Weder ist das Web voll, noch gibt es zuviele Informationen

Stefan Betschon schreibt heute in der NZZ:

Web 2.0 war [...] das Web, das aus allen Nähten platzt, weil es darin einfach von allem zu viel gibt.

und:

Hinter der Vision des Semantic Web steht der Wunsch, sich in der Überfülle der im Web angebotenen Information leichter zurechtzufinden.

Das Bild des Webs, dass aus allen Nähten platze ist keine passende Metapher. Das würde ja bedeuten, dass wir uns das World Wide Web wie ein Kissen fixer Grösse vorstellen müssen, in welche jeder und jede ihre Informationen hineinpressen, bis das Ding auseinander fliegt. Das Web ist aber eben nicht in seiner Speicherkapazität begrenzt und theoretisch unendlich erweiterbar. Und das ist einer der Gründe, warum das Web derart wirksam bestehende Strukturen der Informationsproduktion und -vermittlung in Frage stellt.

Es gibt auch keine "Überfülle", es gibt kein Zuviel an Informationen im Web, weil die Informationen, die sich im Web finden jederzeit und je nach Kontext neu organisiert und verlinkt werden können. Und das ist einer der Gründe, warum dem Web als Werkzeug der Aufklärung eine ähnliche Bedeutung zukommt, wie dem Buchdruck vor 500 Jahren. 

(Bild: © Adrian Hillman - Fotolia.com)

Mit Collaboration 2.0 der Beschleunigungsfalle entrinnen.

David Signer machte sich in der NZZ am Sonntag vom 25.4.2010 und auf NZZ Online über die Entschleunigungsromantiker lustig, die frohlockten als die Aschewolke aus Island über Europa schwebte und den Luftverkehr zum Erliegen brachte:

"Wer aus seinem Designerstuhl heraus «umsteigen aufs Kamel» fordert, ist, mit Verlaub, selber eins."

Natürlich springen uns da alle Widersprüche unserer Zeit ins Gesicht, wenn wir hören und lesen, wie viele sich klammheimlich oder öffentlich über das mehrtägige Grounding der Flieger gefreut haben. Denn sicher ist es so, dass die meisten auf die Vorteile der schnellen, globalen Welt nicht wirklich verzichten wollten.

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Auch ein Internet Profi kann sich irren - Eine Replik auf Andrew Keen's Anti-Web 2.0 Aufsatz im Magazin 38/07

"Ein Internet Profi warnt", steht im Untertitel zum Magazin Artikel des Web 2.0 Kritikers Andrew Keen. Damit soll wohl suggeriert werden, dass hier nicht einfach ein frustrierter Journalist oder Verleger über die sogenannte Demokratisierung der Medien herzieht, sondern einer der weiss wovon er spricht, ein Profi eben, kein billiger Amateur.

Lassen Sie sich nicht blenden. So sehr Herr Keen ein Internet Profi sein mag, sein Artikel "Die Revolution ertränkt ihre Kinder" ist ein Konzentrat von unbelegten Behauptungen und ein Durcheinandergewirbel von Ideen, die seine Hauptthesen in keiner Art und Weise unterstützen.

Die wesentliche Aussage seines Essays kann in 2 Teile aufgespalten werden:

1) Gute Kunst gibt es nur, dank der Medienindustrie, aber diese Medienindustrie wird von der Web 2.0 Revolution zerstört.

und

2) Die Demokratisierung der Medien führt dazu dass wir nur noch mittelmässige Amateurproduzenten haben werden, die für Ihre Erzeugnisse kein Publikum finden.

Der erste Teil ist ein eigentliches Plädoyer für die Beibehaltung einer Gatekeeper-Elite. Der zweite Teil beinhaltet die klassische Kritik an der Fragmentierung der Mediekanäle.

Zur Unterstützung der ersten Behauptung schreibt Keen, dass Hichcock seine Filme ohne Finanzierung durch die Industrie nicht hätte realisieren können und dass es Bono nicht geschafft hätte eine einflussreicher Celebrity zu werden, usw.

