Ist das die Qualität die ihr meint, liebe professionelle Medienschaffende?

Diese Woche sind gleich zwei schöne Beispiele zu verzeichnen, die zeigen, dass es mit der sogenannten Qualität in den professionellen Redaktionen auch nicht immer so weit her ist, wie oft behauptet wird.

Der Tages Anzeiger hat gestern diese Korrektur veröffentlicht:

korrekt_ta_070928_s4.gif"Nicht von Blocher gekauft
In der Ausgabe vom Mittwoch schrieb der TA, Christoph Blocher habe auf Rechnung seiner Ems-Che­mie die beiden Schlösser in Fürste­nau (Schloss Schauenstein, Bischöfli­ches Schloss Fürstenau) und das Schloss Rhäzüns gekauft. Richtig ist, dass Schloss Rhäzüns bereits 1958 und die andern Schlösser 1962 – also elf respektive sieben Jahre vor dem Eintritt von Christoph Blocher in die Ems-Chemie und über 20 Jahre vor dessen Übernahme von Ems – durch den Gründer und damaligen Eigentü­mer von Ems, Werner Oswald, ge­kauft worden sind. Die Schlösser Schauenstein und Fürstenau wurden 1982 respektive 1998 an Dritte ver­kauft und sind heute nicht mehr im Eigentum von Ems.
(TA)
" (Tages Anzeiger vom 28.9.2007, S.4)

Diese "Korrektur" betrifft einen Artikel über den Verkauf von Schlössern durch verschiedene Kantone im Tages-Anzeiger vom 26.9.2007 auf der Seite 4. Dort wird aufgezählt wer alles Schlösser gekauft hat in der Schweiz und mit dem Absatztitel: "Geldadel statt Blutadel" geschrieben: "...Und Christoph Blocher kaufte auf Rechnung seiner Ems-Chemie gleich drei Bündner Anwesen: die beiden Schlösser in Fürstenau und das Schloss Rhäzüns, heute Bundesrat Blochers Rückzugsfeste."

Eine Aussage, die offenbar völlig an den Haaren herbeigezogen ist, wie die zwei Tage später publizierte Korrektur zeigt.

Noch eine Runde gravierender ist der Fall Jürg Maurer. Blick und Sonntagsblick entschuldigen sich auf der Titelseite ihrer Blätter für Ihre Berichterstattung und müssen im Rahmen eines Vergleiches festhalten, "dass die Berichterstattung über den Portfolio-Manager Maurers Persönlichkeit schwer verletzt habe. Man entschuldige sich dafür in aller Form. Es habe keinen Anlass gegeben, Maurers Qualitäten als Verwalter der Rieter-Pensionskasse in Frage zu stellen, ihm ein dubioses oder strafbares Verhalten vorzuwerfen sowie ihn als frechsten Pensionskassenverwalter der Schweiz zu bezeichnen, heisst es weiter. Unzutreffend seien insbesondere die Unterstellungen gewesen, Maurer habe sich zu Lasten der Pensionskasse Rieter oder des Volksvermögens persönlich bereichert oder sein Vermögen auf dubiose Art erwirtschaftet." (Quelle: Tages Anzeiger Online).

So sieht dass dann auf der Blick Frontseite aus:

blick_front_sorry_juerg_maurer.jpg 

Bildquelle: Blick Online 

Ronnie Grob hat auf medienlese.com noch ausführlicher zu diesem Fall geschrieben.

Was können wir daraus lernen? Auch in den etablierten Medien steht viel Mist. Auch in etablierten Medienredaktionen arbeiten Menschen, die ihre eigene Meinung zu einem Thema haben und nicht davor gefeit sind, sich von dieser treiben zu lassen.

Darum heisst die Devise egal, ob Blog, Tageszeitung, Radio oder Fernsehen: Von dieser Geschichte gibt es auch noch eine andere Seite die es zu beachten gilt, wenn man sich selber ein Urteil machen will.

Burma - Wo bleibt der Menschenrechtsrat?

Über die Geschehnisse in Burma wird weltweit und auch hierzulande viel gebloggt (hier noch eine Zusammenstellung des Bugsierers).

Es gibt eine globale Übereinstimmung, darüber, dass dieses Unrechtsregime wieder einmal eine Sauerei veranstaltet.

Wo bleibt nun aber eine offizielle Verurteilung der Ermordung von Menschen, die einzig auf ihre Rechte pochen, durch den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen?

