Wenn bei Woocommerce die Gutscheine nicht mehr funktionieren

Der buch & netz Online Shop läuft seit Anfang Jahr auf der Wordpress Erweiterung WooCommerce. Ich bin bisher sehr zufrieden damit, auch wenn es, insbesondere nach Updates immer mal wieder zu Problemen kommen kann, wie in diesem Fall. 

buch & netz bietet Download-Gutscheine in Paketen für Unternehmen an, damit diese im Rahmen ihrer Content-Marketing Kampagnen zum Beispiel via Blogposts oder in einem Newsletter E-Books verschenken können. Dummerweise hat heute ein Kunde gemeldet, dass ein Gutschein, den er einzulösen versuchte, nicht gültig sei. 

Es hat sich dann schnell herausgestellt, wo das Problem lag. Offenbar werden seit einem Update Grossbuchstaben in den Gutscheincodes automatisch in Kleinbuchstaben umgewandelt. Bestehende Gutscheine, die noch Grossbuchstaben beinhalten werden allerdings nicht umgewandelt, sondern als Ungültig betrachtet, was natürlich nicht erwünscht ist. 

Hier im GitHub Issue Tracker zu WooCommerce gibt es eine Zeile Code, die, in die functions.php eingefügt, das Problem behebt: 

remove_filter( 'woocommerce_coupon_code', 'strtolower' ); // Remove coupons case-insensitive filter

Nicht dem E-Book, sondern dem Online-Buch gehört die Zukunft

Dieser Beitrag ist ursprünglich im Heft Nr. 220, Februar 2013 des Ostschweizer Kulturmagazins Saiten erschienen. 

«Der Untergang des Buches wird nicht stattfinden», hört man allenthalben, und meistens werden dann grossartige Buchliebhaber wie Umberto Eco bemüht, um diese Aussa­ge zu untermauern. Haptik und überhaupt das Buch, wer will schon Pixel lesen! Dem Buch verdanken wir unsere Freiheit. Wir schulden ihm darum auch die Rettung.

Nun, ich kann guten Gewissens entwarnen und Ihnen mitteilen, dass das E-­Book das gedruckte Buch wohl nicht überleben wird. Dies bedeutet allerdings nicht, dass das gedruckte Buch in ferner Zukunft viel mehr als ein Nischen­dasein für eine kleine Zahl von älteren Herren, die abends gerne an vermodertem Papier riechen, zu denen ich mich übrigens auch zähle, fristen wird. Wir können es dre­hen und wenden wie wir wollen, wir können es bedauern und beweinen, wir können gen Himmel schreien und die Ungerechtigkeit beklagen: die Tage des gedruckten Buchs als Massenmedium sind gezählt.

Die elektronische Publikation von Inhalten bietet der­art viele Vorteile, dass das gebundene Papier keine Chance haben kann. Evolution findet auch in der Kulturproduktion statt. Aber, und das ist vielleicht das Tröstliche, das E-­Book ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Das E-­Book, so wie wir es heute vorfinden, ist eine kurze Episode der Informa­tikgeschichte. Es bietet zwar bereits einige der Vorteile, die ein digitaler Text aufgrund seiner – Papierfreunde entschuldigen bitte den Ausdruck – «Beschaffenheit» von Haus aus mitbringt. So können wir das E­-Book nach Stichworten durchsuchen, wir können Textstellen markieren und Begri­ffe nachschlagen. Diese Merkmale alleine sind schon beacht­lich, wenn wir sie mit denen des gedruckten Buches ver­gleichen, welches wir ja gerade mal durchblättern können. Und wenn die meisten Buchverlage nicht so unverfroren wären, uns Buchliebhaber, Buchkäuferinnen und Buchleser wie poten­tielle Verbrecher zu behandeln, so könnten wir die markier­ten Textstellen kopieren und in andere Texte einbinden, wir könnten uns jeden Text vorlesen lassen, wir könnten alle E­-Books, egal wo wir sie gekauft haben, zusammen abspei­chern und eine Volltextsuche über alle Titel laufen lassen, wir könnten einzelne Stellen ausdrucken, und wir könn­ten den einen oder anderen Ausschnitt per E­mail an eine Freundin schicken, um darüber zu diskutieren. Das alles würde funktionieren, wenn die Verlage endlich damit aufhören würden, ihre E-­Books mit einem technischen Kopierschutz zu versehen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass allmählich ein Umdenken stattfindet und einzelne Verlage gelernt haben, dass es nicht gerade sinnvoll ist, die Fehler der Musikbran­che zu wiederholen, die notabene mittlerweile komplett auf derartige Kopierschutzmechanismen verzichtet.