Es ist sehr einfach so etwas zu behaupten, denn es ist nicht verifizierbar, geschweige denn falsifizierbar. Ich könnte genauso behaupten, Hitchcock hätte noch viel mehr und bessere Kunstwerke realisiert, wenn er in einer netzwerkartigen Wirtschaftsstruktur, wie sie sich vielleicht in Zukunft entwickelt, hätte arbeiten können. Die Entwicklung des Betriebssystemes Linux, eine ähnlich komplexe Herausforderung wie die Produktion eines Filmes, zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, solche Vorhaben in Netzwerken zu realisieren. Aber wir werden leider nie herausfinden, wer nun recht hat. Darum sollten wir auf Aussagen dieser Art verzichten, wenn wir etwas untermauern möchten.

Keens erste These, dass es gute Kunst nur dank der Medienindustrie gibt, ist meines Erachtens nicht haltbar. Er schreibt ja selber, dass diese Medienindustrie, wie wir sie kennen, erst ein wenig mehr als hundert Jahre alt ist. Selbst wenn wir da noch grosszügiger sind als er, und die Erfindung des Buchdruckes als Beginn des Medienzeitalters deklarieren, müssen wir doch zugeben, dass es auch viele Jahrhunderte vorher grossartige Kunstwerke in allen Sparten des kulturellen Schaffens gegeben hat.

Ohne Zweifel, hat auch die Medienindustrie fantastische Kunst hervorgebracht. Deswegen davon auszugehen, dass nur eine solche Industrie, Garant für die Entwicklung und Verbreitung kultureller Glanzleistungen sein kann, ist definitiv nicht korrekt.

Vor allem aber: wie oft haben die Gatekeepers in ihrer Beurteilung von gut und schlecht schon versagt? Es gibt unzählige Beispiele von Autoren, Musikern, Filmemachern, usw. die erst durch die Publikation ihrer Werke im Eigenverlag eine Möglichkeit gefunden haben, diese einer Öffentlichkeit zu präsentieren. Im Nachhinein, wurden und werden sie dann wie Helden gefeiert.

Das ist genau das Problem an der Elitegläubigkeit. Niemand ist unfehlbar und gerade bei Kunst bzw. kulturellen Erzeugnissen ist es nicht möglich mit sogenannten objektiven Massstäben zu operieren. Diese gibt es schlichtweg nicht. Es gibt vielleicht so etwas wie einen intersubjektiven Konsens. Ein solcher kann aber erst durch den öffentlichen Diskurs ermittelt werden und ist definitiv zeitgeistabhängig und damit dem kontinuierlichen Wandel unterworfen.

Die Demokratisierung der Medien ermöglicht es nun aber viel besser, diesen temporären Konsens darüber was gut und was schlecht ist, zu ermitteln, weil sich die Kritik direkt durch die Kulturgeniessenden, und nicht vorgelagert durch die Gatekeepers, entwickeln kann.

Hier setzt nun der zweite Teil von Keens Hauptthese an. Er behauptet, dass es durch die Fragmentierung der Kanäle keinen Diskurs mehr geben wird. Jeder schreibt in seinem Blog und niemand liest noch andere Gedanken als die seinen.

"Blogs personalisieren den Medieninhalt, sodass wir nichts mehr lesen, was über unsere eigenen Gedanken hinausgeht".

Das Problem, nur das zu lesen bzw. zu konsumieren, was der eigenen Geisteshaltung bereits entspricht, ist tatsächlich vorhanden und auch bedeutsam. Nur hat dies überhaupt nichts mit dem Web 2.0 bzw. dem Blogphänomen zu tun.

Wer von Ihnen liest denn sowohl die WOZ wie auch die Weltwoche? Die meisten Menschen wählen die Medien die sie konsumieren, danach aus, ob diese das kommunizieren was sie bereits als richtig erachten. Die Weltwoche wird als "rechts" verschrien und darum von Linken nicht gelesen, usw.

Diese Selektion kann man nicht verhindern indem man die Kanäle verringert. Selbst wenn wir uns im Gedankenexperiment nur einen staatlichen Medienkanal vorstellen, und dort immer die verschiedenen Seiten einer Sache präsentiert würden, würde das nicht dazu führen, dass mehr Menschen kritisch denken würden. Mündigkeit kann man nicht verschreiben, für Mündigkeit muss sich der Mensch entscheiden.

