ACTA - Internationale Verhandlungen zum Schutz der Geistigen Monopolrechte

Die ACTA Verhandlungen sind mir und vielen anderen zutiefst zuwider. Der Umstand, dass Ende April nun endlich ein offizielles Papier veröffentlicht wurde, hat zwar etwas Druck genommen, da der Vorwurf der Geheimniskrämerei nun weniger Kraft entwickeln kann, doch bleibt an dieser Geschichte weiterhin ein undemokratisches, unschönes Verhalten der beteiligten Staaten haften. 

Unter der Abkürzung ACTA verhandeln 12 (gemäss Wikipedia) bzw. 10 (gemäss IGE) Staaten plus die Europäische Union ein Abkommen zur Bekämpfung von Fälschung und Piraterie. Die Verhandlungen sind als Geheim deklariert. Erst vor kurzem wurde endlich ein erster Entwurf der aktuellen Diskussionen offiziell veröffentlicht.

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Die SRG neu denken

Vor bald 80 Jahren wurde die SRG gegründet und damit der Grundstein für die Idee des Service Public im elektronischen Medienwesen gelegt. Seither hat sich, was die technischen Verbreitungs-möglichkeiten betrifft sehr viel geändert, an der Grundidee der SRG allerdings nicht.

Jedesmal wenn die SRG und ihre politischen Protagonisten laut darüber nachdenken die Defizite mit höheren Gebühren wegzuregulieren, wird die Ruf nach Abbau des einen oder anderen Gefässes laut. So könnten wir doch auf den zweiten TV Kanal im Tessin verzichten, oder wer braucht schon die Musikwelle und Virus? Ganz mutige getrauen sich sogar DRS2 in Frage zu stellen.

Bei allen diesen Rufen nach Reduktion des Angebotes soll immer dort der Rotstift angesetzt werden, wo vermeintlich niemand zuhört bzw. zusieht. Also die Sendungen und Gefässe mit einem kleinen Marktanteil.

Das ist auf den ersten Blick logisch, aus meiner Sicht aber gerade verkehrt.

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Flattr testen

Spätestens seit der re:publica2010 ist Flattr in aller Munde. Zum Beispiel hier bei Netzwertig oder hier bei der Futurezone. Auch ich habe im Februar das erste mal meiner positiven Einschätzung freien Lauf gelassen und nun bin ich soeben per Twitter via @Luca an einen Invite gekommen.

Ich gebe zu, es gibt hier in diesem Post nicht viel Inhalt, der des Flatterns wirklich würdig ist, ich will ja auch blos einmal diesen Button testen und schauen ob und wie das mit dem Integrieren dieses  Buttons bei Squarespace funktioniert. Der @dworni hat übrigens hier auch schon einen eingebaut.

Netzzeugs vom 24.April 2010

etwas #netzzeugs meiner letzten #surftour: Erste Details zum EEE Pad von Asus - Deutschland API - Fair Use - Google highlights fair use defense to YouTube takedowns - Open Web Foundation - openlike.org - Understanding the open graph protocol - Why f8 was good for the open web - For Web's New Wave, Sharing Detail Is The Point - Das Internet hat die Regeln der Macht neu definiert
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re:publica 2010 Rückblick - Das Netz ist politisch...

Das erste Mal habe ich mich dieses Jahr dazu hinreisen lassen, die re:publica in Berlin zu besuchen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es war ein sinnvoller Entschluss und ich werde im April 2011 mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder in der Deutschen Hauptstadt anzutreffen sein.

Das Netz ist politisch. Es verändert die Kommunikationsstrukturen und damit fundamentale Bausteine der gesellschaftlichen Organisation. Diese Veränderungen sind grundlegend und umfassend und sie sind gut. Gut sind sie, weil sie zu stärkerer Dezentralisierung und mehr Demokratisierung führen und den Menschen effizientere Werkzeuge zur Partizipation in die Hände geben.

