Kassensturz zum AGUR12 Bericht - Ueli Schmezer auf Abwegen

Martin Steiger, Ueli Schmezer & Christoph Trummer im Kassensturz vom 13.5.2014

Martin Steiger, Ueli Schmezer & Christoph Trummer im Kassensturz vom 13.5.2014

Der Kassensturz hat gestern einen Beitrag zu den Forderungen aus dem AGUR12-Bericht gesendet. Ueli Schmezer, selber Musiker, ist in diesem Zusammenhang allerdings nicht Partei für die Konsumenten sondern für die andere Seite. Eigentlich eine ziemliche Frechheit, ein Sendegefäss, welches sich per Definition als Anwalt für die Konsumenten versteht so offensichtlich gegen die eigene Klientel und für die eigenen Interessen einzusetzen. Wenigstens gab es am Ende des Beitrags noch ein kurzes aber aufschlussreiches Streitgespräch zwischen Martin Steiger von der Digitalen Allmend und Christoph Trummer vom Verein Musikschaffende Schweiz*.

Als Ergänzung zum Beitrag möchte ich hier ein paar Äusserungen aus dem Beitrag kommentieren.

Ueli Schmezer beginnt mit der Aussage, dass der Film Rio 2, der offenbar momentan in den Kinos läuft, bereits auch im Netz in bester Qualität gefunden werden kann:

"Diesen Film kann man aber schon jetzt ganz bequem bei sich auf dem Computer schauen..."

Damit bringt er das Problem auf den Punkt: Es gibt Menschen, die wollen "ganz bequem" zuhause einen Film schauen und nicht ins Kino gehen. Und es gibt andere, die finden das Kinoerlebnis fantastisch. Aber es will sich niemand mehr den Kanal vorschreiben lassen, den er nutzt, um einen Film zu konsumieren.

Dass es unzählige Europäer gibt, die sich ein Netflix-Abo leisten und zusätzlich noch Geld ausgeben müssen, um das Geo-Blocking zum umgehen, zeigt doch dass die Zahlungsbereitschaft da ist. Das Problem liegt einzig und allein darin, dass die Filmindustrie nicht bereit ist, ihre bestehenden Verwertungsketten zu überdenken. Es ist ganz einfach. Gebt der ganzen Welt die Filme gleichzeitig, macht sie auf einfache Art und Weise kostenpflichtig verfügbar und das so genannte "Piraterie-Problem" ist gelöst.

Auch Musik sei in Form von Raubkopien einfach verfügbar:

"Wenn sie beispielsweise genau jetzt, heute Abend Musik von ihrer Lieblingsband gratis im Internet Downloaden wollen, dann werden Sie höchstwahrscheinlich problemlos eine Möglichkeit finden."

Das ist zwar richtig, aber völlig irrelevant. Denn ich finde heute höchstwahrscheinlich alles, was auf diesen Plattformen verfügbar ist auch bei legalen Angeboten kostenlos. Fast jeder Künstler ist heute mit seinen Songs zum Beispiel auf YouTube oder Spotify vertreten oder bietet Streams auf seiner Website an. Es ist gar nicht mehr nötig, auf solche Angebote zuzugreifen und interessanterweise, findet man dann das wirklich Rare und Spezielle weder auf den legalen noch auf den 'luschen' Plattformen. 

Als nächstes behauptet Ueli Schmezer, dass sich Kulturschaffende jetzt beginnen zur Wehr zu setzen, dabei weiss er selber ganz genau, dass diese ganze Kampagne von der USA-Dominierten Unterhaltungsindustrie getrieben ist und nicht erst "jetzt" beginnt, sondern schon seit langem im Gang ist. Er war selber vor einem Jahr als Moderator verschiedener Veranstaltungen tätig und hat sich auch dort als voreingenommen und parteiisch gezeigt.

