Linkliste zur AGUR12 - Updated 8. Dezember 2013

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Die AGUR12 ist eine Arbeitsgruppe, die von Bundesrätin Simonetta Sommaruga ins Leben gerufen wurde und sich im Oktober 2012 das erste Mal getroffen hat. Die AGUR12 soll «bis Ende 2013 Möglichkeiten zur Anpassung des Urheberrechts an die technische Entwicklung aufzuzeigen.».

Dabei müssen wir uns im Klaren darüber sein, dass diese Arbeitsgruppe aufgrund intensiven Lobbyings, insbesondere der Unterhaltungsindustrie, zustande gekommen ist, weil wir in der Schweiz eines der liberalsten Urheberrechte haben. Wir alle sind damit bisher gut gefahren und es gibt derzeit absolut keinen Grund die rechtliche Situation anzupassen.

Es werden bei uns zum Glück keine existenzbedrohenden Prozesse gegen Jugendliche und ihre Eltern geführt und trotzdem sind für die Schweizer Kulturschaffenden keine nennenswerten Verluste von Einnahmen durch Verstösse gegen das Urheberrecht zu verzeichnen. Zumindest war bisher noch niemand in der Lage uns mal eine Zahl zu nennen, über die wir dann diskutieren könnten.

Die AGUR12 ist nur dem Anschein nach ausgewogen zusammengesetzt. In Wahrheit hat die Unterhaltungsindustrie dort das stärkste Gewicht und es spricht Bände, dass die Gruppe nicht bekannt geben will, welche 3 der 15 Mitglieder den Schlussbericht geschrieben haben. 

Nun denn, ich denke, die Diskussion um die Ergebnisse der AGUR12 bzw. um die Inhalte des Schlussberichtes wird uns noch eine Weile beschäftigen, darum werde ich hier eine Linkliste führen, damit wir uns einfach und schnell ein Bild über die Situation machen können. 

Diese Liste ist natürlich weder ausgewogen noch abschliessend. Es geht vor allem darum, die Stimmen denjenigen, die nicht zur Mitarbeit in  der Arbeitrgruppe eingeladen wurden, aber massgeblich von den Ergebnissen betroffen sind, zu Wort kommen zu lassen. Wir, die das Internet täglich nutzen, wir, die das Kulturschaffen auf vielfältige Weise unterstützen, wir, die keinen Zensur- und Überwachungsstaat Schweiz wollen.

Wenn Ihr weitere Links kennt, die ich hier anfügen sollte, dann meldet Euch bitte, in den Kommentaren oder via Kontaktformular.

(Bild: Wikimedia Commons, Public Domain)

iPad-Frustrationen eines Zeitungskäufers

Der Tages-Anzeiger bietet nur den Kauf von Abos an, keine Einzelausgabe.

Der Tages-Anzeiger bietet nur den Kauf von Abos an, keine Einzelausgabe.

Es ist wieder einmal Montag nach einem spannenden Abstimmungswochenende in der Schweiz. Ich möchte mir gerne ein Bild über die Kommentare zu den Ergebnissen in den für meinen Lebensbereich wichtigen gedruckten Zeitungen machen. Die NZZ habe ich abonniert, kein Problem. App Starten, ePaper downloaden oder Webpaper-Ausgabe lesen. Zusätzlich würde mich heute auch der Tages-Anzeiger, und weil ich im Aargau lebe auch die Aargauer-Zeitung interessieren.

Ich könnte mich natürlich auf den Weg zum Kiosk machen und dort die beiden Zeitungen auf Papier kaufen. Aber wir leben ja in der Zeit des Internets, der Tablets und der Smartphones und in einer Zeit in der viele der Branchenvertreter nicht müde werden zu betonen, wie schwierig es ist, mit den digitalen Angeboten Geld zu verdienen. 

Also, so denke ich, kaufe ich mir die digitalen Ausgaben der beiden Blätter. Ich muss noch nicht raus in die Kälte und die Verlage bekommen trotzdem ihr Geld. Alle haben gewonnen, wenn auch ein Teil an Apple abgeführt werden muss, aber das wäre ja beim Kiosk nicht anders.

Nur, das geht so einfach nicht. Der Tages-Anzeiger will mir partout keine Einzelausgaben verkaufen, sondern entweder ein Wochenabonnement für CHF 9.-- ein Monatsabonnement für CHF 29.--. Das möchte ich aber nicht, ich will nur den «Tagi» von heute kaufen.

