Die anderen sind meistens nicht schlechter als Du

Kürzlich ist bei Facebook und Twitter von David Worni ein älterer nicht mehr ganz neuer, aber lesenswerter Artikel über die Management Methoden von Ricardo Semler geshared worden. Semlers Credo besteht im Wesentlichen darin, die Mitarbeiter als Erwachsene zu behandeln; als mündige Partner, die selbständig zusammen arbeiten und sinnvolle Entscheidungen treffen können, wenn man Ihnen diese Möglichkeit bietet, ihnen vertraut und ihnen natürlich auch die richtigen Werkzeuge in die Hände gibt.

Die häufigste Reaktion auf solche Modelle folgt dem Muster: Das wäre schon toll, geht aber nicht, weil "die anderen" zu faul, zu dumm, zu böse, zu hinterhältig, zu autoritätsgläubig, zu verantwortunglos, usw. seien. 

Wie auch Götz Werner im Zusammenhang mit Diskussionen zum Bedingungslosen Grundeinkommen jeweils feststellt: Offenbar haben wir zwei Menschenbilder; das gute von uns selbt und das schlechte von den anderen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Semler in dem Punkt recht hat, dass in der Arbeitswelt den meisten Menschen zuwenig zugetraut bzw. vertraut wird. Fast jede/r will etwas sinnstiftendes und nützliches tun und mit anderen in harmonischen Verhältnissen zusammenleben und -arbeiten, sowie Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen.

Die anderen sind meistens nicht schlechter als Du.

Allerdings können wir nicht bestreiten, dass auch bösartiges oder moralisch fragwürdiges Verhalten bei Menschen vorkommen kann. Deswegen aber gleich davon auszugehen, dass Gesellschafts- oder Arbeitsmodelle die auf Freiheit und Verantwortung basieren nicht funktionieren können ist falsch.

Solche Systeme müsse einfach so beschaffen sein, dass Macht auf viele verteilt und dadurch beschränkt ist. Denn moralisch fragwürdiges Verhalten ist vor allem dann ein Problem, wenn dies aus einer Machtposition heraus geschieht. Je mehr Macht ein Mensch hat, desto grösser ist der Schaden den er anrichten kann und desto besser kann er sich vor Aufdeckung seiner "Machenschaften" schützen. Nicht zuletzt deswegen sind an Inhaber von Machtpositionen egal ob in Politik, Wirtschaft oder Kultur, höhere Transparenzsansprüche zu stellen.

Online Lernen mit MIT Inhalten - Die nächste Stufe heisst MITx

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Das MIT hat heute angekündigt, dass das bereits bestehende und sehr umfangreiche MIT OpenCourseWare Programm ab Frühling 2012 durch eine kostenlose Lernplattform unter der Bezeichnung MITx ergänzt werden soll. 

Dabei ist das Interessante nicht so sehr diese Plattform, sondern die Aussage, dass MITx, obwohl die Inhalte und die Nutzung der Plattform kostenlos sein werden, Gewinne erwirtschaften soll.

In Zukunft wird möglich sein, durch das Absolvieren von Online-Prüfungen für das erlernte Wissen eine Art Zertifikat zu erhalten. Dieser Prüfungs- und Zertifizierungsprozess soll kostenpflichtig sein, und so einen Teil des Umsatzes beitragen.

"MIT’s online initiative will be a not-for-profit activity consistent with MIT’s mission, but it is expected to generate positive net income from various revenue sources, including fees for certification from learners who demonstrate mastery of course material."

Da es sich bei diesen Zertifikaten bzw. "Credentials" wie sie hier genannt werden, nicht um offizielle Abschlüsse oder ähnliches des MIT selber handelt, soll eine separate Trägerschaft entstehen. Dabei geht es darum, der Verwechlungsgefahr entgegen zu wirken und vor allem dafür zu sorgen, dass die Akademische Qualitäsmarke keinen Schaden erleidet.

"As online learning and assessment evolve and improve, online learners who demonstrate mastery of subjects could earn a certificate of completion, but any such credential would not be issued under the name MIT. Rather, MIT plans to create a not-for-profit body within the Institute that will offer certification for online learners of MIT coursework. That body will carry a distinct name to avoid confusion."

Das OpenCourseWare Programm wird gemäss dieser FAQs trotzdem weiter geführt und auch weiter entwickelt, und es werden zu Beginn nur ausgewählte Inhalte aus dem Open Courseware Portfolio über die MITx Plattform angeboten.

Online Lernen wird in Zukunft eine viel wichtigere Rolle einnehmen als bisher. Ich bin davon überzeugt, dass wir sehr bald jedes Studium online absolvieren und jeden Abschluss online erwerben können. Dabei werden wir aus einer Fülle von Inhalten von unzähligen Hochschulen und anderen Institutionen zugreifen können. Wir kommen den Idealen der Aufklärung immer näher. 