"Der neue Rat soll die Menschenrechte fördern und schützen" steht auf der entsprechenden Webseite des EDA.

"Its agenda and programme of work provides the opportunity to discuss all thematic human rights issues and situations that require the Council’s attention throughout the year" steht im Fact Sheet des Menschenrechtsrats (PDF).

Und gemäss Wikipedia habe Louise Arbour, die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte erklärt, "dass der neue Menschenrechtsrat eine historische Chance biete, weltweit die Bürgerrechte zu schützen und zu fördern." Sie hat sich wenigstens zu Wort gemeldet. 

Zufälligerweise tagt der Menschenrechtsrat seit dem 10. September bis Heute (28. September). Wenn dieser Rat nun nicht in der Lage ist ein klares Statement zu den aktuellen Menschenrechtsverletzungen in Burma abzugeben, ist das enttäuschend. Niemand soll sich wundern, wenn auch diese, eigentlich wichtige, UN-Institution keine Glaubwürdigkeit erlangt.

Meine Vorstellungen im Bezug auf die Arbeit solcher internationalen Organisationen mögen naiv sein, wenn ich aber lese, dass der Rat sich im Frühling dieses Jahres Zeit nehmen konnte um sich Kritik am deutschen Schulsystem anzuhören
(UN-Inspektor verdammt deutsches Schulsystem - Artikel der Süddeutschen Zeitung online), während er zu solchen Ereignissen, wie sie in Burma derzeit stattfinden, schweigt, frage ich mich schon, ob hier die Prioritäten richtig gesetzt werden.

 

Auch ein Internet Profi kann sich irren - Eine Replik auf Andrew Keen's Anti-Web 2.0 Aufsatz im Magazin 38/07

"Ein Internet Profi warnt", steht im Untertitel zum Magazin Artikel des Web 2.0 Kritikers Andrew Keen. Damit soll wohl suggeriert werden, dass hier nicht einfach ein frustrierter Journalist oder Verleger über die sogenannte Demokratisierung der Medien herzieht, sondern einer der weiss wovon er spricht, ein Profi eben, kein billiger Amateur.

Lassen Sie sich nicht blenden. So sehr Herr Keen ein Internet Profi sein mag, sein Artikel "Die Revolution ertränkt ihre Kinder" ist ein Konzentrat von unbelegten Behauptungen und ein Durcheinandergewirbel von Ideen, die seine Hauptthesen in keiner Art und Weise unterstützen.

Die wesentliche Aussage seines Essays kann in 2 Teile aufgespalten werden:

1) Gute Kunst gibt es nur, dank der Medienindustrie, aber diese Medienindustrie wird von der Web 2.0 Revolution zerstört.

und

2) Die Demokratisierung der Medien führt dazu dass wir nur noch mittelmässige Amateurproduzenten haben werden, die für Ihre Erzeugnisse kein Publikum finden.

Der erste Teil ist ein eigentliches Plädoyer für die Beibehaltung einer Gatekeeper-Elite. Der zweite Teil beinhaltet die klassische Kritik an der Fragmentierung der Mediekanäle.

Zur Unterstützung der ersten Behauptung schreibt Keen, dass Hichcock seine Filme ohne Finanzierung durch die Industrie nicht hätte realisieren können und dass es Bono nicht geschafft hätte eine einflussreicher Celebrity zu werden, usw.

Es ist sehr einfach so etwas zu behaupten, denn es ist nicht verifizierbar, geschweige denn falsifizierbar. Ich könnte genauso behaupten, Hitchcock hätte noch viel mehr und bessere Kunstwerke realisiert, wenn er in einer netzwerkartigen Wirtschaftsstruktur, wie sie sich vielleicht in Zukunft entwickelt, hätte arbeiten können. Die Entwicklung des Betriebssystemes Linux, eine ähnlich komplexe Herausforderung wie die Produktion eines Filmes, zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, solche Vorhaben in Netzwerken zu realisieren. Aber wir werden leider nie herausfinden, wer nun recht hat. Darum sollten wir auf Aussagen dieser Art verzichten, wenn wir etwas untermauern möchten.

Keens erste These, dass es gute Kunst nur dank der Medienindustrie gibt, ist meines Erachtens nicht haltbar. Er schreibt ja selber, dass diese Medienindustrie, wie wir sie kennen, erst ein wenig mehr als hundert Jahre alt ist. Selbst wenn wir da noch grosszügiger sind als er, und die Erfindung des Buchdruckes als Beginn des Medienzeitalters deklarieren, müssen wir doch zugeben, dass es auch viele Jahrhunderte vorher grossartige Kunstwerke in allen Sparten des kulturellen Schaffens gegeben hat.

