Prince am Montreux Jazz Festival 2013

Es kann ja schon sein, dass denen, die zuhause hauptsächlich Creedence Clearwater Revival hören, die ersten beiden Abende der drei Prince Konzerte in Montreux weniger gefallen haben, und dass solche Menschen erst am dritten Abend voll auf ihre Kosten gekommen sind. Das ist aber deren Problem und weder das von Prince noch von all den anderen, die auch von den Funk-Abenden begeistert waren. Prince ist ein Funker, ein Rocker und ein Jazzer. Er ist Sänger, Gitarrist, Pianist, Komponist und Bandleader. Er ist ein unermüdlicher Schaffer, eine Diva, und ein Unternehmer. Alles das zusammen und noch viel mehr macht Prince aus. Wer sich nur auf einen Aspekt dieses Ausnahmekünstlers einlassen will, wird immer verlieren. Jammere nicht über sein fehlendes Gitarrenspiel, wenn Du ihn als Zeremonienmeister von einer Band mit 11 Bläsern und 3 Sängerinnen sowie eine begnadete Gitarristin wie Donna und eine Hammer-Drummerin wie Hanah bekommst. Sei nie enttäuscht, weil er nicht alles, was er zu bieten hat, an einem Abend unterbringen kann, sondern erfreue Dich an der Vielfalt des gebotenen Materials, der Virtuosität und Spielfreude seiner Musiker und ganz einfach daran, dass es Dir vergönnt ist, ihn in einer kleinen aber feinen Location wie der Stravinski-Hall in Montreux erleben zu dürfen. 

Hier noch drei Videos, die derzeit (und wohl nicht mehr lange) online sind. Damit man sich selber ein Bild machen kann, ob so ein enttäuschtes Publikum aussieht. Eines mit einem Ausschnitt vom ersten oder zweiten Abend, eines von der After-Show-Party mit Larry Graham Central Station und eines mit der Eröffnungssequenz des dritten Gigs. Wenn noch weitere und/oder bessere Videos auftauchen, werde ich diese hier nachschieben.

Die Geschichte des Montreux Jazz Festival (ZDF Doku)

Vor 4 Jahren hat das ZDF eine 60 Min. Dokumentation zur Geschichte des Montreux Jazz Festivals produziert. Der Film ist in 6 Teilen auf YouTube verfügbar.

Teil 1 zeigt als Einführung, neben einigen Ausschnitten aus den Konzertaufnahmen des Festivals, verschiedene Statements von Musikern wie Quincy Jones, Joe Sample, Mike Hucknall oder Eddy Grant, sowie erste Einblicke in die Arbeitsweise und -umgebung von Claude Nobs

Im Teil 2 beginnt der Rückblick zu den Anfängen des Festivals im Jahre 1967. Interessant ist hier das kurze Statement von Raymond Jaussi, dem damaligen Chef von Claude Nobs im Tourismus Büro von Montreux, sowie die Geschichte wie Claude Nobs einfach bei Atlantic Records in New York herinreinspaziert ist, um dort die ersten Musiker für sein Festival zu akquirieren. Was wir hier lernen können, ist, dass es keine Hindernisse gibt, wenn man sie nicht sieht. Gegen Ende dieses Teils sehen wir wie Claude Nobs in seinem Chalet den Musikern aus aller Welt jedes Jahr ein 'Ferienfeeling' in freundschaftlicher und ungezwungener Umgebung gab, und damit einen der Grundsteine des Erfolges des Jazz Festival Montreux legte.

Im dritten Teil erzählt uns Claude Nobs mit der Geschichte zum Auftritt von Nina Simone 1976, dass es auch dazu gehört, sich von den schwierigen Fällen nicht aus der Ruhe zu bringen. Hier erfahren wir zudem, wie er David Bowie und Freddy Mercury dazu motiviert hat, zusammen ins Studio zu gehen, woraus dann der Song "Under Pressure" entstanden ist.

Teil 4 beginnt mit der ewigen Diskussuion, warum das Jazz Festival Montreux nicht auf Jazz beschränkt ist und zeigt wie die Veranstalter versucht haben das Festival 1976 und 1977 nur mit "Montreux Intenational Festival" zu bezeichnen, sie aber feststellen mussten, dass die Marke "Jazz Festival Montreux" längst in den Köpfen der Menschen etabliert war. Weiterhin hören wir, wie wichtig für Claude Nobs auch die freien Konzerte waren. Etwas, was sich die neue Festivalleitung vielleicht stärker zu herzen nehmen sollte. Das Fehlen des Montreux Jazz Café in diesem Jahr wird hoffentlich dereinst als Ausrutscher in die Gechichte eingehen. Gegen Ende dieses Teils, spricht Claude Nobs über den berühmten Casinobrand von 1971 und die Entstehungsgeschichte von Smoke on the Water von Deep Purple. Er würde uns auch zuhören lassen, aber im YouTube Video ist dieser Teil der Audiospur während fast einer Minute gemuted; aus urheberrechtlichen Gründen. Wir sehen hier sehr schön, wie willkürlich und absurd diese Einschränkungen sind. Es wird offenbar nur die Studioaufnahme gesperrt.