Daran ändert sich nichts, ob wir nun eine elitäre Medienwelt oder eine demokratische haben. Aber für die, die sich für die Mündigkeit entschieden haben, ist eine demokratische Medienwelt die bessere, denn diese Menschen wollen keine Gatekeepers.

Es wird auch in einer Welt mit Millionen von Medienkanälen weiterhin Hits geben und Werke die herausragen (was nicht dasselbe sein muss). Es wird auch Leute geben, die für andere vorsortieren und aussondern. Es wird Menschen geben, die in ihrem eigenen Gedankensumpf ersaufen. Aber die demokratisierte Medienwelt wird den Menchen die an Dialog interessiert sind die effizienteren Möglichkeiten geben, diesen Dialog zu gestalten. Das ist die grosse Errungenschaft der Web 2.0 Bewegung und ich hoffe, nein, ich bin sicher, dass diese auch durch Kulturpessimisten wie Andrew Keen nicht mehr wegzuschreiben ist.

ImThere - Events & Friends

ImThere.com, eine Web 2.0 Applikation bei der sich alles um Events dreht wurde kürzlich relaunched.

Mitglieder der Community können Events erfassen und beschreiben, für welche dann andere Mitglieder mit einem Klick auf den Button "Click to say ImThere" mitteilen können, dass sie auch da sein werden.

Die Anzahl dieser Klick gibt dann einen Hinweis auf die Popularität des Events bzw. der "Hotness", wie das die Sitebetreiber nennen.

Die Site ist natürlich auf die USA ausgerichtet und darum für mich nicht wirklich brauchbar.

Ich arbeite, bis ich was sinnvolleres gefunden habe, mit einem Google Kalender auf welchem ich Events, die mich interessieren erfasse. Diesen Kalender publiziere ich hier auf einer separaten Page. Ob ich jeweils da sein werde, ist allerdings dort nicht ersichtlich.

imtherescreenshot.jpg 

Aktualisierte Web 2.0 Zusammenfassung des O'Reilly Verlags

Einen gut komprimierten und einfach verständlichen Überblick über das Phänomen "Web 2.0" bietet der Fachverlag O'Reilly in seinem kürzlich überarbeiteten und frei zugänglichen PDF Dokument "Web 2.0 zum Mitmachen".

Ideal für alle die den Einstieg in das Thema suchen; und vielleicht finden auch die Kenner noch den einen oder anderen interessanten Hinweis. 

xFruits - E-Mail Newsletter im Google Reader statt in der E-Mail Inbox

xfruits%20logo.jpgxFruits bietet diverse Services an, um RSS Feeds in andere Formate zu wandeln oder bestimmte Inputkanäle zu RSS Feeds zu machen. Für jede Anwendung gibt es so genannte Bricks, die ganz einfach konfiguriert werden können. RSS to E-Mail, RSS to PDF oder (E-Mail) Post to RSS, usw.

Der Post to RSS Dienst kann nun dazu verwendet werden, abonnierte E-Mail Newsletter in RSS Feeds zu transferieren, damit diese nicht mehr in der Inbox, sondern im Google Reader gelesen werden können. 

Nachdem ein Post to RSS Brick konfiguriert ist, erhält man eine E-Mail Adresse eines RSS Feeds bei xFruits (z.B. 12442215@rss.xfruits.com), sowie die entsprechende RSS-Feed Adresse dazu. Jede E-Mail an diese Adresse wird nun in den RSS Feed eingefügt. Natürlich könnte nun gleich diese E-Mail Adresse als Newsletterempfänger Adresse eingesetzt werden. Ich empfehle aber noch einen Zwischenschritt einzuschalten:

Richten Sie eine Google Mail Adresse ein, die sie für alle Newsletter Abos verwenden. Dort machen Sie eine Regel (einen Filter) der diese Mails an die E-Mail Adresse Ihres RSS Feeds weiterleitet. Dadurch haben Sie die Newsletter gleichzeitig noch in einem indizierten Speicher archiviert und können diese jederzeit durchsuchen.