Ohne Zweifel, hat auch die Medienindustrie fantastische Kunst hervorgebracht. Deswegen davon auszugehen, dass nur eine solche Industrie, Garant für die Entwicklung und Verbreitung kultureller Glanzleistungen sein kann, ist definitiv nicht korrekt.

Vor allem aber: wie oft haben die Gatekeepers in ihrer Beurteilung von gut und schlecht schon versagt? Es gibt unzählige Beispiele von Autoren, Musikern, Filmemachern, usw. die erst durch die Publikation ihrer Werke im Eigenverlag eine Möglichkeit gefunden haben, diese einer Öffentlichkeit zu präsentieren. Im Nachhinein, wurden und werden sie dann wie Helden gefeiert.

Das ist genau das Problem an der Elitegläubigkeit. Niemand ist unfehlbar und gerade bei Kunst bzw. kulturellen Erzeugnissen ist es nicht möglich mit sogenannten objektiven Massstäben zu operieren. Diese gibt es schlichtweg nicht. Es gibt vielleicht so etwas wie einen intersubjektiven Konsens. Ein solcher kann aber erst durch den öffentlichen Diskurs ermittelt werden und ist definitiv zeitgeistabhängig und damit dem kontinuierlichen Wandel unterworfen.

Die Demokratisierung der Medien ermöglicht es nun aber viel besser, diesen temporären Konsens darüber was gut und was schlecht ist, zu ermitteln, weil sich die Kritik direkt durch die Kulturgeniessenden, und nicht vorgelagert durch die Gatekeepers, entwickeln kann.

Hier setzt nun der zweite Teil von Keens Hauptthese an. Er behauptet, dass es durch die Fragmentierung der Kanäle keinen Diskurs mehr geben wird. Jeder schreibt in seinem Blog und niemand liest noch andere Gedanken als die seinen.

"Blogs personalisieren den Medieninhalt, sodass wir nichts mehr lesen, was über unsere eigenen Gedanken hinausgeht".

Das Problem, nur das zu lesen bzw. zu konsumieren, was der eigenen Geisteshaltung bereits entspricht, ist tatsächlich vorhanden und auch bedeutsam. Nur hat dies überhaupt nichts mit dem Web 2.0 bzw. dem Blogphänomen zu tun.

Wer von Ihnen liest denn sowohl die WOZ wie auch die Weltwoche? Die meisten Menschen wählen die Medien die sie konsumieren, danach aus, ob diese das kommunizieren was sie bereits als richtig erachten. Die Weltwoche wird als "rechts" verschrien und darum von Linken nicht gelesen, usw.

Diese Selektion kann man nicht verhindern indem man die Kanäle verringert. Selbst wenn wir uns im Gedankenexperiment nur einen staatlichen Medienkanal vorstellen, und dort immer die verschiedenen Seiten einer Sache präsentiert würden, würde das nicht dazu führen, dass mehr Menschen kritisch denken würden. Mündigkeit kann man nicht verschreiben, für Mündigkeit muss sich der Mensch entscheiden.

Daran ändert sich nichts, ob wir nun eine elitäre Medienwelt oder eine demokratische haben. Aber für die, die sich für die Mündigkeit entschieden haben, ist eine demokratische Medienwelt die bessere, denn diese Menschen wollen keine Gatekeepers.

Es wird auch in einer Welt mit Millionen von Medienkanälen weiterhin Hits geben und Werke die herausragen (was nicht dasselbe sein muss). Es wird auch Leute geben, die für andere vorsortieren und aussondern. Es wird Menschen geben, die in ihrem eigenen Gedankensumpf ersaufen. Aber die demokratisierte Medienwelt wird den Menchen die an Dialog interessiert sind die effizienteren Möglichkeiten geben, diesen Dialog zu gestalten. Das ist die grosse Errungenschaft der Web 2.0 Bewegung und ich hoffe, nein, ich bin sicher, dass diese auch durch Kulturpessimisten wie Andrew Keen nicht mehr wegzuschreiben ist.

Softwarea as a Service (SaaS) Fachreferat und Podiumsdiskussion an der TopSoft

topsoftlogo.JPGDiese Woche findet am 19. und 20. September in der ABB Event Halle in Zürich-Oerlikon die Fachmesse topsoft statt.