Das sind keine von mir belegbare Fakten, sondern Vorstellungen, die meinen persönlichen Werthaltungen entspringen, wie Peter Kruse das in seinem Vortrag dargestellt hat.

Diese Wertvorstellungen umfassen Konzepte wie Selbstbestimmung, Empathie, Neugier, Gestaltungswille, Lernbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein.

Das angenehme an der re:publica 2010 war, dass sie mir während 3 Tagen das angenehme Gefühl zu vermitteln vermochte, mit diesen Werten in guter Gesellschaft zu sein. Offenbar mehr als 2500 Social Media Interessierte haben sich in über 100 Vorträgen & Diskussionen unter anderem mit den gesellschaftlichen und damit politischen Aspekten des Social Webs auseinander gesetzt.

Natürlich waren nicht alle Sessions politischen Themen gewidmet, es gibt ja auch noch anderes im Leben, und natürlich hat die Qualität variiert. Doch ein Blick in das Programm zeigt, wie sehr dieser "selbstreferenzielle Haufen", wie die re:publica Teilnehmenden auch schon mal abschätzig genannt werden, sich eben nicht einfach mit sich selber, sondern mit den gesellschaftlichen Implikationen der Internet Revolution beschäftigt.

So fragte Evgeny Morozov am ersten Tag was wir über den Einfluss des Internets auf autoritäre Staaten wissen. Jeff Jarvis denkt über das Verhältnis zwischen dem Wert des Öffentlichen und dem gesellschaftlichen Preis eines zu restriktiv gestalteten Datenschutzes nach. Peter Kruse zeigt in seinem Vortrag, den ich mir erst nachträglich online angeschaut habe, dass in der derzeitigen Diskussion vor allem Wertesysteme aufeinander prallen.

Am zweiten Tag erklärte Simon Schlauri was es mit der Netzneutralität auf sich hat und welche Aspekte zu betrachten sind. Bre Pettis zeigt mit dem 3-D Drucker MakerBot und der Website Thingiverse wie sich das Open Source Konzept von der virtuellen Welt der Bits & Bites auf die physikalische Welt der Dinge übertragen lässt. Es braucht nicht viel Phantasie um sich die Umwälzungen vorzustellen, die in 20-30 Jahren aufgrund dieser Technologien stattfinden werden. Jörg Kantel stellt das Urheberrecht grundsätzlich in Frage.

Der dritte Tag startete für mich mit Rob McKinnons spannender Einführung zu Open Data & Open Government und dann mit Werner Götz' inspirierenden Gedanken zum bedingungslosen Grundeinkommen. Basti Hirsch und Pippa Buchanan fragten wie Humboldt sich im Interneitzeitalter die Bildungsinstitutionen vorgestellt hätte und zeigten wie Open Education sich heute darstellt und welche Entwicklungen da noch möglich sind.

All diese Beispiele umfassen nur einen äusserst kleinen Teil des umfangreichen Programms, ich konnte ja eh nicht überall dabei sein, darum gab es auch immer genügend Zeit, Gründe und Bier & Kaffe Getränke um zwischen den Sessions mit den anderen Teilnehmern der re:publica zu socializen.

Ich erinnere mich gerne an:@leumund, @bloggingtom, @philbee, @trouvailleuse, @LeilaSumma, @mcschindler, @commafactory, @mpolzin, @dselz, @hdzimmermann, @omenzi, @moritzadler, @psennhauser, @marcelweiss, Florian Steglich, Thomas Mauch, @RobGreen, Stefan Herwig, @mmmatze @oliverg, @ronniegrob, @filSa, @dwrch @DaniaGerhardt, Gregory Gerhardt und hoffe niemanden vergessen zu haben.

Open Source, Open Journalism, Open Data, Open Government, Open Access, Open Education, Open Collaboration, Open Society, re:publica: Das Netz ist politisch...und singt.

