Notiz zur Geschichte der Radionachrichten

Volksempfänger - CC-BY-SA 3.0 (Wikimedia Commons)Heute im Tagesgespräch auf SRF1 war Kurt Witschi zu Gast. Er hat 43 Jahre lang in der Nachrichtenredaktion des Schweizer Radios gearbeitet. Das Gespräch bietet uns interessante Einblicke in die Geschichte der Radionachrichten in der Schweiz.

Kurt Witschi erzählt unter anderem davon, wie er seine Karriere im Radio gerade in der Zeit begann, als die SRG sich langsam vom Gängelband der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) abzunabeln begann.

Die Radionachrichten wurden jahrzehntelang exklusiv von der Depeschenagentur gelesen und geliefert. In der offiziellen Geschichtsschreibung der SDA wird dieser Umstand als innovative Ausdehnung des eigenen Geschäftsmodells verklärt. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit.

Die Presseverleger, denen die Depeschenagentur damals alleine gehörte, haben sich von Beginn an vehement gegen das neue Medium Radio gewehrt. Sie wollten auf keinen Fall, dass eine Konkurrenz zu ihrem eigenen Nachrichtenverbreitungsmonopol auf Papier entsteht und sie haben letzendlich erfolgreich erreicht, dass das Radio dazu verknurrt wurde, die Nachrichten nicht nur von der SDA zu beziehen, sondern diese gleich auch durch sie produzieren zu lassen. Die Presseverleger konnten von 1924 bis 1971, also während fast 50 Jahren, weitgehend bestimmen, welche Nachrichten über das Radio verbreitet wurden. Natürlich konnten sie sich dafür via SDA schon damals aus dem Topf der Gebührengelder bedienen.

Die Situation ähnelt stark der heutigen Diskussion um die Inhalte der SRG im Netz. Bald 100 Jahre nach Einführung des Radios in der Schweiz, tun sich die Presserverleger immer noch schwer mit der Vorstellung, dass es neben ihnen auch noch andere Quellen für Nachrichten gibt.

Die SRG neu denken

Vor bald 80 Jahren wurde die SRG gegründet und damit der Grundstein für die Idee des Service Public im elektronischen Medienwesen gelegt. Seither hat sich, was die technischen Verbreitungs-möglichkeiten betrifft sehr viel geändert, an der Grundidee der SRG allerdings nicht.

Jedesmal wenn die SRG und ihre politischen Protagonisten laut darüber nachdenken die Defizite mit höheren Gebühren wegzuregulieren, wird die Ruf nach Abbau des einen oder anderen Gefässes laut. So könnten wir doch auf den zweiten TV Kanal im Tessin verzichten, oder wer braucht schon die Musikwelle und Virus? Ganz mutige getrauen sich sogar DRS2 in Frage zu stellen.

Bei allen diesen Rufen nach Reduktion des Angebotes soll immer dort der Rotstift angesetzt werden, wo vermeintlich niemand zuhört bzw. zusieht. Also die Sendungen und Gefässe mit einem kleinen Marktanteil.

Das ist auf den ersten Blick logisch, aus meiner Sicht aber gerade verkehrt.

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