Im fünten Teil geht es vor allem um das fanstastische Archiv, welches Claude Nobs in den über 45 Jahren, seit Beginn des Festivals aufgebaut hat, und welches dieses Jahr in die Liste des UNESCO Weltdokumenterbes aufgenommen wurde. Leider werde ich wohl nicht mehr erleben, wie dieses Archiv den Menschen zugänglich gemacht wird. Auch hier verhindert ein veraltetes und einseitig konzipiertes Urheberrecht den Zugang zu Kulturgütern.

Der letzte Teil befasst sich mit der wichtigen Rolle von Quincy Jones und seiner Freundschaft mit Claude Nobs, sowie den Spekulationen darüber, was mit dem Festival geschehen wird, wenn Claude Nobs einmal nicht mehr unter uns weilt. Dieses Jahr, am 10. Januar, ist leider wahr geworden, was bei den Aufnahmen des Filmes im Jahre 2009 noch in weiter Ferne schien. Claude Nobs war eine Ausnahmeerscheinung, er war ein Mann mit Leidenschaften, ein Freak mit einer Vision und gleichzeitig ein Macher, der sich auch nicht von grossen Steinen im Weg aufhalten liess. Einer, den man sich getrost zum Vorbild nehmen darf.

Der Gefangene von Chillon

Zurzeit beglückt uns Prince in Montreux. Vor fast zweihundert Jahren war eine andere Hoheit, Lord Byron, hier in der Nähe, auf Schloss Chillon zu besuch. Sein Gedicht "The Prisoner of Chillon" gilt neben Jean-Jacques Rousseaus Briefroman "Julie ou la Nouvelle Héloïse" als wichtiger kultureller Werbeträger für die Region. Es handelt von François Bonivard, einem Reformationsbefürworter aus Savoyen der von 1530 bis 1536 im Schloss Chillon eingekerkert war und von den Bernern befreit wurde, als diese die Waadt eroberten. Lord Byron hat 1816 auf der Durchreise das Schloss besucht und danach dieses Gedicht geschrieben. Der französische Maler Eugène Delacroix hat sich wohl von Byrons Gedicht wiederum zum Bild mit demselben Namen inspirieren lassen.

Und hier nun zum Abschluss und weil heute Sonntag ist, ein Ausschnitt aus dem Gedicht "The Prisoner of Chillon" von Lord Byron, gelesen von Sean Barrett (YouTube Video EN):

Herbie Hancock mit Tal Wilkenfeld in Montreux

Vor drei Jahren war für mich Tal Wilkenfeld, damals als Bassistin bei Jeff Beck, die Überraschung des Montreux Jazz Festivals. Dieses Jahr war sie mit Herbie Hancock da, was ich gerade im letzen Moment noch gesehen habe und mir, obwohl das Konzert bereits ausverkauft war, glücklicherweise noch ein Ticket zum offiziellen Preis ergattern konnte. Als erste Zugabe spielte die Band den Hancock Klassiker "Chameleon" (YouTube Video): 

Prince in Montreux 2009

Foto by FDumenyEs ist wahr, Prince war dieses mal weniger funky als 2007 und wer nur die 1. Show besucht hat, der war vielleicht sogar etwas enttäuscht, vor allem als er nach 50 Min. schon mal das erste Mal "Tschüss" sagte (das Konzert dauerte dann schon insgesamt ca. 90 Minuten). Wir waren an beiden Gigs und ich kann nur bestätigen was an verschiednen Stellen nachgelesen werden kann: Prince war toll und das Konzert ein besonderes Erlebnis. Die beste Konzertreview gibt es hier bei Testspiel.de und ein paar Fotos und Videos bei Music2nite.

Ob diese Prince Nite allerdings wirklich so begehrt war, wie wir durch die offiziellen Verlautbarungen lesen können, wage ich zu bezweifeln. Vor dem Kongresszentrum in Montreux waren die Ticketpreise, als ich um ca. 16.30h dort angekommen bin, bereits ziemlich im Keller und es waren noch sehr viele verfügbar. Ich habe den Eindruck, dass da auch einige auf Ihren Tickets sitzen geblieben sind. Das Auditorium Stravinski war bei beiden Konzerten definitiv nicht so vollgestopft, wie damals vor 2 Jahren, was den ganzen Abend um einiges angenehmer gemacht hat.

Auch die Preise für Konzerte wachsen offenbar nicht in den Himmel und ich denke Prince ist diesmal schon etwas an die Grenzen gegangen. Wie gesagt, vor allem für die, die nur die erste Show für zweihundert bzw. fast fünfhundert (Sitzplatz) Stutz gebucht haben.

Ich bedanke mich nochmals bei allen, die mir und Thomas am 4.7.2009 geholfen haben, an die Tickets zu kommen. 20 Stück hätten wir dazu nicht gebraucht, aber sicher ist sicher ;-) und ich habe ja alle bis auf eines, an Freunde und Bekannte weitergeben können.

Prince hat dem Montreux Jazz Festival übrigens den Song "In a Large Room with No Light" zur Verfügung gestellt, der man sich auch hier bei Spex anhören kann. Der Song bringt den Stil des Konzertes vom letzten Samstag ziemlich genau auf den Punkt.