenen Gesellschaft bestehend aus mündigen, verantworlichen Menschen  setzen, was ziemlich genau dem Gegenteil vom dem, was bei unseren umliegenden EU-Nachbarn politische bzw. sozialie Realität ist, entpricht.

Damit will ich übrigens nicht sagen, dass bei uns alles perfekt ist, im Gegenteil, wir haben einige grosse Herausforderungen vor uns, damit wir die historisch gesehen, relativ kurze Zeit unseres Wohlstandsdaseins verlängern können.

 

Der Mensch in Gesellschaft

Menschen leben in Gesellschaften. Es gibt zwei Arten von möglichen Gesellschaften, die offene, pluralistische und die geschlossene, gleichgeschaltete. (Karl Popper)

Die geschlossene, gleichgeschaltete zeichnet sich dadurch aus, dass es festgeschriebene, ewiggültige Wahrheiten im Sinne von Dogmata gibt, die von einer Elite in der Regel mit Gewalt durchgesetzt werden. Diese grundlegenden Dogmata verneinen üblicherweise die Tatsache, dass Menschen individuelle Bedürfnisse haben, oder sie gehen davon aus, dass diese individuellen Bedürfnisse den kollektiven Wünschen, die diese Elite erkannt hat, grundsätzlich zu unterstellen sind. Burma, Iran, China, die Sowjetunion, die DDR, Nazideutschland, usw. sind aktuelle bzw. historische Beispiele für solche Gesellschaften.

Wir leben in der Schweiz, in Europa, in den USA und an vielen weiteren Orten zum Glück in einer offenen, pluralistischen Gesellschaft. Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass Menschen verschieden sind und individuelle Bedürfnisse haben, deren Befriedigung zum persönlich empfundenen Glück beitragen. Um diesen individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden wird in der offenen Gesellschaft der persönlichen Freiheit sich zu entfalten ein hoher Stellenwert eingeräumt.

Da der Mensch aber auch in der offenen Gesellschaft per Definition eben in Gesellschaft lebt, hat diese persönliche Freiheit auch ihre Grenzen. Diese Grenzen liegen dort wo des Einen persönliche Freiheit einem anderen Menschen oder der Gesellschaft schaden zufügt (John Stuart Mill).

Diese Grenzen entziehen sich aber einer objektiven Erschliessung, darum muss eine offene Gesellschaft diese Grenzen immer wieder neu beurteilen. Diese Beurteilung geschieht am effektivsten durch Diskussion der vorgebrachten Argumente aus verschiedenen Blickwinkeln der jeweils Betroffenen.

Aus diesem Grund ist die bestmögliche Staatsform der offenen Gesellschaft eine Mischung aus parlamentarischer und direkter Demokratie, die föderalistisch nach dem Subsidiaritätsprinzip aufgebaut ist und den Bürgern dadurch sehr weitgehende Möglichkeiten der Mitbestimmung einräumt.

Damit eine solche Demokratie aber funktionieren kann, hat der Mensch für seine Freiheit einen Preis zu bezahlen. Dieser Preis heist Verantwortung. Verantwortung für das eigene Denken und Handeln.

Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, braucht es mindestens zwei Fähigkeiten zu deren lebenslangen Weiterentwicklung der freie Mensch in der offenen Gesellschaft angehalten ist. Die Fähigkeit zur Empathie und die Fähigkeit zum kritischen Denken.

Durch Empathie entsteht Solidarität und der Wunsch, das Leid zu minimieren und das Glück zu maximieren, und zwar gerade auch für die anderen Menschen und Geschöpfe des gemeinsamen Lebensraums.

Das kritische Denken ermöglicht es u.A., seine immer vorhandenen Vorurteile und seine eigenen Gefühle und Geisteshaltungen wie Neid, Hass, Egoismus, usw. in die Beurteilung einer Sachlage miteinzubeziehen, Argumente von Diskussionspartnern von verschiedenen Standpunkten aus zu betrachten, sowie plumpe rethorische Manipulationsversuche zu entlarven.

Beide Kompetenzen sind in unseren Anlagen vorhanden, wir haben dabei allerdings die Wahl diese verkümmern zu lassen oder sie zu entwickeln. Aus meiner Sicht, sind diejenigen, die die offene Gesellschaft mitgestalten wollen, zu Letzerem verpflichtet.