 

Jeff Jarvis an der re:publica 2010: Der Wert des Öffentlichen

Jeff Jarvis (Foto: Daniel Seiffert)Der bekannte Verfechter einer freien Netzkultur Jeff Jarvis hat heute an der re:publica 2010 in Berlin ein fulminantes Plädoyer für das offene Internet gehalten. Er hat seinen Vortrag mit "the German Paradox" betitelt und die These vertreten, dass wir Gefahr laufen, die Vorteile des öffentlichen Internets zu verlieren, wenn wir uns zu sehr auf den Schutz des Privaten konzentrieren.

Der Preis, den wir für einen überhöhten Datenschutz bezahlen, könnte die Einschränkung der Meinungsäusserungsfreiheit sein. Wenn wir Google Streetview aus Datenschutzgründen ablehnen, könnte im Prinzip irgendwann mal alles Fotografieren und Filmen im öffentlichen Bereich verboten werden, was für eine freiheitliche offene Gesellschaft fatal wäre.

Der Wert der Öffentlichkeit liegt vor allem darin, dass wir durch das (Mit-)Teilen unseres Wissens und unserer Erfahrungen einander helfen und voneinander profitieren können.

Was in der Öffentlichkeit stattfindet gehört der Öffentlichkeit, also uns allen, und das Internet sei eben nicht einfach ein Medium, sondern ein öffentlicher Ort.

Natürlich ist es dabei wichtig, dass wir die Kontrolle über unsere Daten behalten und dass wir auch entscheiden können, was Privat ist und was nicht. Aber das sollte nicht dazu führen, dass wir wieder Mauern aufbauen und das offene Internet zu einem Netzwerk geschlossener Systeme machen. 

Lesenswert dazu sind auch die Bill of Rights in Cyberspace, die Jeff Jarvis vor ein paar Wochen im Guardian und auf seinem Blog publiziert und heute am Ende des Vortrages auch erwähnt hat.

Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, diesen Vortrag zu hören und ich werde später noch auf den einen oder anderen Punkt näher eingehen. Da hat es noch einiges Diskussionsbedarf, wie das @mcschindler heute retweeted hat. Ich muss jetzt aber wieder los zum Friedrichstadtpalast...

Das iPad ist nett, aber noch zu wenig cloudy...

Seit ein paar Tagen bin ich glücklicher Besitzer eines iPads. Da und dort habe ich es ja auch schon anderen in die Hände geben dürfen. Nach der ersten Euphorie macht sich nun allerdings etwas Ernüchterung bemerkbar; insbesondere was den Einsatz des Gerätes als Arbeitsinstrument angeht. Kurz gesagt: User Interface Top, Cloud Anbindung Flop!

Abgesehen von Evernote, gibt es noch für keine, der von mir eingesetzten Cloud Produkte native Apps. Das wäre ja eigentlich kein Problem, könnte man meinen, es gibt ja den Safari Browser und ein grosses Display. Nur ist das leider nur die halbe Wahrheit. Salesforce.com funktioniert zwar einigermaßen, doch bereits bei den Google Apps ist fertig Lustig. Die Google Apps funktionieren nur im Mobile Modus für das iPhone optimiert einigermaßen, mit allen Einschränkungen die es so auch beim kleine Bruder gibt. Mail und Reader sind akzeptabel, doch Google Docs und auch die von mir intensiv eingesetzten Google Sites können nicht editiert werden. Auch die Editoren von Squarespace und Posterous funktionieren im Safari Browser des iPad nicht.

Überhaupt, dieser Safari Browser. Auf dem iPhone ist mir bisher gar nicht aufgefallen, wie bescheuert eingeschränkt dieser eigentlich ist. So kann ich zwar auf der SBB Website ein Zugticket nach Deutschland kaufen, doch das PDF dass ich dann dort erhalte, ist zwar im Browser sichtbar, nur kann ich dort absolut nichts damit machen. Kann es nicht drucken, kann es nicht weiterschicken, kann es nirgends abspeichern. Meine geliebten und benötigten Bookmarklets für Twitter, Delicious, Yammer usw. kann man nicht installieren. Und weil Flash nicht geht, gehen natürlich auch diverse Cloud Apps wie Picnik, Mindmeister oder Creately nicht; das wusste ich zwar, aber nervt mich nun doch auch ein wenig.

