Google: Die W-Lan Datenschnüffel Gechichte ist nun auch in der Schweiz angekommen
/Seit Freitag können wir in den Medien, vor allem in den online Medien, unseres nördlichen Nachbars, die Entwicklung eines weiteren Kapitels der Geschichte "Wir gegen Google" beobachten. Der Google Watch Blog hat die wichtigsten Beiträge die bis Sonntag Abend erschienen sind aufgelistet.
Am 14.Mai hat Google auf ihrem offiziellen Blog eine frühere Aussage korrigiert und bekannt gegeben, dass die Street View Fahrzeuge neben den Basisdaten zu offenen WLAN Netzen, auch sogenannte Paketdaten gespeichert hat. Google hat diese Datenaufzeichnung als ein ungewolltes Versehen dargestellt, sich für den Fehler entschuldigt und versprochen die Daten zu löschen.
Mittlerweile ist die Geschichte auch bei uns angekommen. So hat Radio DRS heute in den Nachrichten (bei 12:55) einen Beitrag dazu ausgestrahlt und die SDA hat dann gleich den zweiten Artikel nachgeschoben, der auf NZZ Online (und wahrscheinlich auf allen anderen Medienseiten auch bald) zu lesen ist.
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Wer den Beitrag von Radio DRS hört und nicht Netzwerk Techniker ist, also 99.9% der Hörerschaft, wird die Situation in etwa so einschätzen:
Google fährt mit ihren Street-View Autos durch die Gassen unserer Städte und hat danach die E-Mails und die Webseiten derjenigen Leute gespeichert die ein WLAN ohne Passwort betreiben und dort wohnen wo Google durchgefahren ist. Google macht das weil sie eine sogenannte Datenkrake ist, dass es ein versehen war, ist deswegen eher unwahrscheinlich.
Der umtriebige Zürcher Datenschützer Bruno Baeriswil, konzentriert sich auf das Google Bashing anstatt die Gratis Sendezeit zu nutzen, um seinen Auftrag wahrzunehmen und gleich mal darauf hinzuweisen, dass es höchst Gefährlich ist, ein privates WLAN ungeschützt zu betreiben.
Auf der Website des Dateschutzbeauftragten des Kantons Zürich, der primären Wirkungsstätte von Herrn Baeriswil, wäre doch zum Beispiel ein PDF zum Download, welches uns erklärt wie und warum ein WLAN Router mit Passwortschutz zu versehen ist, viel sinnvoller als bei jeder Gelegenheit mit dem Finger auf Google zu zeigen.
Natürlich zeugt es nicht gerade von Fingerspitzengefühl, dass Google diese Daten aufgezeichnet und gespeichert hat, aber wir sollten schon die Fakten im Auge behalten:
1) Die Daten die Google hier aufgezeichnet hat, sind mit grösster Wahrscheinlichkeit absolut unproblematisch und unnütz und könnten wohl kaum genutzt werden, um irgendwo schaden anzurichten.
Es ist nicht so, dass Google hier ganze E-Mail Konversationen oder Websitebesuchsprotokolle aufgezeichnet hat.
Das Street View Fahrzeug fährt ja durch die Gegend und ist nicht stationär. Selbst wenn es nur mit 30 km/h tuckern würde, was wohl selten der Fall ist, würde eine Durchfahrt im grosszügig gerechneten Abdeckungsbereich eines W-LAN Routers von 200-300m ungefähr 30 Sekunden dauern.
Es würden also maximal während 30 Sekunden Daten mitgeschnitten. Die Chance, dass hier jemandes privateste Geheimnisse jetzt in den Händen von Google liegen, sind also sehr niedrig, denn diese privatesten Geheimnisse müssten just in den 30 Sekunden übers Netzt gesendet worden sein, während denen das Google Street View Fahrzeug durchgefahren ist. Wer sich dazu noch intensiver mit den technischen Hintergründen auseinander setzen will, finde hier einen nützlichen Artikel von Kristian Köhntopp.
2) Das Problem liegt hier für einmal nicht bei Google, sondern bei den Nutzern von WLAN Routern, die diese nicht durch ein Passwort schützen.
Denn in der Tat ist es so, dass bei solchen ungeschützten W-LAN Umgebungen jeder der das möchte und zwar ohne viel technisches Know-How, alle Daten die in diesem Netz übertragen werden, "abhören" und kopieren kann.
Dazu muss man allerdings stationär im Empfangsbereich des Netzes sein, durchfahren wie das bei den Google Fahrzeugen der Fall ist, reicht da nicht. Wichtig ist, dass den Leuten klar gemacht wird, dass sie diese Netze schützen sollen und wie sie das tun können. Diese Aufklärungsarbeit wäre eigentlich am ehesten noch als Aufgabe für die Datenschützer zu sehen.
Interessant sind bei dieser Geschichte noch folgende Nebenaspekte:
A) Google geht in die Kommunikationsoffensive nach Lehrbuch. Das Problem bekannt geben und nicht zu verheimlichen versuchen, einen Fehler zugeben und sich dafür entschuldigen, damit die mediale Öffentlichkeit zufrieden gestellt werden kann. Das ist meines Wissens das erste Mal. Findet hier ein Wandel in der Einschätzung von Google statt, wie sie mit der hiesigen Anti-Google Haltung umgehen wollen?
B) Das Image von Google ist bei uns schon so angekratzt, dass Google sich nicht auf die Fakten berufen kann, jeder Versuch die Harmlosigkeit der Geschichte zu schildern, würde als Vertuschungsversuch interpretiert werden. Darum entschuldigt sich Google für einen "grossen Fehler", der eigentlich eine Lapalie darstellt.
C) Während in Deutschland die Geschichte bereits am Freitag seinen lauf durch die Websites nahm, kommt das Thema bei uns erst am Montag langsam zum fliegen. Natürlich haben wir auch am Freitag bereits erste SDA Meldungen dazu sehen können, aber die Aufarbeitung beginnt erst jetzt. Und wer Twitter nutzt, hat eh schon längst alles mitbekommen.
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