*Sie (die Kulturschaffenden) sagen, es könne doch nicht sein, dass man ihnen ihre Werke einfach nimmt, ohne dafür zu bezahlen"

Bei dieser Aussage müssen wir die wichtige Frage stellen, ob die Werke der Schweizer Kulturschaffenden wirklich genommen werden, ohne dafür zu bezahlen? Das ist eine unbelegte Behauptung. Selbst wenn wir einen Lyrik-Band eines Schweizer Autors auf einer Sharing-Plattform finden würden, was äusserst unwahrscheinlich ist, heisst das noch lange nicht, dass ihm dadurch Umsatz entgangen ist. Solange die Schweizer Kulturschaffenden nicht bereit sind, Zahlen zu nennen, damit wir wissen, worüber wir sprechen, können wir genauso gut davon ausgehen, dass unserer Kultur kein Schaden entsteht. Auch Stephan Eicher wird kaum von Downloads aus illegalen Quellen Einkommenseinbussen verzeichnen. Wenn er weniger verkauft, dann vor allem darum, weil die Konkurrenz viel grösser geworden ist.

Später im Filmbeitrag kommt Lorenz Haas der IFPI Schweiz, des Verbandes der globalen Musikkonzerne zu Wort. Er findet, dass diejenigen die mit ihren Inhalten Geld verdienen, ohne ihnen etwas davon abzugeben, in Pflicht genommen werden müssen. Das ist legitim und auch verständlich. Nur kann es nicht sein, dass wir in der Schweiz, derartig massive Eigriffe wie Netzsperren und Netzüberwachung einrichten, nur weil die Musikindustrie es zu mühsam findet gegen die schwarzen Schafe juristisch vorzugehen. Fast alle Länder dieser Welt sind Mitglieder von weltweit gültigen internationalen Urheberrechtsabkommen. Dass diese auch funktionieren zeigt der Umstand dass laufend solche Angebote geschlossen werden. Die Juristen der Musikkonzerne haben genug Zeit um durch politisches Lobbing an geheimem runden Tischen ihre Interessen undemokratisch durchzusetzen, finden es aber zu mühsam in den Ländern, die sie selber in diese Vertragswerke drängen, Prozesse zu führen, wie es sich für eine demokratische und rechtsstaatliche Gesellschaft gehört.

 

*Disclosure: Ich bin Präsident des Vereins Digitale Allmend. Ich bin zwar nicht Mitglied bei den Musikschaffenden, habe aber mit dem Verein Musikschaffende zwei Workshops zum Thema "Monetarisierung von Musik im Internet" durchgeführt. Ich bin nicht dagegen, dass Künstler Geld verdienen und verstehe mich persönlich gut mit Christoph Trummer und vielen anderen Musikern und Kulturschaffenden der Schweiz. Mir geht es darum, dass wir die Verhältnisse im Auge behalten. Der Schaden für die Schweizer Kulturschaffenden ist mit grosser Wahrscheinlichkeit so gering, dass er für den einzelnen Künstler nicht ins Gewicht fällt. Bis jetzt sind sie es uns auf jeden Fall schuldig geblieben einmal zu beziffern, wieviel Einkommen ihnen tatsächlich durch die von ihnen behaupteten Probleme verloren gehen. Warum ist das wichtig? Weil wir eine Güterabwägung vornehmen können müssen. Immerhin schlägt die AGUR12 massive Eingriffe in unsere Bürgerrechte vor, da sollten wir schon darüber diskutieren dürfen, ob so etwas dann wirklich den Schweizer Kulturschaffenden nützt, die hier an vorderster Front für eine Verschärfung kämpfen, oder ob wir nicht besser nach anderen Lösungen suchen sollten.

Loudr - eine interessante Bandcamp Alternative?

An den beiden Workshops mit dem Verein Musikschaffende Schweiz zum Thema "Monetarisierung von Musik im Internet" haben wir auch über die nützliche und auch bei uns zunehmend beliebte Lösung Bandcamp gesprochen. Vor ein paar Tagen bin ich nun über "Loudr.fm" gestolpert. Die Plattform bietet ähnlich wie Bandcamp eine Möglichkeit seine Musik direkt zu verkaufen, kann diese aber zusätzlich auch gleich an die wichtigsten Online-Stores und Streaming Plattformen verteilen. Ob man den Service auch aus der Schweiz heraus nutzen kann, weiss ich nicht. Falls jemand damit bereits Erfahrung gesammelt hat, würde mich ein kurzer Bericht interessieren.

