Huffington Post Deutschland: Welcome und viel Erfolg

Heute wollen wir festhalten, dass wir einen wichtigen Tag für das deutschsprachige Netz erleben. Die Huffington Post hat unter viel vorausgehender Kritik ihren Ableger in Deutschland gestartet und wir können aus guten Grünen hoffen, dass die hiesige Blogosphäre dadurch einen wichtigen Impuls erhält.

Es ist eigentlich traurig, dass es keines der bestehenden Zeitungsportale gewagt hat, Plattformen zu schaffen die ihren Leserinnen und Leser echte Beteiligung ermöglichen. Lieber lästert man über die Qualität der Kommentare, drückt das unsinnige Leistungsschutzrecht durch und hofft, dass irgendwann einmal alle News hinter Paywalls publiziert werden und die alte Welt dann wieder in Ordnung ist.

Wir freuen uns darüber, dass nun endlich auch hierzulande etwas anderes versucht wird, als einfach nur die Zeitung auf den Bildschirm zu drucken und wünschen der HuffPost in Deutschland auf jeden Fall viel Erfolg.

Journalisten sind auch nur Menschen, bzw. Racheengel.

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Der Artikel von Stefan Betschon "Das Waterloo des Guerilla-Marketing" in der NZZ wärmt die Diskussion um die Rolle der Blogger im Kommunikationsprozess der Unternehmen vom Sonntag vor einer Woche noch einmal auf.

Dazu gäbe es eigentlich nichts mehr zu sagen, wenn nicht am Schluss dieses Beitrages diese äusserst Bemerkenswerten Sätze stehen würden:

«Doch sobald sich diese Firmen eine Blösse geben, dürfte es vielen Journalisten schwerfallen, die Frustrationen zu vergessen, objektiv zu bleiben. Apple bekam das im Zusammenhang mit «Antennagate» zu spüren.»

Hier offenbart der Journalist, dass er eben auch nur ein Mensch ist, und es mit seiner so viel gepriesenen Objektivität in der Berichterstattung, die den Bloggern ja fehlt, nicht sehr weit her geholt ist.

So unverholen zu drohen, dass, wer nicht brav die Journaille streichelt und füttert, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit mit der medialen Rachekeule zu rechnen hat, ist ein schon starker Tobak; und so herrlich entlarvend. (via @kusito)

(BIld: © Sergey Oganesov - Fotolia.com) 

Journal21.ch - Ein neuer Stern am Blogger- äh Medienhimmel?

Vor ein paar Tagen haben 72 Journalistinnen und Journalisten rund um den ehemaligen Tagesschau Chef Heiner Hug, das Blog Journal21.ch lanciert.

Die Autorenliste liest sich wie ein "Who's Who" der neueren schweizerischen Mediengeschichte und lässt auf jeden Fall viel Raum für Hoffnung auf substantielles Futter für unsere RSS Reader.

Ich freue ich sehr darüber und bin der Meinung, dass diese Initiative vorbehaltlos zu begrüssen ist.

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Auch ein Internet Profi kann sich irren - Eine Replik auf Andrew Keen's Anti-Web 2.0 Aufsatz im Magazin 38/07

"Ein Internet Profi warnt", steht im Untertitel zum Magazin Artikel des Web 2.0 Kritikers Andrew Keen. Damit soll wohl suggeriert werden, dass hier nicht einfach ein frustrierter Journalist oder Verleger über die sogenannte Demokratisierung der Medien herzieht, sondern einer der weiss wovon er spricht, ein Profi eben, kein billiger Amateur.

Lassen Sie sich nicht blenden. So sehr Herr Keen ein Internet Profi sein mag, sein Artikel "Die Revolution ertränkt ihre Kinder" ist ein Konzentrat von unbelegten Behauptungen und ein Durcheinandergewirbel von Ideen, die seine Hauptthesen in keiner Art und Weise unterstützen.

Die wesentliche Aussage seines Essays kann in 2 Teile aufgespalten werden:

1) Gute Kunst gibt es nur, dank der Medienindustrie, aber diese Medienindustrie wird von der Web 2.0 Revolution zerstört.

und

2) Die Demokratisierung der Medien führt dazu dass wir nur noch mittelmässige Amateurproduzenten haben werden, die für Ihre Erzeugnisse kein Publikum finden.

Der erste Teil ist ein eigentliches Plädoyer für die Beibehaltung einer Gatekeeper-Elite. Der zweite Teil beinhaltet die klassische Kritik an der Fragmentierung der Mediekanäle.

Zur Unterstützung der ersten Behauptung schreibt Keen, dass Hichcock seine Filme ohne Finanzierung durch die Industrie nicht hätte realisieren können und dass es Bono nicht geschafft hätte eine einflussreicher Celebrity zu werden, usw.