Bei der Aargauer-Zeitung sieht es nicht viel besser aus. Einziger Lichtblick, wenn man dort in der App, den Kauf des Abos ablehnt, erscheint die Möglichkeit zum Kauf einer Einzelausgabe für CHF 2.50, was ich dann sofort genutzt habe. Nur funktioniert der Download danach nicht.

Es mag sein, dass es sich hier bei der AZ um ein vorübergehend technisches Problem handelt. Fakt ist, dass ich heute morgen 2 zusätzliche Zeitungen auf dem Tablett lesen wollte und ohne mit der Wimper zu zucken, dafür zu zahlen bereit war. Die eine wollen mir das natürlichste Angebot, die Möglichkeit eine Einzelausgabe zu beziehen, nicht machen, die anderen machen es zwar widerwillig, aber haben es technisch nicht im Griff. Solche Erlebnisse Ende 2013 sind nicht nur frustrieren sondern auch dafür verantwortlich, dass ich das Geschwätz vom Bösen Internet vieler Branchenvertreter einfach nicht ernst nehmen kann.

Zur Online-Umfrage des SRF zum Themenschwerpunkt "Die Schweizer"

Der Online-Fragebogen zum Themenschwerpunkt "Die Schweizer" des SRF ist durchtränkt mit Klischees über die Schweiz und kaum durchdacht. Es ist simpelste Unterhaltung, die man eigentlich einfach ignorieren könnte. Ich finde es aber ein gutes Beispiel dafür, wie sogenannte Qualitätsmedien sich der totalen Beliebigkeit bedienen und interessante Chancen, die sich eigentlich durch das Thema und die Reichweite ergäben, verspielen. Service-Public wie ihn Roger de Weck jeweils proklamiert, sähe für mich anders aus.

Frage 1:  Sind Sie stolz, Schweizer/-in zu sein? 

Bereits diese erste Frage ist problematisch. Mir war noch nie klar, wie man stolz sein kann auf etwas, wozu man nichts beigetragen hat. Ich bin durch den glücklichen Zufall meiner Geburt Schweizer geworden. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ich bin schon der Meinung, dass ich in einem grossartigen Land in einer ausgesprochen privilegierten Umgebung leben darf. Aber stolz darauf zu sein, bin ich nicht berechtigt. Es ist nicht mein Verdienst, Schweizer zu sein.

Hier fehlt mir darum die Auswahlmöglichkeit: "Ich bin nicht stolz auf etwas, worauf ich keinen Einfluss habe." Die Auswahl "Gar nicht" entspricht in diesem Kontext nicht meiner Haltung. Sie kann auch so interpretiert werden, dass ich die Schweiz negativ beurteile und deswegen eben "nicht stolz" bin, was allerdings nicht zutrifft.

Frage 2: Als was fühlen Sie sich am meisten? 

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Ich kann hier eigentlich gar keine sinnvolle Auswahl treffen. Erstens "fühle" ich in diesem Kontext überhaupt nichts, sondern sehe mich ganz rational als Teil von mehreren Gemeinschaften bzw. politischen Ebenen. Ich bin Teil meiner Gemeinde, meines Kantons, meiner Sprachregion, Europas und letztlich auch der Welt. Da ich allerdings auf europäischer und globaler Ebene wenig bis keinen politischen Einfluss nehmen kann, und mein persönlicher Aktivitätsgrad und damit auch die Netzwerkbindungen mit zunehmenden Radius abnehmen, bin ich natürlich stärker in die Schweiz als Nation und ihre politischen Einheiten eingebunden. Hier wäre es hilfreicher, wenn man die einzelnen Auswahlmöglichkeiten Gewichten könnte und man auf das Wort "fühlen" verzichtet hätte.  

 Frage 3: Wie stark fühlen Sie sich gegenüber den vier Sprachregionen der Schweiz verbunden (z.B. als Deutschschweizer gegenüber der französischsprachigen Schweiz)?

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Auch hier wieder die Frage nach den "Gefühlen". Ich kann da in mich gehen wie ich will, "fühlen" tue ich nichts. Ich könnte höchstens deklarieren, inwiefern ich mich selbst als Teil der anderen Sprachregionen verstehe. Dabei würde ich aber gerne noch mitgeben, wie wichtig ich es finde, dass die Schweiz als Nation versucht den Austausch zwischen den Kulturen zu fördern und gleichzeitig, die Diversität, die sich aus dem Umstand, dass die Schweiz über vier Sprachregionen verfügt, begrüsst und fördert.  