Workshop zur Monetarisierung von Musik im Internet

Christoph Trummer vom Verein Musikschaffende Schweiz und ich haben in der Frage, wie in der Schweiz das Urheberrecht ausgestaltet werden sollte, das Heu meistens nicht auf derselben Bühne. Wir sind aber beide der Meinung, dass wir uns deswegen nicht die Köpfe einschlagen müssen und dass es schade ist, wenn sich viele Schweizer Bands und Künstler die Möglichkeiten, die Ihnen das Netz bietet, nicht stärker nutzbar machen.

Darum gibt es nun diesen Workshop der sich um das Thema "Monetarisierung von Musik im Internet" dreht. Mit Moritz Zumbühl, der einer der Mitgründer und erster Präsident des Schweizer Labels kuenschtli.ch war – das Label bei welchem, neben vielen Leckerbissen, auch das grossartige Fisher Album erschienen ist – habe ich einen perfekten Partner für die Durchführung dieses Tages gewinnen können. 

Ich freue mich auf den Austausch mit den Musikschaffenden und hoffe, dass wir am 9. November den einen oder anderen mit unserer Begeisterung für das Netz anstecken können.

Free Music Archive - 10'000 Künstler - keine SUISA Mitglieder

Das Free Music Archive gibt es bereits seit vier Jahren. Aus den 5000 Songs des Launches wurden mittlerweile mehr als 60'000 Titel von über 10'000 Künstlern. Die Website wurde vom US-Radio Sender WFMU gegründet und bietet  Songs zum freien Streaming und Download an, die meisten unter Creative-Commons-Lizenz.

Ich habe die Liste zwar nicht systematisch nach SUISA Mitgliedern durchforstet. Aber gemäss der Antwort der SUISA auf die Fragen der Digitalen Allmend* im Zusammenhang mit der Kompatibilität der Creative-Commons-Lizenzen und der SUISA Mitgliedschaft, dürften hier wohl keine Schweizer Musiker, die auch SUISA Mitglied sind, dabei sein. 

In den Kommentaren zu meinem letzten Blogpost zu diesem Thema wurde argumentiert, dass jemand, der bei der SUISA Mitglied sei, seine Musik kommerziell verwerten lassen will, und jemand der Creative-Commons einsetze, eben nicht. 

Das ist nicht richtig. Gerade der Einsatz von Creative-Commons-Lizenzen kann helfen, den Umsatz zu steigern. Es gibt auf Freemusicarchive.org unzählige Musiker und Musikerinnen, die dort einige Songs unter Creartive-Commons anbieten und trotzdem ihre Musik auch verkaufen. Der Einsatz von Creative-Commons-Lizenzen steht einer kommerziellen Verwertung des Werkes nicht im Wege, sondern ist dieser in vielen Fällen sogar noch förderlich. Übrigens auch dann, wenn auf die Non-Commercial-Einschänkung verzichtet wird. 

Es ist m.E. nicht im Interesse der Musikschaffenden, und auch nicht der Schweizer Musikförderung, wenn die SUIA diese Möglichkeit des Online-Marketings ihren Mitgliedern verwehrt. 

(*Disclosure: Ich bin Präsident des Vereins Digitale Allmend und führe mit buch & netz einen Verlag der unter Creative-Commons Lizenzen publiziert)  

Arbeitsgruppe AGUR12 schlägt Überwachung der Internet-Nutzer und Zensur der Netzinhalte vor.

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Die NZZ am Sonntag schreibt unter dem Titel "Bund schiebt Raubkopieren einen Riegel" (Online wurde der Titel bereits geändert), dass sich eine Arbeitsgruppe des Bundes auf verschiedene Massnahmen zur Bekämpfung illegaler Anbieter von urheberrechtlich geschütztem Material im Internet geeinigt hätten. Es wird zwar im Artikel nicht wirklich ersichtlich, aber wir können wohl davon ausgehen, dass die Autorin dieses Beitrages sich dabei auf den Zwischenbericht des IGE zur letzten Sitzung der AGUR12 beruft, der hier auf der IGE Website nachzulesen ist.