Es ist sehr einfach so etwas zu behaupten, denn es ist nicht verifizierbar, geschweige denn falsifizierbar. Ich könnte genauso behaupten, Hitchcock hätte noch viel mehr und bessere Kunstwerke realisiert, wenn er in einer netzwerkartigen Wirtschaftsstruktur, wie sie sich vielleicht in Zukunft entwickelt, hätte arbeiten können. Die Entwicklung des Betriebssystemes Linux, eine ähnlich komplexe Herausforderung wie die Produktion eines Filmes, zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, solche Vorhaben in Netzwerken zu realisieren. Aber wir werden leider nie herausfinden, wer nun recht hat. Darum sollten wir auf Aussagen dieser Art verzichten, wenn wir etwas untermauern möchten.

Keens erste These, dass es gute Kunst nur dank der Medienindustrie gibt, ist meines Erachtens nicht haltbar. Er schreibt ja selber, dass diese Medienindustrie, wie wir sie kennen, erst ein wenig mehr als hundert Jahre alt ist. Selbst wenn wir da noch grosszügiger sind als er, und die Erfindung des Buchdruckes als Beginn des Medienzeitalters deklarieren, müssen wir doch zugeben, dass es auch viele Jahrhunderte vorher grossartige Kunstwerke in allen Sparten des kulturellen Schaffens gegeben hat.

Ohne Zweifel, hat auch die Medienindustrie fantastische Kunst hervorgebracht. Deswegen davon auszugehen, dass nur eine solche Industrie, Garant für die Entwicklung und Verbreitung kultureller Glanzleistungen sein kann, ist definitiv nicht korrekt.

Vor allem aber: wie oft haben die Gatekeepers in ihrer Beurteilung von gut und schlecht schon versagt? Es gibt unzählige Beispiele von Autoren, Musikern, Filmemachern, usw. die erst durch die Publikation ihrer Werke im Eigenverlag eine Möglichkeit gefunden haben, diese einer Öffentlichkeit zu präsentieren. Im Nachhinein, wurden und werden sie dann wie Helden gefeiert.

Das ist genau das Problem an der Elitegläubigkeit. Niemand ist unfehlbar und gerade bei Kunst bzw. kulturellen Erzeugnissen ist es nicht möglich mit sogenannten objektiven Massstäben zu operieren. Diese gibt es schlichtweg nicht. Es gibt vielleicht so etwas wie einen intersubjektiven Konsens. Ein solcher kann aber erst durch den öffentlichen Diskurs ermittelt werden und ist definitiv zeitgeistabhängig und damit dem kontinuierlichen Wandel unterworfen.

Die Demokratisierung der Medien ermöglicht es nun aber viel besser, diesen temporären Konsens darüber was gut und was schlecht ist, zu ermitteln, weil sich die Kritik direkt durch die Kulturgeniessenden, und nicht vorgelagert durch die Gatekeepers, entwickeln kann.

Hier setzt nun der zweite Teil von Keens Hauptthese an. Er behauptet, dass es durch die Fragmentierung der Kanäle keinen Diskurs mehr geben wird. Jeder schreibt in seinem Blog und niemand liest noch andere Gedanken als die seinen.

"Blogs personalisieren den Medieninhalt, sodass wir nichts mehr lesen, was über unsere eigenen Gedanken hinausgeht".

Das Problem, nur das zu lesen bzw. zu konsumieren, was der eigenen Geisteshaltung bereits entspricht, ist tatsächlich vorhanden und auch bedeutsam. Nur hat dies überhaupt nichts mit dem Web 2.0 bzw. dem Blogphänomen zu tun.

Wer von Ihnen liest denn sowohl die WOZ wie auch die Weltwoche? Die meisten Menschen wählen die Medien die sie konsumieren, danach aus, ob diese das kommunizieren was sie bereits als richtig erachten. Die Weltwoche wird als "rechts" verschrien und darum von Linken nicht gelesen, usw.

Diese Selektion kann man nicht verhindern indem man die Kanäle verringert. Selbst wenn wir uns im Gedankenexperiment nur einen staatlichen Medienkanal vorstellen, und dort immer die verschiedenen Seiten einer Sache präsentiert würden, würde das nicht dazu führen, dass mehr Menschen kritisch denken würden. Mündigkeit kann man nicht verschreiben, für Mündigkeit muss sich der Mensch entscheiden.

Daran ändert sich nichts, ob wir nun eine elitäre Medienwelt oder eine demokratische haben. Aber für die, die sich für die Mündigkeit entschieden haben, ist eine demokratische Medienwelt die bessere, denn diese Menschen wollen keine Gatekeepers.

Es wird auch in einer Welt mit Millionen von Medienkanälen weiterhin Hits geben und Werke die herausragen (was nicht dasselbe sein muss). Es wird auch Leute geben, die für andere vorsortieren und aussondern. Es wird Menschen geben, die in ihrem eigenen Gedankensumpf ersaufen. Aber die demokratisierte Medienwelt wird den Menchen die an Dialog interessiert sind die effizienteren Möglichkeiten geben, diesen Dialog zu gestalten. Das ist die grosse Errungenschaft der Web 2.0 Bewegung und ich hoffe, nein, ich bin sicher, dass diese auch durch Kulturpessimisten wie Andrew Keen nicht mehr wegzuschreiben ist.

