Was die Haptik für das eBook ist die Präsenz für den MOOC

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Seit einiger Zeit sind MOOC's in aller Munde. Die Berichterstattung über Plattformen wie Coursera, edX, oder iVersity hat das Phänomen zwar noch lange nicht in einer breiten Öffentlichkeit, aber doch bei vielen die sich mit Bildungsfragen, insbesondere dem Hochschulwesen beschäftigen, bekannt gemacht.

Wie fast immer, wenn sich ein neues Internet-Buzz-Word verbreitet, kommt es aus den USA. Und auch wie fast immer, wird dann von den meisten, deren primäre Informationsträger auch im Jahre 2013 noch weitgehend von Papier und Funkwellen geprägt sind, und sie darum erst davon erfahren, wenn schon viel Staub aufgewirbelt wurde und sie sich deswegen nicht als Teil der Entwicklung, sondern als von ihr überrollt verstehen, ersteinmal mit Abwehr reagiert.

Eine der Aussagen, die man in diesem Zusammenhang hören kann, ist die, dass es den Präsenzunterricht immer brauchen wird und darum MOOC's allerhöchstens ergänzend sein können und man darum auch keine Eile hat, sich diesem Thema zu widmen. Das erinnert mich sehr an den Haptik-Mythos des Gedruckten. Auch die Druckbranche glaubt, dass es immer gedrucktes geben wird, weil das Digitale nicht annähernd ein derart haptisches Erlebnis vermittle, wie gedrucktes Material.

Beide haben natürlich etwas recht. Gedruckt fühlt sich anders an als digital und körperliche Präsenz ist nicht dasselbe wie virtuelle. Doch gibt es keine logische Verbindung zwischen diesen Aussagen und den möglichen Entwicklungen von Papier als Informationsträger oder Präsenzuniversitäten als Bildungs-und Forschungseinrichtungen. Es ist auch nicht sinnvoll sich darüber den Kopf zu zerbrechen, weil wir ja sowiso nicht wissen, wie die Zukunft aussieht.

Viel wichtiger ist es sich zu fragen, wie wir die Zukunft gestalten wollen, also wie diese neuen Möglichkeiten zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt werden können. Dabei ist es erst einmal völlig unwichtig, ob das bedruckte Papier oder die Präsenzuniversität, so wie sie heute existieren, überleben.

Hier noch ein paar interessante Links zum Thema MOOCs:

(Bild: © jazzerup - Fotolia.com) 

Vorbildliche Bereitstellung von Tagungsinhalten

Das American Institute of Biological Science stellt in ihrer Media Library die Vorträge ihrer Veranstaltungen auf vorbildliche Art  & Weise zur Verfügung. In einem Adobe Flash Player werden ein Video des Referenten, die Slides und ein Text Transkript des Vortrages angezeigt. Alle Folien bzw. die Unterkapitel der Vorträge sind aufgelistet und können direkt angesprungen werden.

Das ist wirklich sinnvoll und beinahe makellos umgesetzt. So sollten alle Wissenstransferveranstaltungen im Netz weiterleben. Auch die Vorlesungen die an unseren Universitäten durchgeführt werden, könnten doch so im Internet stehen?

Studieren an der Open University

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Die Kursunterlagen für meinen dritten Kurs sind eingetroffen. Da ich immer wieder gefragt werde, wie diese Open University Geschichte genau funktioniert, werde ich hier hin und wieder etwas dazu schreiben.

Bei der Open University handelt es sich um eine Fernuniversität aus Grossbritanien. Sie wurde 1969 gegründet und bedient weltweit mehr als 180'000 Studenten, davon 25'000 ausserhalb UK. Aus der Schweiz sind etwas mehr als 1000 Studierende eingeschrieben, wie ich aus den statistischen Angaben zu den Resultaten meines letztjährigen Examens habe entnehmen können. Weitere Informationen sind auf der offiziellen Website oder auf Wikipedia zu finden.