Klar, ist alles noch früh und bald werden die native Apps kommen, die mir diese Probleme lösen. Aber eigentlich müsste dass alles nicht sein. Könnte ich nur einen Chrome Browser installieren und würde Flash gehen, hätte ich all diese kleinen Ärgerlichkeiten nicht zu vergegenwärtigen. 

Interessanterweise bin ich trotzdem und immer noch ziemlich begeistert. Die Bedienung ist ein wahrer Genuss, die Apps wie Pages, Evernote, Mindnote, SoundPaper, Soundhound usw. zeigen welche fantastischen neuen Möglichkeiten in diesem Teil stecken und ich werde wohl wie auch beim iPhone viele, viele Apps downloaden, in den nächsten Wochen und Monaten.

Ich muss mich einfach noch etwas gedulden, bis ich zur Hauptsache mit dem iPad durchkomme, dazu brauche ich dann sowieso ein 3G Gerät. Die Zugfahrt nach Berlin morgen, wird mir das iPad auf jeden Fall versüssen :-).

Und irgendwann gibt es dann mal ein Chromepad für die Arbeit oder so...

Buchpreisbindung - Ein Schutzgesetz für eine Branche die pennt und sowas nicht verdient.

Es sieht nun ganz so aus, als ob wir in der Schweiz tatsächlich eine gesetzlich geregelte Buchpreisbindung erhalten werden.

Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird nach der Differenzbereinigung durch den Nationalrat ein Gesetz in Kraft treten, welches gemäss dem vorläufig formulierten Artikel 1 folgenden Zweck erfüllen soll:

a. die Vielfalt und die Qualität des Kulturgutes Buch fördern;
b. möglichst vielen Leserinnen und Lesern den Zugang zu Büchern zu den bestmöglichen Bedingungen gewährleisten.

Das ist natürliche eine Lachnummer und es wäre ja auch lustig, wenn die Situation nicht so ernst wäre.

Dadurch, dass es den Verlagen ermöglicht wird festzuschreiben zu welchem Preis ein Händler ein Buch verkaufen darf, soll also die Vielfalt und die Qualität des Kulturgutes Buch gefördert werden?

Dadurch, dass den Buchhändlern genau vorgeschrieben wird, dass sie Bibliotheken die nicht mehr als 500’000 CHF bei ihnen ausgeben pro Jahr keinen höheren Rabatt als 10% geben dürfen, soll also gewährleistet werden, dass möglichst viele Leserinnen und Leser den bestmöglichen Zugang zu Büchern haben?

Ich bin fassungslos, wie sich Parlamentarier von Links bis Rechts zu diesem Gesetz entscheiden konnten, dass nichts anderes bringen wird, als den Schutz vor Wettbewerb für ein paar ausländische Grossverlage und Grossbuchhändler.

Vor allem bildet das Gesetz zur Buchpreisbindung die Grundlage für viel weitreichendere Regulierungen, die später unweigerlich folgen werden. Die Ausweitung des Geltungsbereichs auf elektronische Bücher bzw. Medien und auf den Versand aus dem Ausland ist doch nur eine Frage der Zeit, denn die Nutzniesser des geschützten Marktes werden sich kaum mit dem Erreichten zufrieden geben.

Gleichzeitig werden andere Anbieter von Inhalten, wie Zeitungs- und Zeitschriftenverlage in der Folge auch einen besonderen Schutz einfordern, wie das in Deutschland mit dem Leistungschutzrecht ja bereits vorgemacht wird.

Dieses Gesetz ist ein reines Marktschutzgesetz für eine Branche, die die Entwicklung verpennt und die vorhandenen Potentiale nicht nutzt. Die Buchbranche hat einen solchen Schutz nicht verdient.