Frage 4 ist unproblematisch.

Frage 5: Mit wie vielen ausländischen Kulturen und Ländern haben Sie, z.B. über Herkunft/Familie, eine engere Beziehung? 

Hier war mir überhaupt nicht klar, was "engere Beziehung" bedeutet, vor allem weil noch der Hinweis zur "Herkunft/Familie" gegeben wird. In familiärer Hinsicht gibt es bei uns keine ausländischen Kulturen, aber in Beruf & Freizeit pflege ich viele Beziehungen zu Menschen anderer Herkunft, auch solche, die ich als "eng" bezeichnen würde, wenn auch nicht so eng, wie sich das durch Herkunft oder Familie in der Regel ergibt. Was soll man hier nun Antworten? Bei derart offenen und vagen Fragen sind kaum sinnvolle Vergleiche der Antworten möglich.

Frage 6: Sehen Sie sich mehr Schweizer oder mehr ausländische Fernsehsender an? 

Hier fehlt die Auswahlmöglichkeit "Keine Ahnung", denn Ich weiss es schlicht nicht. Ich schaue selten fern und die meisten TV Sendungen die ich konsumiere, sehe ich mittlerweile via YouTube oder abonnierte Podcasts, ohne mir gross zu überlegen, wo sie ausgestrahlt wurden. Den Tatort am Sonntag schaue ich in der Regel bei ARD, könnte aber genauso gut SRF dafür nutzen. Ich habe echt keine Ahnung, ob es am Ende mehr Produktionen von Schweizer Sendern oder ausländischen sind. 

 Frage 7: Besitzen Sie eine Schweizer Fahne?

Endlich mal eine einfach zu beantwortende Frage :-)  Hier gibt es nichts zu interpretieren, entweder hast Du eine oder Du hast keine.

Frage 8: Was bedeutet für Sie der 1. August. 

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Hier fehlt mir die Auswahlmöglichkeit "Nichts". Er hat keine Bedeutung für mich, weil es ein willkürlich festgelegtes Datum ist und nicht sehr viel mit der heutigen Schweiz zu tun hat. Die offizielle Bezeichnung ist übrigens "Bundesfeiertag" und nicht "Nationalfeiertag".

Frage 9: Kann man Ihrer Meinung nach ein/-e gute/-r Schweizer/-in sein… 

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Diese Frage suggeriert, dass es so etwas wie den "guten Schweizer" oder die "gute Schweizerin" gäbe. Das ist meines Erachtens eine falsche Sichtweise. Wenn schön müssen wir uns fragen, ob es Bürgertugenden gibt, unabhängig davon, in welche Nation man hineingeboren wurde. Kommt dazu, dass man immer ein guter "irgendwas" sein kann, auch wenn alle angegeben Auswahlmöglichkeiten nicht zuträfen. Sie sind immer nur ein kleinster Ausschnitt aus der riesigen Anzahl Lebenssituationen und den damit verbundenen moralischen Entscheidungen, die wir dauernd zu treffen haben.

 Frage 10: Muss Ihr Besuch bei Ihnen zu Hause die Schuhe ausziehen?

Hier fehlen die Auswahlmöglichkeiten "manchmal, wenn ich gerade geputzt habe und es draussen dreckig ist" und "kommt darauf an wer" sowie "wenn ich gerade Lust habe, schwierig zu sein."  ;-)

Fragen 11,12, 14, 15, und 16 sind unproblematisch

Bei der Frage 13 nach dem liebsten Verkehrsmittel hätte ich mir gewichtete Mehrfachauswahl gewünscht. 

Frage 17: Welches Familienmodell erachten Sie persönlich für das beste, wenn die Familie aus beiden Elternteilen und mind. einem Kind besteht? 

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Es gibt keine allgemein gültige Aussage darüber, was das beste Familienmodel ist. Diese Frage kann nur im Einzelfall und hauptsächlich von den Betroffenen und ihrem persönlichen Umfeld beantwortet werden. Kommt dazu, dass die Antwort sich über die Zeitachse hinweg womöglich ändert.

 Frage 18: Angenommen, Ihr Einkommen würde bei einer Teilzeitanstellung gut für den Lebensunterhalt ausreichen, wollen Sie dann lieber mehr Freizeit haben (bzw. Teilzeit arbeiten) oder mehr verdienen (bzw. Vollzeit arbeiten)?