Nun denn, es ist eigentlich egal, denn das elektronische Buch wird nicht als E-­Book die Welteroberung antreten, sondern als Website, als Online-­Buch. Erst wenn das Buch im World Wide Web integriert ist, hat es den Platz in der digitalen Welt erhalten, der ihm gebührt. das Online-Buch kann alles, was das E-Book kann, und etwas ganz Entscheidendes mehr. Seine Inhalte können mit anderen Inhalten verlinkt werden, sie können jederzeit im richtigen Kontext gefunden werden, und sie können über Socialmedia­kanäle verteilt werden. Die Zukunft des Buchs liegt im offenen und freien Internet, nicht im Kindle, nicht im iBook­ Store und nicht im Tolino, denn nur im Netz wird dem Buch ein ewiges Leben beschieden sein.

hypothes.is - Anmerkungen im Netz

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Ja, es gab schon viele Versuche, Anmerkungen im Netz umzusetzen. Und mit dem Projekt hypothes.is ist auch nicht die erste Gruppe am Start, die ein offenes System für dieses Problem anstrebt. Doch auch wenn die Lösung erst in einer einfachen Alpha Version verfügbar ist, hege ich die Hoffnung, dass sich dieser Ansatz durchsetzt. Die Voraussetzungen sind vielversprechend. Das Projekt ist Teil der Open Annotation Community des W3C und die 12 Prinzipen des Teams bilden eine solide Grundlage für einen zukünftigen Web-Standard. Da es bereits ein Wordpress Plug-In dafür gibt und dies auch schon mit PressBooks zu funktionieren scheint, werde ich hypothes.is in den nächsten Tagen bei den buch & netz Online-Büchern implementieren.

Das Buch im Netz

Als ich vor ein paar Wochen die Buchmesse in Frankfurt besucht habe, war ich mächtig beindruckt. Es kam mir vor, als wäre ich bei einem "unendlichen Buchhändler" gelandet. Alle grossen und bekannten, und viele kleine und weniger bekannte Verlage waren da. Überall glitzerte und glänzte es. Ganz besonders teuer und luxuriös bei den Wissenschaftsverlagen, dies nur nebenbei bemerkt.

So viele Bücher auf einmal habe ich noch nie gesehen, nicht einmal die Untergeschosse der Zentralbibliothek in Zürich können da mithalten. Trunken vor Freude über die publizistische Vielfalt unserer Tage, wandelte ich durch die vollgestopften Hallen, jeden Seitengang hoch und runter, keinen auch noch so kleinen Stand ausgelassen, und fragte mich, ob all den Menschen hier, den Verlegerinnen und Buchhändlern, den Autoren und Agentinnen und nicht zuletzt den Leserinnen und Lesern, ob all diesen Büchermenschen wirklich nicht klar ist, dass sich diese Epoche dem Ende zuneigt, oder ob sie einfach so tun, als geschähe nichts, in der Hoffnung, dass wenn sie nicht hingucken, das Netz sie auch nicht finden würde?

Es wurde zwar im Vorfeld und im Nachgang der Buchmesse viel über die Digitale Revolution im Buchwesen geschrieben und gesprochen, aber gespürt hat man davon an der Messe selbst, eigentlich nichts. Da und dort gab es zwar einen E-Book Reader anzufassen und die meisten Verlage denken laut darüber nach, ihre Programme auch als E-Books verfügbar zu machen. Doch alle scheinen sie noch hauptsächlich in der analogen Welt verhaftet zu sein.