Durch die Buchpreisbindung werden wir in der Schweiz im Bezug auf innovative Prozesse des Kulturgütervertriebs noch weiter ins Hintertreffen geraten.

Es wird damit weder die Vielfalt noch die Qualtität des Kulturgutes Buch gefördert, sondern einfach das Preisniveau künstlich oben gehalten.

Wenn der Gesetzgeber wirklich ein ernsthaftes Interesse daran hätte möglichst vielen Lesern den Zugang zu Büchern zu den bestmöglichen Bedingungen zu gewährleisten, dann würde dieser Gesetzgeber, die Verlage dazu zwingen ihre Bestände der vergriffenen Bücher von Google scannen zu lassen oder selber ins Netz zu stellen. Oder das Parlament würde dafür sorgen dass jedes veröffentlichte Buch auch online verfügbar und damit x-fach kostengünstiger bereit gestellt wird, usw.

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, vielleicht gibt es ja bei der Schlussabstimmung im Nationalrat noch eine Kehrtwende…aber ich rechne mal mit dem Schlimmsten.

Der Fall Hegemann und die Freilassung der Ideen

Zum Fall Helene Hegemann ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Das Beste was mir bislang unter die Augen gekommen ist, von Regula Freuler in der letzten NZZ am Sonntag, "Literatur mischt alles mit allem", leider (noch) nicht online verfügbar.

Die allgemeine Hysterie, um die paar übertragenen Textstellen ist so lächerlich wie erhellend. Zeigt sie doch sehr schön, auf welchen Irrwegen wir uns im Bezug auf die Beurteilung der Produktion von kulturellen Artefakten bewegen. Dieselben Irrwege, die auch die Grundpfade für die gesellschaftliche Bewertung des Konstruktes des geistigen Eigentums bilden.

Wir glauben, dass es so etwas wie persönliche, eigene Ideen gibt, die dem gehören, der diese für sich behauptet.

Dieser Glaube ist vermutlich falsch. Jede Idee, jeder Gedanke steht auf einem anderen, bereits da gewesenen.

Ideen entstehen erst durch die Interaktion mit der Umwelt. Stellen wir uns im Gedankenspiel ein menschliches Gehirn vor, welches künstlich ernährt, ohne Sinnesorgane in einem dunklen Raum aufwächst und dort irgendwann, nach einem nicht gerade erfüllten leben, stirbt. Damit wir wissen, was in diesem Gehirn vor sich geht, stellen wir uns ein Display vor, dass die Ideen, die das Gehirn produziert anzeigt. Was würden wir wohl auf diesem Display sehen? Nichts, behaupte ich, ohne Kühnheit.

Das bedeutet nicht, dass jedes Individuum nicht auch seinen Beitrag zu einer ausgedrückten Idee leistet, sei dies ein Text, ein Bild, oder welche Art von kultureller Äusserung auch immer. Aber das Eigentum für diese Idee für sich beanspruchen zu wollen ist grundlegend falsch, um nicht zu sagen verwerflich.

Es ist falsch, weil die Idee nicht alleine aus sich selbst entstanden ist, und es ist falsch, weil sie gar nicht hätte entstehen können, wenn vorher alle anderen ein solches Dogma konsequent umgesetzt hätten. Wenn jeder das Eigentum auf seine Ideen geltend macht, und diese nicht verwendet werden dürfen, dann gibt es keine weiteren Ideen mehr.

Nun, einfach kopieren beinhaltet nicht die geringste Eigenleistung, könnte man hier einwerfen. Da Stimme ich sogar zu. Aber kopieren schadet auch niemandem. Und die Weitergabe und Weiterentwicklung von kulturellen Motiven, oder Meme oder wie immer sie nennen wollen basiert letztendlich darauf, dass sie kopiert werden müssen um weitergegeben werden zu können. Sie werden kopiert und dabei verändert, manchmal mehr, manchmal weniger. Originalität gibt es so, wie es uns das Wort vorgaukelt, eben nicht.