Auch die Antwort auf diese Frage dürfte sich wohl im Laufe eines Lebens immer wieder ändern. 

Frage 19: Was ist Ihrer Meinung nach die Hauptaufgabe der Schule? 

Hier fehlt die wichtigste und meiner Meinung nach einzig richte Antwort auf diese Frage: "Den Schüler/innen beizubringen selber zu denken und ihnen dadurch zu helfen, mündige Bürger zu werden."

Frage 20: Bei wem würden Sie zuerst Hilfe suchen, wenn Einkommen und Vermögen für den Lebensunterhalt nicht mehr ausreichen? 

Hier kommt es wohl sehr stark darauf an, ob diese Situation temporär zu sein scheint, oder ob ein grundlegendes Problem vorliegt. Weiterhin kommt es darauf an, welche Art von Hilfe man sucht. Geld? Menschlichkeit? Förderung der Weiterentwicklung? So kann man sicher in vielen Fällen bei einem temporären Engpass auf finanzielle Unterstützung im näheren Umfeld zählen, aber kaum wenn diese Situation länger andauert. Während es selten vorkommt, dass ausgerechnet die Familienmitglieder oder Freunde die richtigen sind um einem bei einer vielleicht notwendigen Neuorientierung zu helfen. 

Frage 21 lasse ich gerade noch durchgehen :-)

Frage 22 ist unproblematisch. 

Frage 23: Welche der nachfolgenden Aussagen trifft Ihre Meinung am besten? 

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Hier fehlt die Aussage "Muss im Einzelfall entschieden werden". Keine dieser Aussagen kann allgemeingültig sein. Es kommt auf die Details und das konkrete Problem an. Kommt dazu, dass wir vielleicht auch die Wachstumsdoktrin als solche in Frage stellen können und sich dann dieser vermeintliche Widerspruch gar nicht ergibt.  

Frage 24: Steht die Volkssouveräntität Ihrer Meinung nach … 

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Einmal mehr: Kommt auf den Einzelfall an und vor allem auch, wie der Wille des Volkes ermittelt wird. Es ist m.E. nicht sinnvoll in solchen Fragen auf absoluten Antworten zu beharren, sondern muss bereit sein, immer möglichst viele Aspekte des Einzelfalles zu berücksichtigen und die Argumente zu begründen und debattieren. 

 Frage 25: Finden Sie es richtig, dass finanzstarke Kantone die schwächeren Kantone unterstützen (Finanzausgleich)?

Wenn die finanzschwachen Kantone etwas dafür tun, ihre Situation zu verbessern, im Prinzip schon. Allerdings müssen wir auch nicht überall gleiche Verhältnisse schaffen, sondern in der Differenz die Vorteile sehen. 

Frage 26: Soll Ihrer Meinung nach der Sozialstaat in der Schweiz (z.B. gesetzliche Krankenversicherung, Unfallversicherung, AHV, ALV) …

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Hier fehlt wiederum eine wichtige weitere Auswahlmöglichkeit. Es gäbe neben dem Ausbau, dem gleich bleiben und dem Abbau auch noch den Umbau.  Kommt dazu, dass auch hier wohl keine derart allgemeine Antwort sinnvoll ist. Und es stellt sich die frage, was denn genau gemeint ist. Die Leistungen des Sozialwesens oder die Kosten? So gibt es Faktoren, wie die demographische Entwicklung, die schlichtweg dazu führen werden, dass die Kosten bei gleichbleibender Leistung steigen werden. 

 Frage 28: Wodurch sehen Sie primär die Schweizer Identität in Gefahr? 

Was immer das auch sein mag. 

Bei den Fragen 27, 29 und 30 habe ich nichts zu mäkeln :-)

Ein Facebook-Like will bedacht sein

Vor etwas mehr als einer Woche wurde Storyfilter.com gestartet. Ein Dienst, der in Form eines täglichen Newsletters ausgewählte, nicht gerade anspruchsvolle Inhalte aus dem Netz zusammenstellt.

Weil ich grundsätzlich unternehmerische Experimente mit Inhalten im Netz sinnvoll und wichtig finde, habe ich meinem Wohlwollen dem neuen Angebot gegenüber, durch einen Facebook-Like auf deren Website, noch vor dem eigentlichen Start des Dienstes, Ausdruck verliehen.

Ich gebe zu, ich "like" noch schnell einmal, wenn ich etwas unterstützen möchte, oder mir etwas gefällt, was ja auch der Sinn der Sache ist. Allerdings war mir bis gestern zu wenig bewusst, dass ein solcher unbedachter "Like" auch zu problematischen "Posts" in den Nachrichtenströmen meiner Facebook-Freunde führen kann. Denn so hat mein Stoyfilter-Like offenbar gestern ausgesehen (danke @omenzi für den Hinweis): 

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Was wir hier sehen, ist das fragwürdige Aufmacher-Bild der ersten Story des Storyfilter-Newsletters vom 15. Oktober 2013. Nur: Ich habe weder diese Story gelesen, noch geliked, geschweige denn beabsichtigt, dass mit diesem Bild und meinem Foto Werbung für Storyfilter gemacht wird. Ich wollte, zugegebenermassen wohl etwas naiv, mit meinem damaligen "Like" von letzter Woche, die "Idee" Storyfilter.com unterstützen, nicht aber einzelne Inhalte und bestimmt nicht diese Geschichte mit diesem Bild von gestern.  

Was lernen wir daraus: Ein Facebook-Like will bedacht sein. Ich werde in Zukunft auf jeden Fall vorsichtiger sein und wohl weniger oft den Like-Button klicken.

UPDATE: 

Alfonso von Wunschheim hat mich auf Facebook darauf aufmerksam gemacht, dass man in den Settings zu den Facebook Ads einstellen kann, ob die eigenen Likes für "Werbung" benutzt wrden können. Das war mir nicht bewusst. Habe das soeben mal abgeschaltet. Und David Blum hat im Kommentar unten darauf hingewiesen, dass bei Google+ ähnliches Ungemach zu drohen scheint. 

Huffington Post Deutschland: Welcome und viel Erfolg

Heute wollen wir festhalten, dass wir einen wichtigen Tag für das deutschsprachige Netz erleben. Die Huffington Post hat unter viel vorausgehender Kritik ihren Ableger in Deutschland gestartet und wir können aus guten Grünen hoffen, dass die hiesige Blogosphäre dadurch einen wichtigen Impuls erhält.

Es ist eigentlich traurig, dass es keines der bestehenden Zeitungsportale gewagt hat, Plattformen zu schaffen die ihren Leserinnen und Leser echte Beteiligung ermöglichen. Lieber lästert man über die Qualität der Kommentare, drückt das unsinnige Leistungsschutzrecht durch und hofft, dass irgendwann einmal alle News hinter Paywalls publiziert werden und die alte Welt dann wieder in Ordnung ist.

Wir freuen uns darüber, dass nun endlich auch hierzulande etwas anderes versucht wird, als einfach nur die Zeitung auf den Bildschirm zu drucken und wünschen der HuffPost in Deutschland auf jeden Fall viel Erfolg.

Die Zeitung und was sie mir zu leisten vermag

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Ich lese immer noch täglich meine Zeitung. Nicht mehr auf Papier zwar, aber funktional ähnlich als ePaper. Es gibt in meinem Falle im wesentlichen folgende Gründe, die dafür verantwortlich sind, dass ich trotz Google News & Social Media am frühen morgen als erstes einen digitalen Container mit redaktionellen Inhalten zum aktuellen Geschehen verarbeite.

1) Themenauswahl / Kuratierung

Ich mag an meiner Zeitung, dass sie das wichtigste für mich zusammenfasst und zwar so, dass ich den Eindruck habe, über das politische und wirtschaftliche Weltgeschehen informiert zu sein.  

Es ist zwar auch möglich, sich im Netz zur aktuellen Lage in Syrien, zur finanziellen Situation in Frankreich, zu den Wahlen in Österreich oder zu den Tagesschulprojekten in Zürich zu informieren. Aber es ist mit viel Aufwand verbunden, zuerst zu entscheiden was heute auf die Liste der wichtigen Themen gehört und dann für diese noch die richtigen Artikel zusammenzusuchen.

Im Netz habe ich derart viele RSS-Feeds und Social Media Accounts abonniert, dass es mir unmöglich ist, so effizient wie durch eine Zeitung, das wichtigste herausgefiltert zu bekommen.

2) Hintergrund, Kontext

Die Inhalte, die mich an der Zeitung interessieren, sind nicht die 'News'. Diese sind ja in der Regel längst bekannt, bzw. veraltet. Die Zeitung muss mir nicht mitteilen, wer die Wahlen in Deutschland gewonnen hat, sondern was das Ergebnis bedeuten könnte. Hier spielt der Umstand, dass eine gute Zeitung eine professionelle Redaktion mit einem zusätzlichen Netzwerk an Korrespondenten und freien Journalisten unterhält, eine wesentliche Rolle. Natürlich könnte ich solche Beiträge auch im Netz finden, doch wie schon erwähnt, müsste ich mir diese mit viel Aufwand zusammensuchen.

3) Abgeschlossenheit

Es gibt mir ein Gefühl der Zufriedenheit, die letzte Seite erreicht zu haben und dann den Akt des Zeitungslesens abschliessen zu können. Mein Feedly-Reader dagegen kennt kein Ende. Der Strom der Inhalte ist unaufhörlich, was es, mir zumindest, schwierig macht, zu entscheiden, wann genug ist.

4) Ritual, Tradition

Am morgen, bevor der Tag richtig beginnt, mit einer Tasse Kaffe eine Zeitung zu lesen gehört seit mehr als 25 Jahren zu meinem Leben. Ich habe mich daran gewöhnt, ich liebe es den Tag so zu starten und will das eigentlich nicht ändern. Es gab eine Zeit, da habe ich für eine Weile zuerst die News aus den Social Media Kanälen gelesen und erst danach die Zeitung. Mittlerweile bin ich aber längst wieder in den alten Modus zurückgefallen.

Wenn ich es aus irgendwelchen Gründen einmal nicht schaffe, am morgen als erstes die Zeitung zu lesen, spielt sie später am Tag keine Rolle mehr. Am Abend hätte ich das Gefühl Beiträge zu lesen, die durch den Tagesverlauf bereits neu beurteilt werden müssten. Tagsüber sind dann das Netz und das Radio für mich die wichtigen Informationsmedien. 

Bei allen Themen, die mich besonders interessieren, die also mein persönliches Leben direkt betreffen, hat die Zeitung allerdings keine Chance mehr. Da bin ich im Netz bestens aufgehoben und kann mich bis in die kleinsten Verästelungen des Interessengebietes selber informiert halten.

Solang mir aber niemand im Netz die Funktion einer guten Redaktion übernehmen kann, und mir meinen morgendlichen Mix and relevanten Beiträgen zum politischen Geschehen in der Schweiz und der Welt in einem abgeschlossenen Container liefert, werde ich meine Zeitung abonniert halten.

Etwas hat sich allerdings schon geändert. Früher las ich zwei, manchmal drei Tageszeitungen, heute noch eine.

(Bild: Wikimedia Commons, Public Domain

Wenn das Netz mit Google verwechselt wird.

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Frank A. Meyer hat uns heute mitgeteilt warum ihm die Zeitung besser gefällt als das Web. In der Zeitung werde er überrascht und könne dort Beiträge lesen, mit denen er nicht gerechnet hat, während er im Netz nur immer das zu sehen bekomme, was er suche. 

Nun, es mag sein, dass er diese Erfahrung macht, und er ist auch nicht der Einzige. Die meisten dem Netz gegenüber eher negativ eingestellten Menschen, erleben das WWW auf diese Art und Weise. 

Doch er und seine Leidensgenossen sind selber schuld, wenn sie das grossartigste Medium, welches die Menschheit bisher hervorgebracht hat, nur durch den Gebrauch einer Suchmaschine kennen. 

Niemand hindert sie daran, Websites aufzusuchen, die sie bereichern und ihnen Links liefern, die sie gerade nicht gesucht haben. 

Niemand zwingt sie auf Social Media Plattformen, sofern sie diese überhaupt nutzen, nur denen zu folgen, die ihnen nicht immer wieder ungewohntes, ungesuchtes, ungewolltes aber überraschendes, erhellendes und anregendes in ihren Stream posten. 

Wer das Netz mit Google verwechselt darf zwar die Suchmaschine dafür kritisieren, dass sie ihm nur das bringt, wonach er gesucht hat, obwohl er genau das von ihr erwartet, aber deswegen dem World Wide Web als Ganzes die Möglichkeit der Serendipität abzusprechen ist ziemlich verwegen, um nicht zu sagen unangebracht.

(Bild: Web 2.0 Icons, CC-BY 2.0 Pietro Zaranini auf Flickr

Nicht dem E-Book, sondern dem Online-Buch gehört die Zukunft

Dieser Beitrag ist ursprünglich im Heft Nr. 220, Februar 2013 des Ostschweizer Kulturmagazins Saiten erschienen. 

«Der Untergang des Buches wird nicht stattfinden», hört man allenthalben, und meistens werden dann grossartige Buchliebhaber wie Umberto Eco bemüht, um diese Aussa­ge zu untermauern. Haptik und überhaupt das Buch, wer will schon Pixel lesen! Dem Buch verdanken wir unsere Freiheit. Wir schulden ihm darum auch die Rettung.

Nun, ich kann guten Gewissens entwarnen und Ihnen mitteilen, dass das E-­Book das gedruckte Buch wohl nicht überleben wird. Dies bedeutet allerdings nicht, dass das gedruckte Buch in ferner Zukunft viel mehr als ein Nischen­dasein für eine kleine Zahl von älteren Herren, die abends gerne an vermodertem Papier riechen, zu denen ich mich übrigens auch zähle, fristen wird. Wir können es dre­hen und wenden wie wir wollen, wir können es bedauern und beweinen, wir können gen Himmel schreien und die Ungerechtigkeit beklagen: die Tage des gedruckten Buchs als Massenmedium sind gezählt.

Die elektronische Publikation von Inhalten bietet der­art viele Vorteile, dass das gebundene Papier keine Chance haben kann. Evolution findet auch in der Kulturproduktion statt. Aber, und das ist vielleicht das Tröstliche, das E-­Book ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Das E-­Book, so wie wir es heute vorfinden, ist eine kurze Episode der Informa­tikgeschichte. Es bietet zwar bereits einige der Vorteile, die ein digitaler Text aufgrund seiner – Papierfreunde entschuldigen bitte den Ausdruck – «Beschaffenheit» von Haus aus mitbringt. So können wir das E­-Book nach Stichworten durchsuchen, wir können Textstellen markieren und Begri­ffe nachschlagen. Diese Merkmale alleine sind schon beacht­lich, wenn wir sie mit denen des gedruckten Buches ver­gleichen, welches wir ja gerade mal durchblättern können. Und wenn die meisten Buchverlage nicht so unverfroren wären, uns Buchliebhaber, Buchkäuferinnen und Buchleser wie poten­tielle Verbrecher zu behandeln, so könnten wir die markier­ten Textstellen kopieren und in andere Texte einbinden, wir könnten uns jeden Text vorlesen lassen, wir könnten alle E­-Books, egal wo wir sie gekauft haben, zusammen abspei­chern und eine Volltextsuche über alle Titel laufen lassen, wir könnten einzelne Stellen ausdrucken, und wir könn­ten den einen oder anderen Ausschnitt per E­mail an eine Freundin schicken, um darüber zu diskutieren. Das alles würde funktionieren, wenn die Verlage endlich damit aufhören würden, ihre E-­Books mit einem technischen Kopierschutz zu versehen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass allmählich ein Umdenken stattfindet und einzelne Verlage gelernt haben, dass es nicht gerade sinnvoll ist, die Fehler der Musikbran­che zu wiederholen, die notabene mittlerweile komplett auf derartige Kopierschutzmechanismen verzichtet.

Nun denn, es ist eigentlich egal, denn das elektronische Buch wird nicht als E-­Book die Welteroberung antreten, sondern als Website, als Online-­Buch. Erst wenn das Buch im World Wide Web integriert ist, hat es den Platz in der digitalen Welt erhalten, der ihm gebührt. das Online-Buch kann alles, was das E-Book kann, und etwas ganz Entscheidendes mehr. Seine Inhalte können mit anderen Inhalten verlinkt werden, sie können jederzeit im richtigen Kontext gefunden werden, und sie können über Socialmedia­kanäle verteilt werden. Die Zukunft des Buchs liegt im offenen und freien Internet, nicht im Kindle, nicht im iBook­ Store und nicht im Tolino, denn nur im Netz wird dem Buch ein ewiges Leben beschieden sein.

Blogbox - iPad App für Blogleser

Heute ist die Blogbox App für das iPad im AppStore an den Start gegangen. Ich habe vor ein paar Wochen mein Blog für das Verzeichnis angemeldet und freue mich, dort nun gelistet zu sein. Vor allem auch, weil wir ja jede Initiative unterstützen wollen, die der Verbreitung unserer Inhalte dient. Danke an das Blogbox Team. Bei netzwertig.com gibt es noch mehr zu lesen dazu.