Warum sollen Sie das tun? Nun, damit Ihre E-Mail Inbox von Infoballast befreit wird und diese vor allem zur Kommunikation benützt werden kann. 

 

Dabble DB - Online Datenbanken selbst geklickt

dabbledb.jpgDabble DB ist eine einfache, aber mächtige Software as a Service (SaaS) Lösung um Anwendungen für die Verwaltung von strukturierten Daten ohne zu programmieren im Web zu erstellen.

Die Tabellen können automatisch durch cut'n'paste aus bestehenden Excel Tabellen erstellt werden. Relationen können jederzeit hinzugefügt werden. Daten können in Listen, in Kalendern oder auch in graphischer Form dargestellt werden. Diese Ansichten können dann in den verschiedensten Formaten wie RSS, PDF, HTML, CSV, iCal, usw. ausgegeben bzw. exportiert werden. Zahlreiche Collaboration Funktionen erleichtern die Zusammenarbeit. Kurzum eine wirklich nützliche SaaS Umgebung für einfachere Datenbankanwendugen.

Eine interessante Idee ist auch, dass Dabble DB Gratis benutzt werden kann, wenn die Anwendung und die damit verarbeiteten Daten unter einer Creative Commons Lizenz publiziert werden. 

Am besten schauen Sie sich den 7 Minuten Screencast von Dabble DB an, dieser eröffnet einen guten Einblick in die Möglichkeiten dieser Lösung.

Microsoft Popfly - Eine beindruckende Silverlight Demonstration

Ich habe am Freitag endlich meine Einladung zu Popfly erhalten und soeben ein wenig damit "gespielt". Microsoft hat hier eine sehr beindruckende Demonstration ihrer Silverlight Plattform gebaut.

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Screenshot des Popfly Editors

Es ist wirklich sehr einfach Mashups zusammenzustellen, ohne eine Zeile Code programmieren zu müssen. Das User Interface des Mashup Editors ist vom Feinsten und zeigt sehr schön, wohin die Rich Media Applications führen werden. Dieses Video auf Youtube gibt einen kurzen Einblick:

 

Das Konzept des "Zusammenklickens" von Applikationen bzw. dem Zusammenführen der verschiedenen Services im Web, wird in Zukunft immer wichtiger. Was heute noch als Spielerei daherkommt, wird in Zukunft wohl eine sehr wichtige Komponente im Business Web darstellen. Salesforce.com bietet mit ihrer Apex Plattform eine professionelle Lösung um beliebige Webservices-Komponenten von "externen" Applikationen zu integrieren.

Neue Unternehmen wie Teqlo, Dapper, openkapow und andere bieten auch sehr interessante Ansätze um die verschiedenen Services auf einen "Browser Desktop" zu bringen und miteiander kommunizieren zu lassen.

Eine spannende Entwicklung ist hier im Gange.

Interessante Grundlagen-Präsentation zum Thema Web API's

Ich erwähne an meinen Vorträgen zu Software as a Service immer wieder, wie wichtig ein gut dokumentiertes und offenes API für den Erfolg einer SaaS Lösung ist. Den Websites die API-Services anbieten gehört die Zukunft!

John Musser, der Autor von ProgrammableWeb eines Blogs mit einem API und Mashup Directory, hält dort eine interessante Präsentation mit dem Titel "Open APIs: Big Picture and Best Practices", die er offenbar an der Web 2.0 Expo gehalten hat, zum download bereit.

Die Präsi zeigt sehr schon wie weit verbreitet das Phänomen der "Web(Services) API" bereits ist, welche technologischen Aspekte dabei zu berücksichtigen sind und welche Geschäftsmodelle sich dahinter verbergen.

Auch für verschiedene Schweizer Websitebetreiber, könnte ein Blick  über den grossen Teich ein wenig Inspiration bieten.

Was könnten hiesige Web 2.0 Addicts wohl alles Interessantes anstellen mit einem Le-Shop API, oder einem search.ch API, oder ???