Jedes neue Werk beinhaltet Elemente von anderen Werken, manchmal sind es offensichtliche Zitate, manchmal eher versteckte, und oft einfach nicht mehr zurückverfolgbare Inspirationen.

Helene Hegemann hat ja auch keinen Roman kopiert oder abgeschrieben. Sie hat ein neues Werk geschaffen, punkt. Und dieses Werk wird wieder für andere Werke Inspiration sein, und irgendwann werden die "Vaselintitten" wieder verschwunden sein, oder vielleicht in hundert Jahren bei ein paar wenigen etymologischen Feinschmeckern die Diskussionsrunde bereichern.

Es gibt Kunstgattungen, bei welchen die gegenseitige Inspiration in Echtzeit stattfindet, zum Beispiel bei Improvisationen in Musik oder Theater. In anderen Bereichen ist der Prozess langatmiger, gehen die Meme verschlungenere Pfade, doch das Prinzip bleibt dasselbe.

Natürlich kann man sich wünschen, dass die Inspirationsquelle genannt wird, aber wichtig ist dies für die Gesellschaft nicht. Kommt dazu, dass diese Quelle in den meisten Fällen auch gar nicht bekannt ist.

Ich weiss zum Beispiel beim besten Willen nicht mehr, wo ich welchen Input für diesen Text erhalten habe. Wann, welcher Gedanke durch welchen anderen angestossen wurde. Es waren wohl Bücher, Webtexte, Gespräche, Zeitungsartikel? Es ist auch nicht wichtig.

Wichtig ist einzig, dass ein weiteres kulturelles Artefakt in der freien Wildbahn ist, und sich seinen Weg in die Gehirne der Menschen bahnen kann oder auch nicht, und dann irgendwann in den Tiefen des Datennetzes verstummt.

Wenn wir eine Gesellschaft wollen, die sich durch den kulturellen Austausch entwickelt, die geradezu durchtränkt ist von Ideen, welche sich auf verschiedenste Weisen manifestieren, sei dies in Texten, in Songs, in Bildern, in Filmen, usw. dann sollten wir diese Ideen, die wir durch das unsägliche Konstrukt des geistigen Eigentums domestiziert haben, wieder in die freie Wildbahn lassen.

In diesem Sinne hoffe ich, dass der Fall Hegemann dereinst als Ausdruck einer Zeit der Freilassung der Ideen gelten wird, und sich dieses Plagiatsgeschrei als letztes Aufbäumen eines vom austerbenden bedrohten Memes erweist.

Free the memes, and there may be a better world!

Google erklärt, wann bei Blogger Music Blogs gelöscht werden

Ein paar Wochen nach der Geschichte mit Sebis gesperrtem Youtube Account, haben wir lesen können, dass Google diverse Music Blogs, die auf Googles Blog Service Blogger.com gehosted waren, aufgrund Copyright Problemen gelöscht habe, und zwar ohne vorherige Warnung.

Auf dem offiziellen Blogger Blog von Google erklärt das Unternehmen unter welchen Umständen solche Blogs gelöscht werden:

Sobald eine Beanstandung bei Google eintrifft, werde der Blogger per E-Mail und auf seinem Blogger Dashboard darüber informiert und der Blogpost, um den es sich handelt wird in den "Draft" Modus gesetzt, damit dieser vom Autor entfernt werden kann. Wenn mehrere Beanstandungen zu demselben Blog eintreffen und Google keine Anhaltspunkte hat, dass es sich um fehlerhafte Beanstandungen handelt, wir der Blog gelöscht. 

Wie schon beim Beitrag zur Lösung von Sebis Youtube Account erwähnt, bin ich nicht der Meinung, dass Google hierfür geblamed werden sollte, auch wenn man am Prozess noch Verbesserungen anbringen kann. Ein Unternehmen wie Google muss sich an die Gesetze halten.

Es ist dieses leidige weltweite Urheberrechtssystem das niedergerissen werden muss.