Das E-Book ist nicht die Zukunft des Buches im Netz

. Das E-Book ist zwar eine digitale Form des Buches, aber es entspricht immer noch den alten Konzept der Werkskopie, die in sich geschlossen, und nur über Textreferenzen mit der restlichen Welt verbunden ist. Das E-Book, wie es den Verlagen derzeit vorschwebt ist einfach eine simple 1:1 Übertragung der Buch-Metapher in die digitale Welt.

Es geht aber, bei der sich abzeichnenden Veränderung gar nicht so sehr um die Digitalisierung an und für sich; diese ist nur die Voraussetzung für etwas viel wichtigeres und grösseres: das Netz. Und hier im Netz dreht sich alles nur um eines: um den Link.

Alleine im deutschsprachigen Raum erscheinen jedes Jahr 90’000 gedruckte neue Bücher. Noch viel mehr wird laufend elektronisch publiziert. Wir wissen es alle, wir leben in einer Welt des grandiosen Reichtums an Inhalten, welchen wir aber nur zu einem sehr kleinen Teil unsere Aufmerksamkeit widmen können.

Ein neues Buch steht nicht nur mit anderen Büchern im Wettbewerb um Aufmerksamkeit, sondern mit allen Inhalten die laufend produziert und publiziert werden, insbesondere auch in zunehmendem Masse mit den Inhalten, die im Netz verfügbar sind.

Die meisten der gedruckten Bücher finden ihre Leser nicht.

Sie werden für einen kurzen Moment im Buchhandel ausgestellt, werden vielleicht da und dort besprochen, und wenn sich dann nicht nach kurzer Zeit eine rege Nachfrage einstellt, fristen sie ein ewiges Schattendasein in den Lagerhäusern der Verteilzentren und Kellern der Verlage und später beim Verramscher oder im Antiquariat. Dabei kann auf keinen Fall davon ausgegangen werden, dass es nicht mehr Leser für dieses Buch gegeben hätte. Das Zeitfenster war einfach zu klein und die örtliche Verbreitung zu eingeschränkt um das Potential auch nur annähernd auszuloten.

Im Netz kann einem Buch hingegen ein langes Leben beschieden sein, sodass es immer wieder von neuem von jemandem entdeckt und gelesen wird, unter der einen Voraussetzung, dass es gefunden werden kann. Gefunden wird es aber nur, wenn es verlinkt wird. Je mehr Links auf den Buchinhalt zeigen, desto grösser die Chance dass es gelesen wird.

Inhalt wird im Netz wahrgenommen, weil andere darauf verweisen.

Dies geschieht ihn zunehmendem Masse über Sociale Media Kanäle. Google+, Facebook, Twitter und alle anderen Plattformen leben davon, dass deren Nutzer auf interessante Inhalte im Netz verlinken. Was nicht verlinkt werden kann, wird nicht mitgeteilt, exisitert nicht im Internet.

Bei gedruckten Büchern und kopiegeschützten E-Books kann aber nur auf den Titel und den Klappentext, im besten Fall auf ein paar Beispielseiten verlinkt werden. Die Chance verlinkt zu werden steigt natürlich mit jedem zusätzlichen Absatz, der im Netz steht. Die grösste Chance verlinkt und damit entdeckt zu werden, haben demnach Bücher, die vollständig im Netz publiziert sind.

Es liegt einfach in der Natur des Internets, dass Bücher in Zukunft vollständig als verlinkbare und damit mitteilbare, kommentierbare Webseiten publiziert werden, und nicht als kopiergeschützte E-Book Silos, wie wir sie derzeit angeboten bekommen.

Der Wunsch, die Bücher als E-Books im digitalen Zeitalter weiterleben zu lassen, kommt daher, dass die Buchbranche sich nicht damit abfinden will, dass die Zeiten, in welchen die Haupteinnahmequelle auf dem Verkauf von Kopien an den Leser basierte, sich dem Ende zuneigen.

Das E-Book, wie wir es heute kennen, entspricht nicht er Natur des Internets und nicht dem Wunsch der Leser. Es wird bald wieder verschwinden, denn der Link ist die starke Kraft im Netz.