Am Donnerstag 20. September um 11.00h werde ich dort ein Fachreferat mit dem Titel "Business Web für KMU: SaaS" halten. Anschliessend findet um 12.00h eine Podiumsdiskussion statt. Ich werde mit Nicole Scheidegger, Bruno Neeser, Knut Hinkelmann und Andreas Goertz unter der Leitung von Daniel Meierhans zum Thema "CRM-as-a-Service: Eine Revolution oder ein weiterer Hype?" diskutieren.

Ich freue mich über jede persönliche Begegnung an diesem Anlass.

(Crossposting mit ondemandnotes.com

 

menschenzeugs.com

menschenzeugs.JPG

Auf menschenzeugs.com führe ich neuerdings mein kleines Panoptikum der Populärkultur. Dies ist ein weiterer Schritt zur inhaltichen Entschlackung dieses Blogs. Mit dem Fachblog ondemandnotes.com habe ich vor ein paar Wochen bereits die Inhalte zum Thema Sofware as a Service ausgelagert, bzw. konzentriert.

Mit menschenzeugs.com werde ich nun alle meine Hinweise auf Musik, Videos, Websites, Bücher, Bilder und andere menschliche Erzeugnisse denen ich im Laufe der Zeit begegne und die mich begeistern, verstören, erheitern oder anregen, zusammenfassen. Wie bei ondemandnotes.com werde ich auch die Beiträge von menschenzeugs.com hier hin und wieder in einer Liste zusammenfassen bzw., dann wenn es mir richtig erscheint, auch mal crossposten.

Der gnadenlose Internet Mob - Die Miss Teen USA 2007 Kandidatin kommt nicht zur Ruhe.

Während ein solcher Lapsus vor ein paar Jahren noch einfach nach ein paar Tagen vorbei und vergessen gewesen wäre, dreht eine Geschichte wie diese im Zeitalter des "User Generated Content" immer weiter und weiter.

Auch jetzt noch, ist der Ausschnitt mit der unsäglichen Antwort der Miss Teen USA 2007 Kandidatin bei Technorati unter den Top Videos. Es wird also weiterhin munter darüber geschrieben und darauf verlinkt.

Die Meute ist zwar gnadenlos aber durchaus witzig. Zum Beipsiel mit dieser Website "Maps For Us" oder auch mit diesem Song, für welchen ein gewisser Andy Hide die Antwort der Dame kurzerhand zum Songtext erhoben hat:

 

(via Reel Pop

Künstlernamen im Internetzeitalter

In meinen Ferien in Frankreich habe ich mir im FNAC eine CD von Rose gekauft. Anfang dieses Jahres war ich einem Konzert von Jones. Und seit Samstag Morgen höre ich mir dauernd die Musik von Fisher in iTunes an.

Diese kurzen Namen haben den Vorteil, dass ich mir sie gut merken kann. Sie haben aber den gravierenden Nachteil, dass die Websites von Künstlern & Bands mit solchen Namen sehr schlecht im Internet gefunden werden. Bei Fisher ist es noch akzeptabel. Hier liegt das Problem eher darin, dass es in den USA auch eine Band mit diesem Namen gibt und last.fm darum die Songs nicht eindeutig zuordnen kann. Bei Jones oder Rose geht aber nichts ohne Zusatzbezeichnungen.

Wer im Netz gefunden werden will, wählt mit Vorteil einen Namen, der nicht einfach nur aus einem Wort beseht das schon tausendfach im Einsatz ist.

ondemandnotes.com - Software as a Service Wochenrückblick vom 3.9.2007

Alle Artikel meines Softwarea as a Service Blogs ondemandnotes.com vom 27.8.2007 bis 2.9.2007:


Fisher - Ein grossartiges Konzert im Helsinki

Bald werden sie Legende sein und ich bin dankbar, dass ich diese Band am letzten Freitag noch gesehen habe. Berührende Songs, bezaubernde Stimme, charmant gespielt. Ein Konzert wie man sich nur wünschen kann. Noch drei weitere Abende kann man Fisher erleben. Am 8. September am Open Air am Greifensee am 14. September in der Mühle Hunziken (meine lieben Berner Freunde, geht da hin, ihr werdet es nicht bereuen!) und am 29. September im Helsinki.

Und nun noch zwei Kostproben aus der absolut empfehlenswerten CD, die es hier zu kaufen gibt.

Fisher - Sign Right Here:

Fisher - Lost in Translation: