Fotoalbum eines Schweiz-Reisenden von 1891 in der Boston Public Library

Die öffentliche Bibliothek in Boston betreibt seit 2008 ein flickr Konto, welches sie benützt um dort Scans ihres Bildmaterials zu veröffentlichen. 86'385 Bilder verteilt auf 373 Alben (Sets) sind zur Zeit auf diesem Weg verfügbar. Auch die Scans aus einem Schweiz-Fotoalbum eines Herrn William Vaughn Tupper, der zwischen 1891 und 1894 scheinbar auf Weltreise war, und dabei auch unser Land bereiste, sind dort zu finden.

(Bild: Swiss milkman von William Vaughn Tupper, aufgenommmen wahrscheinlich zwischen 1891 und 1894, aus der Online Sammlung der Boston Public Library auf flickr, wohl keine Schutzrechte mehr, dort allerdings unter CC-BY 2.0 veröffentlicht)

Alle statistischen Jahrbücher der Stadt Zürich seit 1905 online

Die Abteilung Statistik Stadt Zürich hat kürzlich mitgeteilt, dass sie sämtliche statistischen Jahrbücher von 1905 bis 2002 digitalisiert im PDF-Format kostenlos im Netz publiziert hat. Somit sind nun alle jemals erschienene statistischen Jahrbücher der Stadt Zürich kostenlos im PDF Format verfügbar. Das ist grossartig und sollte als Vorlage für alle statistischen Ämter der Schweiz dienen. Der einzige Wermutstropfen ist, dass nicht ganz klar ist, was wir damit tun dürfen und was nicht. Berichte von Behörden und Verwaltungen sind ja eigentlich nicht durch das Urheberrecht geschützt. Trotzdem wird zum Beispiel in der aktuellen Ausgabe von 2013 im Impressum ein Copyright Vermerk geführt. Es wäre, um Klarheit zu schaffen, dienlich, wenn Statistik Stadt Zürich klar kommunizieren würde, dass die Jahrbücher keinem Urheberrechtsschutz unterliegen und diese, bzw. die Inhalte frei und zu jedem Zweck verwendet werden dürfen.

Zur Geschichte der Nachrichtendienstüberwachung durch die GPDel

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Immer wenn es in der Schweiz in Sachen Geheimdienste Ärger gibt, kommt die Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) des Schweizer Parlamentes ins Spiel. So auch jetzt wieder, wenn es darum geht die Hintergründe des Datendiebstahls durch einen Mitarbeiter des Nachrichtendienstes des Bundes zu beurteilen.

Im letzen Jahr konnte die GPDel, die im Nachgang zum Fichenskandal der 1980er und 1990er Jahre entstanden ist, ihr 20-Jähriges Bestehen feiern. In diesem Zusammenhang hat sie in ihrem Jahresbericht 2012 einen kurzen und lesenswerten historischen Abriss über ihre eigene Entstehungsgeschichte und ihre Entwicklung währen der Jahre 1992 bis 2012 veröffentlicht (PDF). Dort können wir nachlesen, wie sich der Bundesrat gegen diese parlamentarische Oberaufsicht gewehrt hat und wie aber deren Befugnisse, trotz dieser Widerstände, laufend ausgebaut werden konnten.

Es ist natürlich besser eine solche parlamentarische Aufsicht über die "Geheimbereiche" der Verwaltung zu haben, als keine. Doch zeigt gerade auch ein Blick auf die Liste der Berichte, die GPDel in den 20 Jahren ihres Bestehens bereits abgeliefert hat, dass es nicht wirklich möglich ist, Geheimdienste zu überwachen. Die GPDel kommt meistens erst dann zum Zug, wenn die Probleme bereits entstanden sind.

...weil nicht der Franken unser Maßstab ist, sondern der Mensch

Heute vor 125 Jahren ist Gottlieb Duttweiler geboren. Er war eine Art Jeff Bezos der Schweiz des frühen 20. Jahrhunderts. Denn er war zwar kaum der Erste, aber wohl damals der Erfolgreichste, der im Schweizer Detailhandel das Unternehmensmodell: "high-volume, low-margin" konsequent umgesetzt hat. Allerdings, und da liegt einer der Unterschiede zu Bezos, hat er seine Migros, dem Kapitalismus entzogen, indem er sie in den 1940er Jahren schlicht und einfach seinen Kunden geschenkt hat. Was für eine Tat!

Bei aller kritischen Distanz, die man gegenüber jedem Grossunternehmen, und damit auch gegenüber der Migros wahren muss, bleibt der Umstand, dass es sich dabei um eine Genossenschaft handelt, ein wichtiger mildernder Faktor.

Zitate, die aus dem Kontext gerissen werden und dann noch aus einer anderen Zeit stammen, stehen natürlich immer auf tönernen Füssen. Und wir können uns Dutti und seiner Denkweise nur annähern indem wir auch seine Zeit mitberücksichtigen.

Insbesondere die Art und Weise, wie die christliche Religion in der Zeit der Gründung der Migros, über die Jahre der Entbehrungen des zweiten Weltkriegs, bis in die späten 1960er Jahre die schweizerische Gesellschaft geprägt hat, muss berücksichtigt werden, um sowohl seine Handlungen als auch die Äusserungen seiner Kritiker zu verstehen.

Duttweiler hat den einzelnen Menschen mit seinen Herausforderungen, seinen Freuden und seinen Leiden in das Zentrum seiner Weltanschaung und seines Wirkens gestellt. Wir, die wir in einer individualistischen, von Kritkern gar hedonistischen Welt genannt, leben, können uns nicht vorstellen, wie stark seine Fokusierung auf den Einzelnen, der persönliche soziale Verantwortung trägt, mit dem Weltbild, das von einer Mischung aus kleinbürgerlich-christlich-konservativem, auf der einen, sowie einem sozialistisch angehauchtem Kollektivismus auf der anderen Seite, geprägt war, kollidierte. 

Er wurde als Bedrohung wahrgenommen, nicht nur vom Kleingewerbe, sondern von allen, die ein Welt- und Menschenbild pflegten, welches den Einzelnen, den bestehenden gesellschaftlichen Strukturen untergeordnet sieht. Er war im Bezug auf seinen Individualismus, ein früher Hippie, auch wenn er diese Zeit gar nicht mehr erlebt hat. Er stellte grundsätzlich jedes bestehende Machtgefüge in Frage und nicht zuletzt darum, hatte er sowohl die Rechte als auch die Linke gegen sich. Natürlich war er kein Anarchist, und er selbst schien eine Art natürliche Autorität ausgestrahlt zu haben, die auch ihn immer wieder zur Machtausübung verleitet zu haben mag.

Aber, und das ist, was ihn auch für unsere Zeit vorbildlich macht: Er glaubte an das Gute im Menschen und daran, dass den Menschen zu dienen bedeutet, die weniger Begüterten zu befähigen und nicht, sie zu bemuttern.

Hier nun das Zitat, welches den Titel dieses Beitrages spendete:

«Man versteht unsere Rechnung nicht, weil nicht der Franken unser Masstab ist, sondern der Mensch. Die Leidenschaft zu dienen, findet reichlicheren Lohn als die Sucht zu verdienen...» (Aus der Festschrift der Migros zu ihrem dreissigjährigen Bestehen, 1955)

(Disclosure: Meine Lebenspartnerin ist Mitarbeiterin der Migros)

(Bild: © GDI)

Internet Power from 1995

Der Blick zurück ist oft erheiternd. Der Blogger von waxy.org hat eine alte VHS-Dokumentation "Internet Power" von 1995 digitalisiert und mit ein paar Screenshots und Zitaten ins Netz gestellt. Sie brauchen einen Computer mit mindestens 8 Mbyte RAM, heisst es dort zum Beispiel. Tja, sind ja seither auch schon 13 Jahre vergangen.

(via Reel Pop

Milton Friedman - Free to Choose Vol.3: Anatomy of Crisis

milton_friedman.jpgDie Meldung, dass die Notenbanken ihre Geldschleusen weiterhin offen halten, hat mich an die Milton Friedman TV-Serie "Free to Choose" erinnert, die vor ca. zwei Jahren für kurze Zeit auf Google Video zum Download verfügbar waren und mich seither, gespeichert auf meinem iPod, begleiten. Sehr bald nach meinem download, war die Sendung wieder nur auf DVD zu haben.

Soeben habe ich nun gesehen, dass unter der Adresse ideachannel.tv alle 10 Episoden von 1980, sowie 5 Episoden die 1990 scheinbar überarbeitet wurden, als Videos on demand gestreamed angeboten werden. Auch wieder "nur" im kleinen Flash-Fensterchen, aber immerhin.

Die Episode 3 kann ich im Bezug auf die aktuelle Finanzkriese besonders empfehlen. Hier erklärt Milton Friedman seine Ideen zur Geldmarktpolitik und zeigt auf, was aus seiner Sicht, die Ursachen für die Bankenkriese Ende 30er Jahre waren und wie die darauf folgende Weltwirtschaftskriese wohl hätte verhindert werden können.

Mr. Passion - Steve Wozniak am Tweakfest in Zürich

tweakfest.gifIch habe mich gestern Abend spontan entschieden, doch noch ans Tweakfest in den Technopark zu gehen um zu hören was Steve Wozniak über Innovation zu sagen hat.

Obwohl er in seinem Vortrag direkt nicht viel zum Thema Innovation geboten hat, war es doch inspirierend und spannend, ihm zuzuhören. Sicher war einer der Gründe warum er mir Freude bereitet hat, dass er vor allem seine Geschichte und die Geschichte von Apple und damit die Geschichte des Personal- bzw. Homecomputers erzählt hat. Ich habe viele der von ihm beschriebenen ersten Computer während den Anfängen von Apple selbst bewundert und erlebt. Den Commodore PET, den TRS-80 und auch den Apple II, nur konnte ich mir damals als Schüler halt "nur" den ZX-81 leisten.

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Steve Wozniak
Seine wichtigste Message aber, die gestern rüberkam, konnte sicher auch diejenigen begeistern, die nicht wie ich, ein wenig verklärt in der Vergangenheit schwelgten: Wenn man etwas tut, dann soll man es mit uneingeschränkter Leidenschaft tun. Er verkörpert diese Leidenschaft für das "tüfteln" und "entwickeln" wohl wie selten jemand. Passion ist sein Credo, und genau diese Leidenschaft ist eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung um Grossartiges und Neues hervorzubringen.

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Wozniak (l.) und Jobs (r.) in den Anfängen von Apple

Er hat auch öfters und auf sehr humorvolle Art und Weise darauf hingewiesen, wie wichtig die Rolle von Steve Jobs war, indem dieser immer den "Verkaufsaspekt" im Auge behielt. Steve Wozniak wollte grossartige Geräte, insbesondere Computer bauen und Steve Jobs wollte grossartige Geräte unter die Leute bringen. Es war erfreulicherweise kein Groll, kein Jammern in seinen Worten, sondern Grösse durch das betonen der eigenen Fähigkeiten und das Erkennen dessen, was nicht zu seiner Persönlichkeit gehört.

Erstaunlich war auch die Episode, wie er immer wieder versucht hat, seinen damaligen Arbeitgeber HP davon zu überzeugen, den Apple Computer zu bauen. Wie wir wissen, ohne Erfolg. Wahrscheinlich war das aber gut so, denn eine zweite Aussage die er über seine Motivation machte, etwas Neues zu bauen, war die, dass es immer auch die knappen oder die fehlenden Ressourcen waren, die die grössten Innovationen hervorbrachten. Eigentlich ist das einleuchtend und ein wichtiges Grundprinzip unseres Lebens. Nur wenn uns etwas fehlt, versuchen wir neue Wege zu gehen.

Das ist auch der Grund, warum Firmen, die von Anfang an vor allem mit viel Geld ausgestattet werden, oft scheitern. Wo es an nichts fehlt, gibt es keine Kreativität und damit keine Innovationen!

 

Geschichte zum Anhöhren - WDR Zeitzeichen

zeitzeichen.gifDer deutsche Radiosender WDR5 strahlt offenbar seit bald 35 Jahren ein ca. 15 Minuten langes Geschichts-Feature aus, das es in der Tat in sich hat: Zeitzeichen

Eher per Zufall habe ich die Sendung vor ein paar Monaten als Podcast abonniert und werde immer wieder von neuem überrascht und mit einer nahezu grenzenlosen Vielfältigkeit täglich historisch gefüttert.

Jeden Tag nimmt sich die Redaktion eines historischen Ereignisses des betreffenden Monatstages an und bearbeitet dieses auf höchst lehrreiche und spannenden Weise, oft mit grossem Aufwand und wo vorhanden mit vielen Originalton Dokumenten.

Die Titel der letzten Sendungen waren zum Beispiel:

  • 21. Januar 1992: Todestag des Bluespianisten Champion Jack Dupree
  • 20. Januar 1612: Todestag des deutschen Kaisers Rudolf II.
  • 19. Januar 1982: Todestag des Widerstandskämpfers Leopold Trepper
  • 18. Januar 1977: Todestag des Dramatikers Carl Zuckmayer
  • 17. Januar 1732: Geburtstag des polnischen Königs Stanislaw II.
  • 14. Januar 1957: Todestag des Schauspielers Humphrey Bogart

usw.

Wenn Sie sich für einen oder ein paar wenige Podcasts entscheiden müssen, sollte das WDR Zeitzeichen auf jeden Fall in Ihre Auswahl gehören.