Die AGUR12 ist eine Arbeitsgruppe, die von Bundesrätin Simonetta Sommaruga im Spätsommer letzten Jahres einberufen wurde und die den Auftrag erhalten hat, "bis Ende 2013 Möglichkeiten zur Anpassung des Urheberrechts an die technische Entwicklung aufzuzeigen. Besonderes Augenmerk sei dabei auf die Entwicklung von Verwertungsmodellen zu legen, die den heutigen Internetnutzungen gerecht werden." Das Mandat ist online verfügbar (PDF).

In dieser Arbeitsgruppe sind verschiedene Interessen vertreten, wobei diejenigen, die am alten System der Rechteverwertung festhalten wollen und denen jedes Mittel recht ist, um ihre Monopolrente zu sichern, krass übervertreten sind. Vor allem haben die Hardliner, die eine eigentliche Zensurifrastruktur aufbauen wollen, grossen Einfluss auf die Diskussionen innerhalb der AGUR12, während moderate Stimmen und solche die sich ernsthaft mit den neuen Möglichkeiten und Herausforderungen der digitalen Gesellschaft auseinander setzen überhaupt nicht vertreten sind. Die Einzigen die sich gegen die permanente Überwachung der Netzuser wehren, sind die Zugangsanbieter, allerdings auch nicht mehr geschlossen, wie die Aussage des Swisscom-Sprechers Sepp Huber im erwähnten NZZ am Sonntag Artikel zeigt. Ich bin ziemlich sicher, dass Cablecom, Sunrise usw. diese Sache etwas anders sehen. Dass Swisscom hier ausschert, hat wohl vor allem damit zu tun, dass sie ja auch immer mehr zum Inhalteanbieter wird. Eine Entwicklung notabene, der der Bund als Eigentümer der Swisscom eigentlich einen Riegel  vorschieben müsste, aber das ist eine andere Baustelle.

Es wundert darum nicht, dass die Zwischenergebnisse nicht Gutes erahnen lassen. Die Massnahmen, die die Arbeitsgruppe vorschlägt, führen allesamt zu einem massiven Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Internet-Nutzer und würden, wenn sie umgesetzt werden, vor allem hohe Kosten für den Staat und die Provider, und keinen einzigen Franken mehr für die Kulturschaffenden einbringen.

Der einzige Lichtblick in diesem Zwischenbericht ist die Aussage, dass die Verhältnismässigkeit und die Finanzierbarkeit der Massnahmen berücksichtigt werden sollen. Eine Forderungen, die ich sehr wichtig finde und die eigentlich dazu führen müsste, wenn wir sie ernst nehmen, dass endlich die Zahlen auf den Tisch kommen, die uns sagen, wieviel Geld die Schweizer Kulturschaffenden, insbesondere die lautesten von ihnen, die Musikschaffenden Schweiz durch die sogenannte Piraterie verlieren. Erst dann können wir seriös darüber diskutieren, wie verhältnismässig die vorgeschlagegen Massnahmen wirklich sind.

Schauen wir uns nun die verschiedenen Massnahmen im Detail an:

Es wird davon gesprochen, dass die Internet-Zugangsanbieter den Nutzern von P2P-Netzen, welche in "schwerwiegender Weise Urheberrechte verletzen", Warnhinweise zustellen soll. Das ist so eine Art abgeschwächtes Loi Hadopie aus Frankreich. Dass der Begriff "schwerwiegend" erst einmal definiert werden müsste, ist dabei nur ein Nebenaspekt. Das viel grössere Problem ist natürlich, dass damit eine Überwachung der Inhalte, die jemand im Netz nutzt einher geht, denn nur so, könnte ja festgestellt werden, ob es sich dabei überhaupt um eine Verletzung des Urheberechts handelt. Das wäre etwas dasselbe, wie wenn jeder Paketpost-Anbieter dazu angehalten würde, jedes Paket zu öffnen und zu schauen, ob sich darin eventuell Material befindet, welches eventuell im Zusammenhang mit einer Verletzung des Urheberrechtes steht und darüber Buch zu führen, damit er feststellen kann, wann der Messwert für die Definition von "schwerwiegend" erreicht ist. Stellen wir uns doch einmal eine solche Forderung vor. Dann wird uns klar, wie absurd diese ist und vor allem wie gefährlich.

