Gemeinsamkeiten von Christoph Blocher und Hugo Chávez oder die Einfachheit des ideologischen Geisteslebens.

In der WOZ Nr. 48 vom 29. November 2007 wird eine mehrseitige Berichterstattung über den umstrittenen, sozialistischen Staatspräsidenten von Venezuela durch ein Interview mit dem ehemalichen Schweizer Botschafter Walter Suter ergänzt. Suter, der in diesem Interview ziemlich unverblümt seine Sympathien für den linken Volkstribun zeigt, sagt unter anderem folgende Sätze um den bolivarianischen Revolutionär zu verteidigen:

"Chávez hat viele Ideen und gibt Impulse für die Politik. Das macht kein populistischer Diktator. Natürlich sind der Personenkult um Chávez und sein Gehabe für die europäische Wahrnehmung seltsam. Aber ein grosser Teil der Bevölkerung nimmt das nicht auf eine negative Weise als autoritär war. Man muss bei Chávez zwischen der Form und dem Inhalt unterscheiden. Die Form ist sehr extrem, das kann dazu verleiten, dass man daran den Inhalt misst"

Stellen wir uns nun vor, es hätte jemand diesen Aussage über den Ex-Bundesrat Christoph Blocher vor dem 12. Dezember gemacht. Das hätte sich dann so gelesen:

"Blocher hat viele Ideen und gibt Impulse für die Politik. Das macht kein populistischer Diktator. Natürlich sind der Personenkult um Blocher und sein Gehabe für die europäische Wahrnehmung seltsam. Aber ein grosser Teil der Bevölkerung nimmt das nicht auf eine negative Weise als autoritär war. Man muss bei Blocher zwischen der Form und dem Inhalt unterscheiden. Die Form ist sehr extrem, das kann dazu verleiten, dass man daran den Inhalt misst."

So wunderschön einfach ist das geistige Leben wenn man ideologisch unterwegs ist, dann kann man ohne mit der Wimper zu zucken beim einen sympathisch finden, was man beim anderen verteufelt.

 

Das Bild mit den Heuschrecken ist völlig daneben

Es ist schon erstaunlich, wie sich diese unsägliche, von Herrn Müntefering, wohl in einem Moment fehlender Selbstbeherrschung in die Welt posaunte Bezeichnung "Heuschrecke" für Finanzgesellschaften, in der hiesigen Journaille etabliert hat.

Der Tages Anzeiger schreibt heute (13.4.2007, S.28) im Wirtschaftsteil "Die Implenia-Margritli ziehen auch Heuschrecken in ihren Bann", wobei sich der Autor dieser Artikelüberschrift evtl. von der Sendung "Heute Morgen" von Schweizer Radio DRS von gestern (12.4.2007) hat inspirieren lassen. So meinte die Moderatorin in Ihrer Aufzählung der Nachrichtenschlagzeilen doch tatsächlich "Eine Heuschrecke nagt an Implenia."

Was wollen uns die Journalisten, die ohne Not mit diesem Begriff hantieren, mitteilen? Ein Ungeziefer frisst unser Futter weg und wir müssen darum mit grobem Geschütz an die Arbeit, um dieser Plage ein Ende bereiten?

Ein wenig mehr Reflexion im Bezug auf den Umgang mit den eigenen Urteilen und der eingesetzten Sprachmittel wäre hier wohl angebracht.

Eine Firma kauft 12% der Aktien einer anderen Firma. Daran ist nichts anrüchiges, nicht illegales, nichts was man in irgendeiner Form in Frage stellen muss.

Wir sollten einfach nicht vergessen: Es gibt keinen Käufer ohne Verkäufer. Eine Firma kann nicht übernommen werden, ohne dass die bestehenden Besitzer bereit sind ihre Anteile zu verkaufen. Wenn schon jemand für den Verkauf von Firmen verantwortlich gemacht werden soll, dann wären es wohl eher die Verkäufer der Aktien und nicht die Käufer!

Nichts Grundsätzliches gegen vereinfachende Analogien aus der Tierwelt, um jemandem einen Sachverhalt näher zu bringen. Aber einen Bezug zur Realität sollte diese schon aufweisen.

In unserem Falle sitzt ein grosser Teil einer Berufsklasse, die sich sonst ja immer sehr mündig sieht, einer blödsinnigen Demagogie auf, oder ist selbst aktiv am Einheizen.

Das Bild mit der Heuschrecke ist völlig daneben und sollte schnellstmöglich wieder aus unseren Medien verschwinden!