Das Prinzip ist denkbar einfach. Es gibt einen Katalog von Kursen in den verschiedensten Disziplinen, für deren erfolgreiches Abschliessen eine bestimmte Anzahl ECTS Punkte vergeben werden. Die Kurse sind in verschiedenen Schwierigkeitsgraden angelegt (Levels). Um einen qualifizierten Studienabschluss zu erreichen, sind eine bestimmte Anzahl Punkte in verschiedenen Levels notwendig. Für einen Bachelor braucht es zum Beispiel 300 Punkte, wovon 120 mindestens im Level 2 und weitere 120 mindestens im Level 3 liegen müssen. Für einen Master kommen dann nochmal 180 dazu. Der Lernaufwand pro Kurs ist natürlich proportional zur Anzahl Punkte die gutgeschrieben werden. Für 60 Punkte müssen insgesamt etwa 600 Stunden, also ungefähr 18-25 Stunden pro Woche während 6-8 Monaten eingerechnet werden.

Allerdings ist es nicht erforderlich auf einen bestimmten Bachelor oder Master hin zu studieren um Kurse an der Open University belegen zu können. Man kann also ohne weiteres seinen verschiedensten Interessen folgen. Natürlich sind für bestimmte Abschlüsse auch gewisse Themen zwingend zu bearbeiten. Die Entscheidung für eine bestimmte Qualifikation kann aber zu jedem Zeitpunkt erfolgen und es müssen dann einfach noch die Kurse in den Levels durchgeführt werden, die einem noch fehlen.

Die Kursinhalte werden dabei je nach Thema und Disziplin in Form von Büchern, Audio CD's, Videos, Computerprogrammen usw. vermittelt. Ungefähr alle 3-5 Wochen werden sogenannten TMAs' (Tutor Marked Assignments) oder CMA's (Computer Marked Assignements) verlangt. Das sind Prüfungen oder Aufsätze (Essays),  je nach Kursinhalt. Am Ende des Kurses wird in einem der vielen Regional Centers (in der Schweiz in Zürich oder Genf) ein Examen von 3h durchgeführt. TMA's und Prüfung ergeben gleichgewichtig die Schlussnote die genügend sein muss, damit die ECTS Punkte gutgeschrieben werden. Die TMA's müssen zu bestimmten Daten (cut-off Dates) eingeschickt werden, sonst werden sie nicht berücksichtigt. Dem Problem mit der Selbstdisziplin wird also ziemlich streng auf regulativer Ebene begegnet und ich kann aus Erfahrung sagen, dass das gut so ist :-). Zusätzlich werden abhänging vom Kurs noch Tutorials an welchen man sich trifft oder online Konferenzen angeboten. Der Tutor, der die TMA's korrigiert, steht einem jederzeit für Fragen oder Diskussionen per E-Mail und nach Vereinbarung auch per Telefon zur Verfügung.

Wie oben erwähnt sind nun die Lerninhalte für meinen diesjährigen Kurs, der vom 3. Februar bis Ende September dauert., eingetroffen. Der Titel des Kurses lautet "Philosophy and the Human Situation". Es handelt sich dabei um einen Level 2 Kurs mit 60 ECTS Punkten. Ich habe 6 Bücher und 9 Audio CD's erhalten, sowie diverse kleinere Hefte und Papers, die durch den Kurs führen und einen Kurskalender auf welchem für jede Woche eingetragen ist, welche Kapitel der Bücher ich lesen soll, welche Tracks der CD's ich hören soll und wann das jeweilige TMA fällig ist. Zusätzlich wurde ich noch aufgefordert ein separates Buch "Thinking from A-Z" zu bestellen. Zum Vergleich: Beim letzten Kurs, "Understanding Media", waren es weniger Bücher und Audio CD's dafür zusätzlich DVD's mit Filmen und Filmausschnitten sowie eine DVD-ROM mit E-Learning einheiten, und bei meinem ersten Kurs "An Introduction to the Humanities" waren zusätzlich zu Büchern und Audio CD's 20 Folgen einer BBC TV-Serie bestandteil des Kursinhaltes.

Die Bücher für diesen Kurs heissen:

  • Book 1: Arguments for Freedom
  • Book 2: Humans and Other Animals
  • Book 3: Environments, Ethics and Human Concern
  • Book 4: Human Nature after Darwin
  • Book 5: Minds and Bodies
  • Book 6: Destiny, Purpose and Faith

Klingt doch recht vielversprechend und interessant. Ich werde die einzelnen Inhalte noch genauer vorstellen, wenn ich daran arbeite. Am 3. Februar beginnt gemäss Plan, die Study Week 1 :-)