Als zweites wird gefordert, dass die sich in der Schweiz befindlichen Hosting-Provider dazu verpflichtet werden, auf Anzeige hin, urheberrechtlich geschütztes Material zu entfernen. Ein Notice-und-Take-Down-Verfahren wie es in den USA praktiziert wird. Grundsätzlich könnte man sich ja durchaus auf eine solche Massnahme einlassen, wenn wir aufgrund der Erfahrungen aus den USA nicht wüssten, dass solche Regelungen von der Content-Industrie massiv ausgenützt werden um sich Inhalte, an denen sie gar keine Rechte besitzen, anzueignen und zu monetarisieren. Martin Steigers Beispiel ist nur eines von sehr vielen, die zeigen, wie schlecht diese Lösung funktioniert. Ein weiteres Problem wird sein, dass die Content-Konzerne die Schweizer Provider mit solchen Anzeigen überschwemmen werden. Sie schiessen mit einer riesigen Schrotkannone einfach wild um sich, weil es sie nichts kostet, zu behaupten ein Song, ein Text oder ein Film gehört ihnen. Sobald sie das gemacht haben, muss der Provider handeln und weil er logischerweise keinen Ärger will, nimmt er das File sicherheitshalber mal vom Netz. Gerade die kleinen Provider werden sich hüten, sich auf juristische Streitigkeiten mit den Grosskonzernen der Medienindustrie einzulassen. Das Nachsehen haben die User, die nichts illegales tun und sich trotzdem dauernd gegen falsche Anschuldigungen wehren werden müssen.

Die dritte Forderung besteht darin, dass die Internet-Zugangsanbieter auf Anzeige der KOBIK oder einer anderen zu schaffenden Behörde, in schwerwiegenden Fällen den Zugang zu offensichtlich illegalen Quellen sperren sollen. Hier haben wir es also mit dem Lösungsansatz zu tun, der in Deutschland unter dem Namen "Zensursula" phänomenal gescheitert ist. Mit dieser Idee wird nun definitiv der Aufbau und Betrieb einer Zensurinfrastruktur gefordert. Websites, die einer bestimmten Industrie nicht genehmen sind, sollen gesperrt werden. Es wird behauptet, dass es ja nur ein paar sogenannte "Linksites" seien, die eben Links auf unlizenzierte Kopien von urheberrechtlich geschütztem Material anbieten. Doch welche Sites sollen das denn sein? Solche die ausschliesslich Links zu bestimmten Files bieten? Oder reichen schon einige Links, neben solchen die unproblematisch sind? Oder nur einer? Müsste Google gesperrt werden? Was ist eine Sucherergbnisseite anderes als eine Linksseite? Was ist überhaupt eine Linksite? Hier ist der Willkür Tür und Tor geöffnet. Kommt dazu, dass diejenigen, die sich wirklich Zugang zu Inhalten verschaffen wollen, die die Content-Industrie nicht oder noch nicht ermöglichen wollen, dies immer schaffen werden.

Wir können also festhalten, dass das was die AGUR12 vorschlägt, das schlimmste aus Frankreich, den USA und Deutschland kombiniert und wenn dieser Strauss an Forderungen umgesetzt würde, die Schweiz wohl bald den Spitzenplatz in der Rangliste der westlichen Länder mit den stärksten Eingriffen in die Persönlichkeitsrechte im Internet belegen würde.

Es ist wahrlich dreist, wie die internationalen Mediengrosskonzerne über lokale Verbände in der AGUR12 und auch über diesen Runden Tisch des SECO versuchen die Freiheits- und Persönlichkeitsrecht der Schweizer Bürgerinnen und Bürger einzuschränken, nur damit sie ihre alten Gelddruckmaschinen weiter betreiben können. Man stelle sich vor, diese Leute hätten bereits früher gemerkt, was das Internet mit ihren Geschäftsmodellen anstellt. Wir würden wohl immer noch Faxen, statt E-Mails verschicken und Leserbriefe statt Blogposts schreiben und vor allem würden wir weiterhin all den Schrott auf Datenträgern kaufen müssen, den sie uns während Jahrzehnten vorgelegt haben.