Der gnadenlose Internet Mob - Die Miss Teen USA 2007 Kandidatin kommt nicht zur Ruhe.

Während ein solcher Lapsus vor ein paar Jahren noch einfach nach ein paar Tagen vorbei und vergessen gewesen wäre, dreht eine Geschichte wie diese im Zeitalter des "User Generated Content" immer weiter und weiter.

Auch jetzt noch, ist der Ausschnitt mit der unsäglichen Antwort der Miss Teen USA 2007 Kandidatin bei Technorati unter den Top Videos. Es wird also weiterhin munter darüber geschrieben und darauf verlinkt.

Die Meute ist zwar gnadenlos aber durchaus witzig. Zum Beipsiel mit dieser Website "Maps For Us" oder auch mit diesem Song, für welchen ein gewisser Andy Hide die Antwort der Dame kurzerhand zum Songtext erhoben hat:

 

(via Reel Pop

Das Ende von Blogscout oder des Deutschen Anti-Kommerz Romantik

Da programmiert jemand mit viel Aufwand einen Webservice mit dem Namen Blogscout.de, der eine nachgefragte Leistung erbringt, hat irgendwann die Nase voll, und schliesst diesen dann wieder.

Die "Kunden" des Dienstes bedanken sich beim Anbieter dafür, dass er soviel Aufwand eingesetzt hat und vestehen, dass er nun halt nicht mehr mag.

Der Programmierer und Betreiber von Blogscout.de (Dirk Olbertz) hat auch nicht vor, sein Produkt jemandem zu verkaufen und somit seinen Aufwand wenigstens ein Stück weit entschädigt zu erhalten, denn dem Betreiber war es von Anfang an egal, wieviele Leute den Dienst nutzen und das Interesse sei eindeutig nicht-kommerziell gewesen.

Nicht alle reagieren gleich, so hat sich zum Beispiel Peter Hogenkamp eher kritisch dazu geäussert, aber diese Geschichte ist irgendwie symptomatisch für die Anti-Kommerz Romantik in der deuschen Blogosphäre im Besonderen und in der IT-Szene im allgemeinen. (Auch in der Schweiz gibt es diese Tendenzen, allerdings nicht so stark ausgeprägt, und für Österreich kann ich es nicht sagen).

Nicht-kommerziell ist gut, kommerziell ist böse.

Krise und Kritik schreibt im Kommentar zum Blogartikel der die Einstellung des Dienstes bekannt gibt.: 

"Das Du nicht gleich das ganze Komerzialisierst (sic!) hast ist einmal mehr Beweis dass Du in Ordnung und n dufter Typ bist" um dann noch nachzuschieben: "Aber diesen Schritt werden ich Dir nicht verzeihen können".

Dieses Statement steht stellvertretend für eine Anspruchshaltung, die immer mehr Akzeptanz findet. Die "Dinge" sollen gefälligst kostenlos vom Himmel fallen. Wer Geld für einen Nutzen verlangt ist des Teufels. Gratis, hat die Ware zu sein und jeder kann Einfordern was er gerne hätte.

Da es aber im persönlichen Leben meistens nicht möglich ist, diesem schwarz/weiss Schema zu folgen, feiert man Menschen wie den Dirk als Helden, bedankt sich für die geleistetet Arbeit, bedauert aber dass es den Service nicht mehr gibt und fragt sich wie Jo: "...warum sind gerade die guten Dinge immer nur von so kurzer Dauer?"

Nun, die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach: Weil diese "Dinge", nicht kommeziell sind!

Ich will hier auf keinen Fall dem Dirk Olbertz noch sonst jemandem das Recht absprechen, seine Arbeit gratis der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Auch hat er das Recht, sein Projekt jederzeit einzustellen. Und, damit wir hier auch das letzte Missverständnis ausgeräumt haben, auch ich bedanke mich herzlich für seine Arbeit und wünsche ihm viel Spass bei den nächsten Projekten. Weiterhin unterstelle ich ihm auch nicht, dass nicht seine Qualitsansprüche an seine Vision die Beweggründe waren, den Dienst einzustellen.

Aber ich denke, wir sollten uns anhand dieses Beispieles wieder einmal ein paar Dinge klarmachen:

1) Niemand arbeitet "gratis" auf Dauer.

2) Wir haben kein Recht auf "Geschenke" und können an diese, wenn wir welche erhalten, keine Ansprüche stellen.

3) Kommerz ist nicht schlecht oder gut, sondern einfach ein System um Ergebnisse dorthin zu verteilen, wo sie nützlich sind!

4) Wir sollten nicht, nichts bezahlen wollen und gleichzeitig die Werbung verteufeln.