Weitere Beiträge zu MITx in Deutsch bei Golem und Futurezone.

(Bild ohne MIT Logo: © freshidea - Fotolia.com) 

Bundesratswahlen: Ein kurzer Blick zurück ins Jahr 1959

Vor 52 Jahren wurden der SP zum ersten Mal zwei Bundesräte zugestanden. Die Zauberformel für die Zusammensetzung des Bundesrates, die bis zur Nichtwiederwahl von Ruth Metzler im Jahre 2003 ihre Gültigkeit hatte, wurde damals begründet.

Der kurze Beitrag aus der Schweizerischen Filmwochenschau zeigt zuerst kurze Portraits der vier Abtretenden Bundesräte.

Witzig, wie Bundesrat Etter noch kurz den Zigarettenrauch auspustet, bevor er eine seiner "herzlichen, durch die Wochenschau vermittelten Neujahrsbotschaften" verbreitet und dabei auf uns allerdings nicht wirklich einen "herzlichen" Eindruck macht. (ab ca. 00:13)

Noch interessanter ist aber zu sehen, mit welcher Gelassenheit der offizielle Kandidat der SP für deren 2. Bundesratssitz, Nationalrat Walther Bringholf, darauf reagiert, dass das Parlament offenbar lieber Hans-Peter Tschudi wählen will, obwohl dieser nach dem ersten Wahlgang die Bundesversammlung gebeten hat, Bringholf den Vorzug zu geben. Nachdem im zweiten Wahlgang immer noch keine Entscheidung zu seinen Gunsten gefällt ist, begibt sich Bringholf ans Rednerpult und gibt seiner SP Fraktion den Freipass Tschudi zu wählen. Dabei erwähnt er, eher amüsiert als betroffen, dass sie ihn teilweise ja bereits im letzten Wahlgang im Stich gelassen habe, was mit allgmeinem Gelächter im Ratssaal quitiert wird. (Zu sehen ab ca. 4:00). 

Ich weiss, dass die Situation heute nicht wirklich mit 1959 vergleichbar ist. Aber auch morgen wird wohl irgendwer nicht gewählt werden, der hätte gewählt werden wollen oder sollen. Man nehme sich doch dann ein Beispiel an Walther Bringholf.

(via ideesuisse.ch)

Kunden sind Menschen; keine Leads, Opportunities oder Cases

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Letzte Woche durfte ich wieder einmal zum Thema Social CRM sprechen. Die Geschichte, die ich jeweils erzähle, ist eine einfache: 

Ohne eine tief in die Unternehmenskultur integrierte CRM Philosophie, gibt es keine erfolgreiche Social Media Kommunikation. Oder anders ausgedrückt: wer die CRM Hausaufgaben noch nicht gemacht hat, hat spätestens dann ein Problem, wenn er Social Media als Geschäftswerkzeug einsetzen will. Wer einfach nur ein CRM System im Einsatz hat, ohne eine Kultur des kundenfokussierten Denkens und Handelns im Unternehmen verankert zu haben, wird beim Umsetzen seiner Social Media Strategie auf grosse Probleme stossen.

In den CRM Systemen bearbeiten wir Informationen zu Leads, Opportunities, Deals, Cases, Incidents usw. Das sind zwar durchaus hilfreiche Konzepte, um die verschiedenen CRM Prozesse zu verstehen und zu koordinieren, aber sie lassen uns auch gerne vergessen, dass es letztlich Menschen sind, die ein Interesse an unseren Produkten haben, uns Aufträge erteilen oder eine Anfrage an uns stellen.

Und hier liegt meistens die grosse Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Wir können es zwar nicht mehr hören, aber es ist nun mal so: Social Media einzusetzen heisst Dialoge zu führen. Dialoge führen wir aber nicht Leads, Opportunities und Incidents, sondern mit Menschen.

Eine Organisation, die mit CRM nichts anderes versucht, als den Menschen möglichst effizient als Bearbeitungsobjekt durch die Marketing-, Verkaufs- oder Supportprozesses zu schleusen, wird kaum in der Lage sein, den Dialog-Herausforderungen der Social Media Kanäle adäquat zu begegnen. 

Oder wie es Bob Thomsom im Blogpost "Top 3 Reasons why CRM fails to earn my loaylity (and Social CRM won't either)"  ausgedrückt hat:

"If you treat your Social Customers like leads, deals or incidents, Social CRM won't help build customer loyalty, either."

(Bild: © Stephen VanHorn - Fotolia.com)