Wir müssen genau hinschauen, ob und auf welche Weise die aktuellen Vorschläge der AGUR12 tatsächlich umgesetzt werden sollen und uns vehement dagegen wehren. Hier geht es nicht um ein paar Jugendliche, die sich ihre Musik und Filme irgendwo im Netz holen, ohne dafür zu bezahlen. Es geht um das Weiterbestehen einer Internet-Infrastruktur die frei ist von Zensur, Überwachung und Willkür und damit einen erheblichen Beitrag zur Prosperität unserer Geschellschaft leistet, und das geht uns alle an.

(Bild: © burak çakmak - Fotolia.com) 

Musikschaffende Schweiz und Piraten wollen öffentlich debattieren.

Wie der Sonntag am 23. September gemeldet hat, ist seit letztem Freitag die Website futureofmusic.ch online. Die Diskussionsplattform wird gemeinsam vom Verein Musikschaffende Schweiz und der Piratenpartei Schweiz in Deutsch und Französich betrieben.

Das Ziel wäre, das je 10 Vertreter der Musikschaffenden und der Piraten auf der deutschprachigen Version und je 5 auf der französischsprachigen Version Beiträge zur Debatte posten und dann von jedem der Mitmachen will, Statements und Kommentare dazu publiziert werden können.

Zurzeit fehlen auf Seiten der Musikschaffenden noch je 4 Namen für die beiden Sprachversionen um die Listen voll zu haben und bisher hat erst Andy Prinz das eine oder andere Wort ergriffen. Ich hoffe, dass in den nächsten Tagen und Wochen die Lücken noch gefüllt werden können und auch die anderen Musikschaffenden ihre Beiträge zur Debatte auf futureofmusic.ch publizieren, damit wir uns ersthaft mit den Argumenten auseinander setzen können.

Kommentar zur neuen Musikschaffenden.ch Kampagne gegen Schweizer Unternehmen welche vermeintlich Piraterie unterstützen

Die Musikschaffenden Schweiz haben wieder eine Kampagne gestartet. Unter dem Titel "Schweizer Unternehmen sponsoren die Internet Piraterie" wurde heute eine Pressmitteilung verschickt, die mit Screenshots von Websites ergänzt ist, auf welchen Banner-Einblendungen von Schweizer Unternehmen zu sehen sind. Die Screenshots sollen uns suggerieren, dass man auf diesen Webseiten mit einem Klick Songs, auch von Schweizer Musikschaffenden, kostenlos downloaden kann. Songs, für die man sonst etwas bezahlen müsste. Schlimmer noch, es gibt die bösen Piraten und Google, die durch die Werbung, die auf diesen Seiten geschaltet werden, mit dem Schaffen unserer Schweizer Künstler Geld verdienen.

Die Botschaft die vermittelt werden soll ist, dass es ja schon eine Schweinerei ist, wenn die Künstler durch Piraten und Google enteignet werden, aber noch viel Schlimmer ist es, wenn dies mit Unterstützung von Schweizer Unternehmen geschieht. Wo gibt's denn sowas? Der Staat muss endlich eingreifen.

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Lieber Reto Burrell: Dein Problem sind kaum illegale Downloads

Lieber Reto Burrell

Du kannst singen und Songs schreiben, keine Frage. Doch dummerweise, oder glücklicherweise - je nach Standpunkt, können das zehntausende Andere auf dieser Welt auch. Es gibt so unglaublich viel gute Musik. Noch nie in ihrer Geschichte war die Popwelt so vielfältig bevölkert, wenn auch manchmal von etwas einfältigen Einheiten. Noch nie gab es so viele Menschen, die mit und von der Musik ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten. Noch nie war es für so viele Talente möglich unter derart tiefen Kosten gute Aufnahmen zu produzieren, und diese unter die Leute zu bringen. Das schafft natürlich Konkurrenz.

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