Die für die nächsten Jahre massgebliche Webtechnologien wie HTML5 / CSS3 werden es erlauben, ein und dasselbe Buch in Form von verlinkbaren, mitteilbaren, kommentierbaren und damit auffindbaren Webseiten zu publizieren und es gleichzeitig in verschiedensten Formaten für verschiedenste Endgeräte in Echtzeit bei Abruf aufzubereiten. Wer ein Buch als langen Fliesstext mit Pagination lesen will, wird das weiterhin tun können, aber er braucht dazu nicht extra eine spezielle Version des Buch herunterzuladen.

Natürlich stellt sich die grosse Frage, wie denn Bücher finanziert werden sollen, wenn sie frei im Netz stehen müssen, damit sie überhaupt gefunden und gelesen werden. Nun, ich weiss es auch noch nicht wirklich, aber eines scheint so sicher wie das Amen in der Kirche, die bezahlte Kopie wird zunehmend weniger an den Umsatz beitragen, weil sie obsolet wird und nicht dem Netz entspricht. Ich gehe im Moment davon aus, dass ein grosser Teil durch Werbung und Sponsoring erzielt werden kann und wir zusätzliche Einnahmen beim Leser durch Komfort und Einzigartigkeit generieren können.

Das gedruckte Buch wird zwar nicht so schnell verschwinden, denn es bietet genau dies: Komfort und Einzigartigkeit, aber es wird mit grosser Wahrscheinlichkeit in ein, zwei Generationen nur noch ein Nischendasein fristen, ähnlich der Vinylschallplatte.

Bis dahin allerdings, wird man auch dann gedruckte Bücher verkaufen können, wenn dasselbe Buch frei im Netz verfügbar ist. Ganz einfach, weil es Menschen gibt, die lieber ein gedrucktes Buch lesen als eine elektronische Variante. Ich gehe sogar davon aus, dass das gedruckte Buch länger überleben wird als das kopiergeschützte E-Book. Was übrigens auch für die Verlage von Vorteil ist. Denn wenn es um den Verkauf von kopiergeschützten E-Books geht, sind die Verlage in einer unsäglichen Abhängigkeit von Amazon, Apple und anderen Online Händlern gelandet und diese werden bis zur unerträglichkeit die Margen der Verlage verkleinern. Die effektivste Lösung, sich aus den Klauen der elektronischen Verteiler zu lösen, ist die Bücher frei ins Netz zu publizieren und sich nach anderen Einnahmequellen umzusehen. Kommt dazu, dass man sich dann auch die sinnlose und teure Jagd nach den Piraten sparen kann.

Ich fasse zusammen:

  • Das Internet und die digitale Welt tragen dazu bei, dass der Reichtum an Informationen und Inhalten laufend zunimmt.
  • Es wird für Inhalte immer schwieriger, gefunden und gelesen zu werden.
  • Die Chance für Inhalte gefunden und gelesen zu werden steigt mit der Anzahl Links, die auf diese Inhalte verweisen.
  • Wenn ein Buch vollständig im Netz publiziert wird, werden die Chancen auf Links erhöht.
  • Links funkionieren nicht und werden darum weniger gesetzt, wenn die Inhalte hinter einer Paywall publiziert werden.
  • Darum werden immer mehr Bücher vollständig und frei im Netz publiziert werden.
  • Wenn Bücher vollständig und frei im Netz publiziert werden, müssen neben dem Verkaufen von Kopien an die Leser neue Geschäftsmodelle gefunden werden.
  • Eine wichtige Einnahmequelle wird die Werbung sein. Weitere können auf Einzigartigkeit und Komfort basieren.
  • Das E-Book wie wir es derzeit sehen, wird aus diesen Gründen nicht lange überleben, mit grosser Wahrscheinlichkeit noch weniger lange als das gedruckte Buch, welches wenigstens noch Komfort und Einzigartigkeit bieten kann.

Das Buch hat eine grosse Zukunft vor sich, als freies, verlinkbares Buch im Netz!

 Mit dem vor ein paar Monaten gestarteten Verlag

buch & netz

habe ich vor, einen bescheidenen gestaltenden Beitrag dazu zu leisten.